Freitag, 2. September 2022

Ciao Bella, Ciao

 Über ein Jahr ist mein letzter Eintrag hier nun her, und auch vorher gab es große Lücken. Das mag auf der einen Seite daran liegen, dass ich meinen YouTube Kanal eröffnet habe und meine Freude am filmen und Videos schneiden entdeckt habe. Auf der anderen Seite ist wie immer die Zeit knapp, und irgendwie hatte ich auch das Gefühl nicht mehr so wirklich was zu erzählen zu haben. 

Denn Fakt ist, damals, vor acht Jahren, habe ich diesen Blog gestartet um von meinem Leben im Ausland zu berichten. Eigentlich nur ein Jahr Italien, daher auch der Name. Seit dem ist so viel Zeit vergangen, ich bin von Bologna nach Genua, nach Edinburgh und schließlich nach London gezogen. Unzählige Flüge, neue Adressen, Handynummern und Erfahrungen. Ständig gab es irgendwas Neues, Ungewöhnliches, Unbekanntes, mit dem man sich beschäftigen musste, neue Eindrücke und Schwierigkeiten, neue Freundschaften und Lebensweisen. Es war aufregend und spannend und es wert, darüber auf diesem Blog zu berichten. 

Aber irgendwann wurde das Leben im Ausland einfach nur noch mein Leben. Es war mein Alltag, mein gewohntes Umfeld, in dem ich meine Freunde und Kollegen hatte, meinen Kiez, meinen liebsten Doughnut Laden und mein Gym. Ich wusste nicht mehr so recht was ich noch erzählen sollte, denn alles was vorher so neu und aufregend war, war nun einfach normal. Nicht im negativen Sinne, aber Dinge die einem als Neuankömmling vielleicht noch als fremd oder aussergewöhnlich aufgefallen sind, habe ich überhaupt nicht mehr wahrgenommen. 

Doch in den letzten Monaten hat sich alles gändert. Im Herbst erwarten wir das erste Mal Nachwuchs, und obwohl das nicht von Vornherein der Plan war, wurde uns doch relativ schnell bewusst, dass London, beziehungsweise Großbritannien generell, nicht der richtige Ort ist um Familie zu gründen. Das Gesundheitssystem ist zu schlecht, Kinderbetreuung unbezahlbar, ich hätte maximal ein paar Monate zuhause bleiben können, mehr kann man sich schlichtweg nicht leisten, und Elternzeit für Väter gibt es sowieso nicht. Unsere Wohnung wäre mit Kind zu klein gewesen, eine größere hätten wir uns in London aber nicht leisten können, hätten also so oder so die Stadt verlassen müßen. Die außerdem überhaupt nicht für Kinder gemacht ist, viel zu laut, viel zu gefährlich und umständlich - zum Beispiel hat fast keine U-Bahn Station einen Fahrstuhl. 

Und so haben wir entschieden, was am meisten Sinn macht. Und ich sage mit Absicht, was am meisten Sinn macht, nicht was unser Herzenswunsch war - wir sind wieder nach Deutschland gegangen. Wo man einfach so zum Arzt gehen kann und auch Chancen hat eine halbwegs plausible Diagnose zu bekommen. Wo man für einen Kindergartenplatz nicht ein ganzes Monatsgehalt hinblättern muss, wo es noch halbwegs verträgliche Luft gibt und man nicht ein paar Wochen nach der Geburt wieder zur Arbeit muss. Wo beide unsere Familien wohnen, und etliche Freunde, die alle schon Kinder haben (in London wären wir mit fast 30 die Ersten gewesen). 

Wir haben eine wunderschöne, riesige Wohnung gefunden, konnten unsere Jobs mitnehmen, haben alle Freiheiten der Welt mit permanentem Home Office und damit einen Lebensstandard, von dem wir in London nur träumen konnten. Wir können unsere Familien und Freunde sehen wann immer wir wollen, und müssen uns keine Sorgen über den finanziellen Ruin machen, sobald unser Nachwuchs da ist. Unser Kind wir U-Untersuchungen haben, und zwar von einem Kinderarzt, nicht nur dem allgemeinen Hausarzt, und wird in einer wunderschönen, grünen, freundlichen Stadt aufwachsen. Alles macht total Sinn, auf jeder einzelnen Ebene. Es gibt absolut keinen Grund warum wir diese Entscheidung irgendwie bereuen sollten - tun wir auch nicht, bisher. 

In London haben immer alle gesagt, ach das wird ja ganz einfach und toll für euch, ihr geht ja nach Hause. In Leipzig fragen mich nun immer alle, und, ist es nicht schön wieder zuhause zu sein? Und ich sizte hier, und frage mich, was nun eigentlich mein Zuhause ist. Letzte Woche war ich auf meiner erstmal letzten Tour, zufälligerweise in Edinburgh, unserem schottischen Zuhause. Fakt ist, dort habe ich mich wesentlich mehr zuhause gefühlt als ich es momentan in Leipzig tue. Die Strassen, die Läden, die Menschen, alles war so vertraut. In Leipzig habe ich das Gefühl nicht. 

Und bitte nicht falsch verstehen, ich liebe Leipzig. Es gibt keinen Ort in Deutschland an dem ich lieber wohnen würde - das Ding ist einfach, das ich überhaupt gar nicht in Deutschland wohnen möchte. Obwohl es meine Heimat ist, obwohl ich auch hier jede Straße und jeden Baum kenne, fühle ich mich fremd. Die Leute erscheinen mir unglaublich unfreundlich, bin ich doch britische Zurückhaltung gewohnt. Ständig will einem irgendjemand seine Meinung aufdrücken, ob man sie nun hören möchte oder nicht. Alles ist irgendwie ruppiger, und einfach ungewohnt. Sobald man mit seinen Plänen, Ambitionen oder Gewohnheiten irgendwie 'anders' ist, wird man schief angeguckt. Ich fühle mich unverstanden, und das kann man den Leuten nicht einmal vorwerfen. 

In London war ich umgeben von internationalem Publikum, fast alle meine Freunde und Kollegen kamen aus verschiedenen Ländern, hatten mehrere Staatsangehörigkeiten, wussten ganz genau, wie es ist, in einem neuen Land anzukommen, sich durchkämpfen zu müssen, und 'anders' zu sein. Und weil alle anders waren, anders aussahen, von woanders herkamen, waren wir alle herrlich normal. In den sechs Wochen die ich nun wieder in Deutschland bin, habe ich schon mehr negative und rassistische Kommentare gehoert, als in all den Jahren als Ausländer in einem fremden Land. Und eigentlich immer kommen die von Leuten, die selbst noch nie woanders gelebt haben, und eigentlich auch nie etwas mit Expats zu tun haben. 

Eine meiner größten Sorgen war, dass alle von mir erwarten dieselbe Person zu sein, die ich war, als ich vor acht Jahren Deutschland den Rücken gekehrt habe. Denn meiner Meinung nach gibt es wenig im Leben, was einen so verändert wie die Erfahrung, ganz alleine in ein fremdes Land zu ziehen. Ich bin einfach nicht mehr dieselbe, zum Glück. Doch all die Werte, die mir in Großbritannien und als Expat so wichtig geworden sind, scheinen hier nicht viel zu zählen. Die berühmte britische Kindness, einfach erstmal generell mit allen freundlich umzugehen, egal ob ich sie kenne oder nicht. Seine negativen Gedanken oder Vorbehalte für sich zu behalten und nicht alle Mitmenschen sofort daran teilhaben zu lassen, wenn man mal schlecht drauf ist. Nicht allen ständig die eigene Meinung auf die Nase binden zu wollen. Natürlich die ganze Inernationalität, Weltoffenheit und Akzeptanz, die man ganz automatisch lernt wenn man in einem 'melting pot' wie London lebt. All das ist den Leuten hier zumindest suspekt, oder schlichtweg egal. 

Anders zu sein, ein aufregendes Leben zu leben, ständig von allen zuhause gefragt zu werden was man wieder aufregendes erlebt hat, oder dass man doch 'verrückt ist' schon wieder in ein neues Land zu ziehen - Expat zu sein, ist so ein großer Teil meines Lebens, so ein Teil meiner Identität, dass ich mir ein Leben zuhause einfach nicht vorstellen kann. So sein zu sollen, wie alle anderen sind. 

Wenn man in ein fremdes Land kommt, tut man das meistens mit irgendwelchen Absichten. Ein besseres Leben, einen cooleren Job, oder auch einfach nur ein Abenteuer. Mal ganz abgesehen von vielen Flüchtlingen, die schlichtweg keine andere Wahl haben. Man hat einen Grund, sein ganz persöhnliches 'why'. Und so haben die meisten Leute mit denen ich mich in den letzten Jahren umgeben habe, irgendwelche höheren Ziele. Sie wollen Erfahrungen sammeln, vielleicht ein eigenes Unternehmen gründen, um die Welt reisen. Vor allem in einer Stadt wie in London geht es immer um das 'höher, schneller, weiter' - darauf ist diese Gesellschaft gebaut, wer keine Ziele hat geht unter. Das ist nicht immer unbedingt etwas positives, hilft aber doch ungemein, am Ball zu bleiben, und sich zu überlegen was man eigentlich vom Leben will.  

Nun sind wir wieder in unserer Heimat angekommen, wo viele einfach nur da sind, weil sie eben schon immer hier waren. Weil sie hier geboren sind, ihre Familien haben. Sie haben nicht unbedingt größere Ziele, keinen speziellen Plan, sondern suchen sich einen Job der ihnen das Einkommen bringt dass sie brauchen um ihr Leben so zu gestalten wie sie es eben wollen - und daran ist auch absolut nichts verkehrt. Aber wenn dann jemand wie ich dazwischen sitzt, vom jahrelangem Leben im Ausland geprägt und wo ich eigentlich gar nicht unbedingt hier sein möchte, dann führt das manchmal zu Unstimmigkeiten. Ich kann mit meinen besten Freunden, die ich seit 15 Jahren kenne, an einem Tisch sitzen und mich unendlich freuen sie nun wieder öfter sehen zu koennen - aber ich weiß auch, dass sie mich wohl nie ganz verstehen werden. Und dass viele meiner Ansichten, geprägt vom Leben im Ausland und mit anderen Nationen, einfach nie 'normal' sein werden. 

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und 'the grass is always greener' - stimmt alles, und wer weiß wie es mir in ein, zwei Jahren geht. Wie anfangs gesagt, ich bereue die Entscheidung nicht, nach Deutschland gekommen zu sein, es macht absolut Sinn. Aber vielmehr als das ist es bisher eben einfach noch nicht, eine rational richtige Entscheidung, auch wenn sie 180 Grad von dem abweicht, was mein Gefühl mir sagt. In sein eigenes Heimatland zurückzukehren ist eben nicht immer nur 'einfach' und 'schön', sondern kann auch verdammt hart sein, viel schwerer als es jemals war in ein fremdes Land zu ziehen. Aber auch das werden wohl nur die verstehen, die es selbst einmal erlebt haben. 


Donnerstag, 22. Juli 2021

Zwischen Schlange stehen und Militäroperation - Coronaimpfung in London!

Hello my Dears,

ruhig ist es geworden auf meinem Blog, denn wie ihr alle habe auch ich in den letzten Monaten leider nicht viel erleben können. Zwar sind die Grenzen offen, die Reisebeschränkungen auf der Insel jedoch so extrem, dass das Reisen bisher relativ unmöglich war. Oft habe ich auf Kontinentaleuropa geschaut und bin ein bisschen wehleidig geworden, die vielen Freiheiten die in Deutschland und anderen Ländern herrschen, waren in England leider noch Wunschdenken. Die 'Green List', also die Liste der Länder aus denen man nicht in Quarantäne muss wenn man zurückkehrt, war weitestgehend auf Island und Portugal beschränkt, beides Orte an denen wir erst waren. Und selbst wenn andere Länder zu unserer Green List hinzugefügt wurden, heißt das ja noch lange nicht dass diese uns auch reinlassen würden, aus Großbritannien kommend. Und so hingen wir hier mehr oder weniger fest, in unserem Inselgefängnis. Klar, man kann auch hier verreisen, und wie ihr bald auf meinem YouTube Channel sehen werdet haben wir das diesen Sommer auch sehr intensiv gemacht - aber es ist eben doch nicht das selbe wie im glasklaren Mittelmeer zu baden, durch asiatische Dschungel zu streifen oder amerikanische Grossstädte zu erkunden. ABER - es gibt Hoffnung!

 

Seit Wochen hatte ich die britische Impfkampanie genaustens verfolgt, und es sah tatsächlich vielversprechend aus. Nachdem alle über 50 Jährigen sowie Risikogruppen und medizinisches Personal geimpft waren, ging mit jeder Woche die Altersbeschränkung runter. Ü40, Ü36, Ü34, bis wir schließlich zwei Wochen vor unserem Urlaub bei Ü30 angekommen waren. Ich wollte so gerne noch die erste Impfung vorher bekommen, erstens natürlich um ein bisschen mehr geschützt zu sein wenn wir quer durch das ganze Land fahren und Freunde sehen werden, aber auch weil ansonsten die zweite Dosis und der damit verbundene volle Impfstatus noch weiter nach hinten geschoben wird. Damals war der Abstand der beiden Impfdosen in Großbritannien noch 12 Wochen - hätten wir also bis Juli warten müssen, wären wir erst im Oktober wieder dran gewesen. Das wollte ich wirklich vermeiden.

 

Durch Zufall habe ich also an einem Freitag Anfang Juni erfahren, dass sich eine Bekannte, die im selben Alter ist wie wir, impfen lassen konnte. Und das ohne Vorerkrankungen oder irgendeinen Status der ihr eine vorzeitige Impfung erlauben würde. Eine kurzes Instagram Chat Gespraech später wusste ich was Sache ist - im Süden Londons gab es an diesem einen Tag eine pop up walk-in clinic, die tatsächlich, entgegen der Empfehlung der Regierung, schon alle ab 25 impfte. Allerdings nur heute, ohne Termin, und mit Schlange stehen. Als ich meinen Boss fragte ob das klar geht meinte er nur 'go go go!!!' und am selben Nachmittag machten wir uns auf den Weg nach Südlondon. Am Krankenhaus angekommen sahen wir schon die Schlange die sich quer über den ganzen Parkplatz schlängelte - meine Bekannte hatte am Morgen drei Stunden angestanden, wir waren also auf das Schlimmste gefasst. Nach einer Stunde hatten wir es schon in das Gebäude und zur Anmeldung geschafft. Man musste seinen Ausweis und seine Versichertennummer vorzeigen, die Daten wurden dann auf eine kleine Pappkarte eingetragen und man durfte sich weiter anstellen. Überall hingen schon Schilder dass man seinen Arm frei und sich für die Impfung bereit machen soll. Obwohl ich wirklich kein Problem mit Impfungen habe, war ich doch ganz schön aufgeregt - es hat sich so besonders angefühlt, jetzt endlich auch diese Impfungen zu bekommen, die quasi goldwert ist - und das auch noch bevor wir eigentlich dran waren!

 

Kurz bevor es in den Raum zum Impfen ging, kam ein Assistenzarzt auf den Gang, hat uns in eine Gruppe von ca. 20 Leuten abgetrennt, und begann dann über den ganzen Flur zu rufen: "Alle hier zur Erstimpfung?". Heftiges Nicken von allen. "Irgendwelche Allergien?". Diesmal schüttelten alle den Kopf'. "Schonmal Nebenwirkungen vom Impfen gehabt?". Erneutes Kopfschütteln. Damit verabschiedete er sich wieder und unser Aufklärungsgespräch war beendet. Vielleicht hatten wirklich alle keine Allergien, aber selbst wenn, in einem so öffentlichem Forum hätte es vielleicht auch nicht jeder preisgeben wollen.

 

Dann ging es endlich weiter und wir betraten den eigentlichen Impfraum. Wieder schlängelten wir uns entlang, bis wir ganz vorne standen, und zwei Ärzte (oder Schwestern) jeweils an einem Tisch standen. Darauf waren hunderte Spritzen vorbereitet, neben einem großem Eimer für den Müll. Die Ärzte riefen nur 'Nächster!', man trat heran, und im selben Augenblick in dem der Arzt fragte 'Hast du noch irgendwelche Fragen?' war die Spritze schon im Arm und die Impfung beendet. Wenn man noch Fragen gehabt hätte wäre es jetzt auf jeden Fall zu spät gewesen, denn bis der Arzt überhaupt ausgesprochen hat war schon alles fertig. Ohne Hinsetzen, ohne Desinfektion, ohne Pflaster, einfach rein da, dann gab es noch ein Papier mit den Nebenwirkungen, und der nächste war schon dran. Insgesamt war ich ungelogen zwei Sekunden bei dem Arzt, ich hatte ein bisschen Sorgen ob er überhaupt 'abgedrückt' hat, so schnell war es schon wieder vorbei.

 


Im Anschluss mussten wir wie üblich noch 15 Minuten warten (auf der Rasenfläche vor dem Krankenhaus, wo bei weitem nicht genug Stühle aufgestellt waren und die meisten also etwas gelangweilt auf dem Gras standen), und haben nach ein bisschen Suchen auch jemanden gefunden der uns unsere deutschen gelben Impfausweise ausfüllen konnte. Obwohl die ja von der WHO sind und eigentlich international gültig, kennt die hier irgendwie niemand. Der einizge Impfnachweis den man hier bekommt ist die kleine Pappkarte die sie uns am Anfang gegeben haben - und dann kann man sich einen Nachweis in der NHS App runterladen.

 

Insgesamt haben wir von ankommen bis geimpft werden ziemlich genau eine Stunde und 15 Minuten gewartet - also wesentlich schneller als befürchtet! Klar ist es ein bisschen Aufwand extra dorhtin zu fahren, sich anzustellen und nicht genau zu wissen wann man fertig ist, aber das war es uns absolut wert. Der ganze Ablauf hat mich daran erinnert warum ich es so spannend finde im Ausland zu leben - von dem was ich von Freunden und Familie gehört habe musste man in Deutschland mehrere Formulare ausfüllen und hatte ein intensives Aufklärungsgespraech mit einem Arzt. Hier laufen die Dinge eben ein bisschen anders. Es hat sich schon angefühlt wie eine sehr genau durchgeplante Militäroperation, und vielleicht wäre es auch anders gewesen wenn wir einen 'normalen' Termin gehabt hätten, aber es war schon auch irgendwie typisch britisch, eben so ein bisschen durchgewurschtelt 'wir machen das jetzt einfach so' - und alle waren einfach unendlich froh es hinter sich zu haben. Biontech haben wir übrigens bekommen, da AstraZeneca in England nicht an Leute unter 30 verimpft wird. Und Nebenwirkungen hatten wir auch keine, mal abgesehen davon dass mir wirklich relativ sofort der Arm mörderisch wehgetan hat. Aber damit kann man ja leben.

 

Nächste Woche haben wir dann unseren zweiten Termin, vorverlegt, denn inzwischen wird die zweite Dosis nach acht Wochen geimpft. Diesmal habe ich einen ganz normalen Termin bei meinem Hausarzt, da wird es also wahrscheinlich nicht so spannend. Aber wenn wir damit durch sind und die zwei Wochen bis zur Wirksamkeit vorbei sind, können wir hoffentlich bald wieder reisen. So dankbar ich bin in einem Land zu Leben wo die Impfraten mit am höchsten sind und inzwischen wirklich alle die Chance hatten sich impfen zu lassen - ich kann es kaum abwarten bis ein ähnliches Level in vielen anderen Ländern erreicht ist und wir endlich zu neuen Abenteuern aufbrechen können. Zeit wird's!

 

Freitag, 4. Dezember 2020

Back to the roots - Pizza, Pasta und ganz viel Amore: Sardegna Part III

Hello my dears, 

und willkommen zurück auf Sardinien! 


Nach aufregenden Tagen an der Ostküste machen wir uns nun auf den Weg gen Westen, einmal quer über die Insel, bis nach Oristano. Beziehungsweise zuerst auf die Halbinsel San Giovanni di Sinis, auf die es uns zuerst verschlagen hat. Während der Osten eher steinig war, sind die Strände hier breit und sandig. Wenn das Wetter mitspielt kann man hier an einigen Stellen sogar Surfen, und auch bei schlechtem Wetter Flamingos beobachten, die dort im Sommer wohnen. Die Stadt Oristano ist dabei zwar nicht sonderlich aufregend, aber für einen Zwischenstopp auf jeden Fall geeignet. Vor allem abends waren die kleinen Straßen und Gassen wirklich sehenswert, wenn die Sonne untergegangen ist und die vorher ruhigen Bürgersteige auf einmal über und über mit Tischen und Stühlen sind, und zur Flaniermeile werden. Hier haben wir zum Beispiel violette Gnocchi mit Parmesan Schaum gegessen - sooo lecker!





Unser letzte Tag auf der grünen Insel im Mittelmeer sollte dann nochmal abenteuerlich werden. Von Oristano aus ging es die Küste herunter zur Costa Verde - über eine Staumauer, auf der wir eigentlich nicht hätten langfahren dürfen und zweimal durch einen sehr flachen Fluss. Was alles so auf Google Maps als normale Straße eingetragen ist! Nach unseren vorherigen Abenteuern mit Luigi waren wir aber selbstsicher und habe uns nicht schocken lassen, und sind diesmal ganz ohne feststecken ans Ziel gekommen. 

Die Costa Verde ist, wie der Name schon sagt, vor allem grün. Viele grüne Hügel entlang der Küste, die einen herrlichen Kontrast zum blauen Meer bieten. Noch viel krasser wird dieser Kontrast allerdings, wenn man südlich von Marina di Arbus kommt - dort steht man nämlich auf einmal in der Wüste! Links und rechts von der Straße meterhohe Dünen von feinen, goldenen Sand, der hunderte Meter weit bis ans Meer reicht. Bei brutzelnder Mittagshitze fühlte sich der Spaziergang zum Meer wesentlich weiter an als er war, aber das Panorama war unvergesslich. Es hätte mich nicht gewundert wenn Timon und Pumba gleich um die Ecke gespratzt wären. 





Auf dem Weg nach Sant'Antioca, einer kleinen Insel vor Sardinien die unser letzte Ziel werden sollte, kamen wir noch an dem ältesten Olivenbaum Europas vorbei. In einem kleinen Park genannt s'Ortu Mannu voller sehr betagter Bäume steht sa Reina, die Königin, ein 1100 Jahre alter Olivenbaum mit einem Stammumfang von ganzen 16 Metern. Der hat wohl schon so einigen Pizzen das gewisse etwas verliehen!




Zum späten Nachmittag umrundeten wir dann noch Sant'Antioco, einer kleinen aber feinen Insel. Sie ist wirklich nicht sehr riesig und tatsächlich empfiehl unser Reiseführer das ganze auf dem Fahrrad zu machen. Was mit Sicherheit eine schöne Tour gewesen wäre, aber auch Sant'Antioco ist doch ziemlich bergig, und somit waren wir froh unseren vertrauenswürdigen Luigi an unserer Seite (oder besser, unter unserem Hintern) gehabt zu haben. Wir hielten an einem schwarzem Strand und sprangen ein letztes Mal in die Wellen, schlenderten durch die Gassen der kleinen Städtchen und verabschiedeten und schließlich mit unserer letzten Pizza von Sardinien. Unsere letzte Unterkunft war mitten in der sardinischen Pampa, auch hier waren wir quasi die einzigen Gäste. Und so wurden wir nicht nur von kleinen Babykätzchen begrüßt, die sogleich in unser Bett sprangen, sondern konnten auch spätabends noch ganz alleine unter dem Sternenhimmel in unserem Pool schwimmen. 




Vielleicht bin ich ein ganz kleines bisschen voreingenommen, aber Italien ist und bleibt eines der schönsten Reiseziele überhaupt für mich. Es gibt so viel zu entdecken, die Natur ist atemberaubend, die Menschen unglaublich herzlich, das Essen köstlich und das Wetter paradiesisch. Und Sardinien? Meine Güte, Sardinien scheint mit das italienische Äquivalent zur Isle of Skye zu sein: beide repräsentieren perfekt was ihre jeweiligen Länder aus macht - quasi Italien auf Steroiden! Ich hatte hohe Erwartungen, und Sardinien stand tatsächlich schon sehr lange auf meiner Liste. Aber das es hier SO schön ist. Mamma Mia. 

Cheers!

Back to the roots - Pizza, Pasta und ganz viel Amore: Sardegna Part II

Hello my dears, 

nach diesem wunderbaren Einstieg in Cagliari, stand als nächstes die Ostküste auf dem Programm. 


Von der Hauptstadt aus fuhren wir wunderschöne Küsten- und Bergstraßen entlang und machten unterwegs Halt am Pedra Longa, einem felsigen Strand mit einem riesigen, länglichem Felsen, der dort senkrecht aus der Erde ragt. Die Zufahrt war abenteuerlich und der "Strand" ähnelte eher einem Steinbruch - aber dafür waren wir fast ganz alleine, und hatten das wirklich glasklare, türkisblaue Wasser quasi für uns. Ganz Sardinien ist ein absolutes Paradies zum Schnorcheln, man sieht so viel und hat quasi keine Verschmutzung im Wasser, einfach fabelhaft. 








Unsere Unterkunft bezogen wir in Arbatax, gleich nebenan von einer spitzenmäßigen Pizzeria und zwischen Bergen und dem Meer. Von dort aus machten wir in den nächsten Tagen die besten Ausflüge der ganzen Woche! Zuerst ging es zu einer Quelle, der Sorgente Su Gologone. Laut Reiseführer sollten hier hunderte Liter Wasser jede Sekunde aus dem Boden sprudeln, etwas was wir so noch nie gesehen hatten. Große Erwartungen hatten wir nicht, aber wenn man schonmal da ist...

Dort angekommen stellten wir erst einmal fest dass die Quelle an sich gar nicht wirklich spektakulär ist - das Wasser plätscherte eher so den kleinen Bach entlang, ohne dass es wirklich aufregend gewesen wäre. Aber das ganze drumherum war alle mal den Ausflug wert! Erst einmal haben wir herausgefunden dass die Quelle aus einer Höhle kommt, die bisher zu 135m erforscht ist. Wie tief sie wirklich ist, weiß man jedoch nicht, weiter sind die Höhlentaucher bisher noch nicht gekommen. Die Vorstellung sich dort im stockfinstern durch die engen Spalte zu zwängen und tiefer und tiefer in die Höhle zu gelangen, ohne dass man weiß wie weit man kommen wird - und das auch noch unter Wasser! Das war doch sehr eindrucksvoll. Den Einstieg zur Höhle konnte man gut sehen, auch hier war das Wasser glasklar und schimmerte in allen Schattierungen von blau. So wunderschön! Ein kleiner Wanderweg führte durch die Waldlandschaft in der Umgebung, und so konnte man entlang des Flusses laufen, der durch die Quelle entsteht. Im Sommer ist das nicht so eindrucksvoll, da die Quelle nicht viel Wasser hat, im Winter aber wohl umso mehr. 





Ein anderer Weg führte steil bergauf und außer uns schien sich niemand wirklich dort hoch zu trauen. Doch nach keinen 10 Minuten waren wir umgeben von einem unfassbaren Bergpanorama - Sardinien oder die Rocky Mountains, wer kann das schon so genau sagen? Ich hätte wirklich im Leben nicht damit gerechnet dass Sardinien so bergig ist, und dann auch noch so grün! Kreta, wo wir nur einen Monat vorher waren, war auch sehr bergig, aber auch dementsprechend karg und schroff. Sardinien dagegen gleichte einem Dschungel, und das im Hochsommer! Natürlichen Quellen wie Su Gologone sei Dank. 






Und das Thema Berge zog sich auch durch den Nachmittag - nachdem wir schon bei der Quelle einen atemberaubenden Ausblick hatten, wussten wir bei unserem Besuch am Monte Ortobene gleich gar nicht mehr wohin mit unserer Begeisterung. Soweit das Auge reichte riesige Bergmassive, die durch das Tal in der Mitte gleich noch viel größer wirkten. Es war fast ein bisschen wie bei König der Löwen - 'Alles was das Licht berührt'....






Der nächste und damit leider auch schon wieder letzte Tag an der Ostküste muss wohl der beste Tag dieses ganzen Urlaubs gewesen sein. Wir hatten ein paar Buchten gefunden, zu denen man nur entweder stundenlang wandern konnte, oder mit einem Boot hinkam. Die waren so sehr von den Bergen und Wäldern umschlungen, dass es einfach keine Straße gab. Also haben wir gedacht wenn wir einmal hier sind, müssen wir das schon mitnehmen, und haben einen ganztägigen Bootsausflug geplant. €45 hat das Ganze gekostet, und sollte am Ende vier verschiedene Stops an ansonsten unzugänglichen Buchten beinhalten. Los ging es von Cala Gonone, wo uns erstmal gefühlt hundert andere Touristen erwarteten, die alle versuchten ihre vorher online gekauften Tickets einzulösen. Bisher hatten wir immer das Gefühl quasi alleine zu sein, oder wenn dann nur von italienischen Touristen umgeben, aber hier war ordentlich Bambule. Doch sobald wir alle auf unsere Boote verteilt waren legte sich das Chaos, und der Spaß konnte beginnen. 







Selbst wenn man nicht anhalten und aussteigen könnte, würde sich dieser Ausflug schon lohnen. Der Golfo di Orosei ist ein wirklich einzigartiger Küstenabschnitt, an dem sich unzählige einsame Buchten und Höhlen aneinander reihen. Schon alleine die schroffe Küste mit den massiven Felsen zu sehen, im türkisen Wasser welches in der Sonne glitzert - ich kann immer noch nicht glauben dass das wirklich echt war. Die Karibik könnte es auch nicht besser!





Wir wurden an der ersten Bucht abgeliefert und hatten dann Zeit dort zu schwimmen und die Gegend zu erkunden. Zu einer bestimmten Zeit mussten alle wieder an Bord kommen, und es ging zum nächsten Stop. Dabei waren die Aufenthalte eigentlich immer zwischen 1.5-2 Stunden, man hatte also wirklich genug Zeit und fühlte sich nicht gestresst. Interessant fand ich auch dass es an keinem der Strände irgendwelche Infrastruktur gab - es wurde nichts verkauft, kein Essen oder Eis, und es gab nicht einmal Toiletten oder Ähnliches. Man beließ tatsächlich alles komplette natürlich, die Boote legten direkt am Strand an und es wurde sehr darauf geachtet dass aller Müll etc. auch wieder mitgenommen wird. Es war wirklich schön zu sehen dass man zwar sehr wohl solche verlassenen Naturstätten besuchen konnte, aber in einer Art und Weise in dem nichts wirklich zerstört oder vermüllt wird. Wie auch an allen anderen Stränden Sardiniens haben wir hier nicht ein bisschen Unrat gefunden. 





An den teilweise kleinen Stränden wurde es dann schon ein bisschen voll, aber nie so dass es unangenehm gewesen wäre. Es war vielleicht so wie man es normalerweise im Sommer in Italien erwarten würde, und nicht mehr so Corona-leer wie sonst überall. Aber auch hier hatten wir wieder Glück, denn wenn es jetzt schon so voll war in den kleinen Buchten, möchte ich nicht wissen wie viele Touristen sich dort zu normalen Zeiten tummeln. 






Und das war es dann auch schon mit der Ostküste! Vor allem dieser unglaubliche Bootsausflug war wirklich die absolute Krönung einer schon so super Woche. Wenn ihr mal in der Gegend seid, bitte lasst euch auch dazu hinreißen - ihr werdet es nicht bereuen!

Beim nächsten Mal durchqueren wir die Insel einmal längs, und schließen unsere Woche auf Sardinien mit noch mehr Strand, Sonne und Pasta im Westen und Süden der Insel ab. 

Cheers!