Samstag, 8. Dezember 2018

You can't stop the waves, but you can learn to surf!


Hello my dears, 

endlich geht's los! Nach zahlreichen Stunden Vorbereitung (wenigstens mental), wagen wir uns nun endlich aufs Brett. Die Kurse unserer Surfschule in Morro Jable, Otro Modo, waren immer entweder am Vormittag oder am Nachmittag, und die die ersten zwei Tage waren wir erst später dran. Nach einem Vormittag auf der Terasse, trafen wir uns an der Surfschule, lernten unsere sechs anderen Kursteilnehmer kennen und sprangen in "Pinky", einen super alten, halb auseinanderfallenden VW Van, der uns die nächsten Tage über die Insel fahren würde. 




Die Surfschule kann an vier verschiedene Strände fahren, je nach Wetterlage, und so waren wir nach gut 40 Minuten Fahrt in La Pared angekomen, einem Strand an der Westküste. Neoprenanzüge an, die Theorie gelernt, und schon ging es ins Wasser. Die ersten 30 Minuten des Surfkurses waren ungefähr das Anstrengendste was ich je in meinem Leben gemacht habe. Ich wusste dass Surfen schwierig ist und man eine Weile braucht um auch nur annähernd auf dem Brett stehen zu können, aber dass es so anstrengend wird hätte ich nicht gedacht. Die Wellen waren riesig, die Strömung zerrte einen Meter weit weg ohne dass man überhaupt einen Versuch gemacht hätte auffs Brett zu kommen, und durch die ständige Wasserbewegung änderte sich der Boden im Sekundentakt, das heißt man trat andauernd in Löcher und ist halb abgesoffen. Ganz kurz habe ich mich verflucht für diese Entscheidung, warum muss ich auch immer so abenteuerlustig sein?! Hätte irgendwo entspannt am Strand liegen und einen Cocktail schlürfen nicht gereicht? 

An wirklich aufstehen und surfen war an diesem Tag nicht zu denken, also konzentrierte ich mich darauf die Wellen irgendwie zu bekommen. Meistens lag ich also nur auf dem Brett und ließ mich an Land schwemmen, manchmal habe ich es zumindest auf die Knie geschafft. Und schon da, wenn man es schafft eine Welle mit Absicht zu nehmen und nicht nur hoffnungslos überspült zu werden, ist es ein unglaubliches Erlebnis. Da werden Glücksgefühle freigsetzt sage ich euch! 






Die nächsten zwei Tage waren nicht viel besser, dadurch dass der Wind an der Ostküste, wo unsere Surfschule lag, einfach zu schwach war, mussten wir immer wieder an diesen Strand fahren. Der zwar für Surfprofis bestimmt toll ist, für blutige Anfänger wie uns jedoch eine echte Herausforderung. Die Wellen waren einfach so hoch, das Wasser so tief, die Strömung so krass, dass ich mehr versucht habe zu überleben als wirklich zu surfen. Nicht nur einmal ist es passiert dass ich es zwar irgendwie mit Surfbrett auf eine Welle geschafft habe und bis an den Strand gekommen bin, die Welle dort aber gut einen Metter hoch gebrochen ist und ich ungebremst aus der Höhe auf den Strand geknallt bin. Oder dass mein Board mit der Nase im Sand stecken geblieben ist, die Welle mit voller Kraft gegen mein Board geknallt ist und mich somit auf den Strand katapultiert hat. Alles erlebt. Ihr könnt euch nicht vorstellen wie viele Kilo Sand ich an den unmöglichsten Stellen hatte. 




Und spätestens nach Tag 3, haben wir dann auch körperlich die Herausforderunen gespürt. Abgesehen von den fünf Stunden surfen am Tag ging gar nichts. Ich dachte mir vorher, gut dass wir den Mietwagen haben, da können wir ja außerhalb des Kurses noch ein bisschen die Insel erkunden - Pustekuchen. Die Zeit die wir nicht auf dem Brett verbrachten, haben wir versucht uns so wenig wie möglich zu bewegen und unsere Wunde geleckt. Mal abgesehen von dem übelsten Muskelkater und blauen Flecken überall, hatten wir uns auch sämtliche freie Haut komplett aufgescheuert. Da es ja relativ warm war hatten wir nur kurze Wetsuits, an denen also alles unterhalb der Ellenbogen und Knie frei war. Knie, Ellenbogen, Füße - überall hatten wir teils offene, blutende Wunden. Selbst an den Händen und Fingerkuppen, vom Board tragen. Der Sand kam einfach überall hin, und scheuerte alles weg was er kriegen konnte. Es war wirklich nicht schön.

Aber dann, an Tag 4, hatte das Wetter nachsehen mit uns. Endlich wurde es ein bisschen winidger auf unserer Seite der Insel, und wir konnten den Horrorstrand, der einigen von uns echt langsam Albträume bereitete, hinter uns lassen. Es ging nach Esquinzo, an einen kleinen Strand, mit türkisfarbenem Meer und sehr sehr kleinen Babywellen. Ich war mir ja anfangs gar nicht so sicher ob man hier überhaupt surfen kann, denn die Wellen waren quasi fast gar nicht existent. Aber als wir dann einmal drin waren, ging es doch! Und jetzt endlich plazte auch bei mir der Knoten - man musste nur ungefähr hüfttief ins Wasser, konnte also die ganze Zeit stehen, konnte vom Boden aus abspringen und die Wellen nehmen. Es gab keine Strömung, nur wenig Wind und die Sonne schien. Es war perfekt! Und jetzt, da ich nicht mehr nur ums pure Überleben kämpfen musste, ging es auf einmal! Ich hatte den Dreh raus, und ab jetzt machte es nur noch Spaß. Wir mussten zwar immer mal ein bisschen warten bis wieder gute Wellen kamen, aber das war tausend Mal besser als alle zwei Sekunden von riesigen Wasserfronten überrannt zu werden. So langsam wurden wir zu richtigen Experten, lasen die Wellen, riefen uns gegenseitig zu welche der andere nehmen sollte uns gaben uns Tipps um noch besser auf dem Board zu stehen. Es war so cool, stundenlang im Wasser zu sein, nur auf die nächste Welle zu warten, aufs Board zu springen und dann bis zum Strand zu fahren. SO COOL!



Auch am letzten Tag unseres Kurses fuhren wir wieder an diesen kleinen Strand, und ich wollte am liebsten gar nicht mehr weg. Die ganzen Klischees übers Surfen sind einfach wahr - die Leute sind mega freundlich und entspannt, man hilft sich und freut sich für den anderen. Den ganzen Tag mit Wind, Wasser und Wellen umgeben zu sein ist so ein tolles Gefühl, man lernt zwar ein bisschen wie man mit den Wellen arbeiten kann, aber das Meer lässt sich am Ende doch nicht kontrollieren. Man ist so ein kleiner Punkt der nichts gegen diese riesige Kraft ausrichten kann - doch wenn man einmal eine Welle richtig erwischt, fühlt man sich so als wäre man der König der Welt. Kontrollieren können wird man sie nie, aber man kann auf ihr surfen. You can't stop the waves, but you can learn to surf!

Ja, ich weiß das Video sieht nach überhaupt nicht viel aus, es ist eine minikleine Welle und ich stehe ungefähr drei Sekunden lang auf dem Brett. Aber ihr könnt euch nicht vorstellen wie viel Schweiß und Arbeit es gebraucht hat um bis zu diesem Punkt zu kommen, und wie unglaublich glücklich ich war für diese drei Sekunden. Von daher ist es mir vollkommen Brille wie klein die Welle war und wie wackelig ich auf dem Board stehe - ich stehe, und es fühlte sich definitv viel größer an als es aussieht!



Unnötig zu erwähnen, dass wir unseren nächsten Surfkurs schon gebucht haben. In gut vier Wochen, mitten im kalten Januar, geht es wieder auf die Bretter. Wo genau wird noch nicht verraten - aber ich kann auch so viels sagen, Neoprenanzüge werden wir dort nicht brauchen!

Cheers!

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