Sonntag, 30. November 2014

Eine Reise in die Vergangenheit: Monteriggioni, Siena, Thermalbäder, Urbino und Gradara

Ciao Ragazzi,

wie schon mein guter Freund Goethe erkannt hat, kann man in Italien vor allem eins: Reisen! Und da ich ja nur einmal hier und jung bin, versuche ich so viel wie möglich von der wunderschönen Umgebung zu sehen. So auch die letzten beiden Wochenenden!

Als erstes ging es einen Tag lang in die Toskana. Dort haben wir uns erst ein wirklich, wirklich kleines Städtchen angeschaut. Das winzigste was ich jemals gesehen habe, um genau zu sein. Monteriggioni.




Um es kurz zu machen: Montereggioni ist nicht viel mehr, als ein kleiner Hügel, auf dem eine Burg steht. Und das mitten in der toskanischen Pampa.
Das Schöne daran ist jedoch, dass alles noch so gut erhalten ist, sodass man sich selbst als Burgfräulein fühlen könnte. Die komplette Stadtmauer mit den vielen kleinen Türmchen ist erhalten, die alten Straßen und kleinen Gassen mit den niedlichen Torbögen. Man fühlt sich wirklich wie in eine andere Zeit zurückversetzt. Nur die Autos und bunte Wäsche der Bewohner, die quer über die Straße hängt, holt einen wieder etwas in die Moderne zurück.











Und so sind die 2 Straßen, die immer im Kreis um den Hauptplatz drumherumführen, UNESCO Weltkulturerbe geworden. Ein wirklich niedlicher Platz, umgeben von herrlichster toskanischer Landschaft!

Anschließend ging es nach Siena. Dort haben wir die beiden Sehenswürdigkeiten (mehr gibt es nicht wirklich, denn auch diese Stadt hat nicht genügend Fruchtzwerge gegessen), den Dom und den Hauptplatz angeschaut, und ansonsten einfach in der Sonne gesessen und die 18 Grad und Sonne im November genossen. Alleine schon dafür war es alle Mühe wert!





Am Nachmittag ging es dann zum Höhepunkt des Tages: Wir sind noch ein Stück weiter gefahren, in ein wunderschönes Thermalbad in der Nähe von Siena. Es war mitten im nirgendwo gelegen, was in Italien bedeutet: umgeben von der schönsten Landschaft die man sich vorstellen kann. Die 5 Außenpools hatten verschiedene Temperaturen, von 25-40 Grad, sodass man herrlich enstpannen konnte. Da wir den spätern Nachmittag dort verbrachten, konnten wir relaxed im heißen Wasser sitzen, den Sonnenuntergang genießen, und später die Sterne anschauen. Es war einfach traumhaft. So wunderbar warmes und weiches Wasser, wenn es auch ein bisschen nach faulen Eiern gestunken hat. Denn im Wasser ist total viel Schwefel, was zu dem Geruch und massiven Ablagerungen an allen Beckenrändern geführt hat. Aber das hat uns nicht weiter gestört. Nur dass all unser Silberschmuck danach schwarz war, fanden wir nicht so cool. Das Schwefel mit Silber reagiert hatte uns vorher irgendwie keiner gesagt....


Nach diesem kleinen Ausflug in die Toskana ging es gestern erneut auf Mittelalter-Tour in die Städtchen Urbino und Gradara. Auch diese beiden sind so alt, so weit kann kein Mensch zählen. Und sind perfekt erhalten.
In Urbino haben wir eine geführte Stadttour gemacht, bei der uns die ganze Geschichte der Stadt erzählt wurde. Auf einer Minifläche leben dort 15.000 Menschen plus 13.000 Studenten. Denn Urbino hat eine der ältesten Universitäten Italiens. Viel zu erleben haben die Studenten dort aber wohl nicht, so ist die Stadt für einen Tagesbesuch zwar wirklich niedlich, aber es liegt eben auch wirklich der Hund begraben dort!













Anschließend ging es dann nach Gradara. Auch dies wieder ein seeeeehr kleines, mittalterliches Städtchen und UNESCO Weltkulturerbe. Ähnlich wie Montereggioni ist auch das vor allem ein Hügel, mit einer Burg drauf. Diese hat es zu einer gewissen Berühmtheit geschafft, da das Paar Paolo und Francesco hier gelebt hat. Beide waren von verschiedenen Adelsfamilien, und eigentlich sollte Francesca Paolos Bruder heiraten, um das Land zu vergrößern und der Familie so zu mehr Reichtum zu verhelfen. Da Paolo nur der Zweitgeborene war, kam er nicht in Frage. Francesca hatte sich aber nun einmal unsterblich in Paolo, und nicht in seinen Bruder verliebt. Zusammen sind sie dann durchgebrannt, haben sich ihren Familien widersetzt und zusammen auf diesem Schloss gelebt. Nachdem die beiden gestorben sind, hat Dante die ganze Geschichte aufgeschrieben, und die beiden sind zu Helden ihrer Zeit geworden.
Im Schloss gibt es eine kleine Ausstellung, sodass man sieht wie die Menschen dort früher gelebt haben. Inklusive Folterkammer!






Nach diesen beiden Trips ist mir einmal wieder bewusst geworden, wie viel mehr Italien zu bieten hat, als nur große Städte und Meer. So viel Geschichte und Kultur wie man hier auf einem Fleck findet, das ist unglaublich! Also wenn ihr mal in der Gegend seid, schaut es euch an!

Bacci!

Donnerstag, 20. November 2014

100 giorni italiani - Zeit für ein kleines Zwischenfazit!

Ciao Ragazzi,

100 ganze Tage bin ich jetzt schon in Bella Italia. 100 Tage in denen ich kein anderes Land betreten habe (wenn man bedenkt dass ich sonst jede Woche nach Polen gefahren bin, komme ich mir jetzt wesentlich un-internationaler vor), 100 Tage in denen so viel passiert ist. Zeit für ein kleines Zwischenfazit.

Das Wichtigste erst einmal vorneweg: ich bin immer noch glücklich in Italien. Obwohl ich natürlich verwirrende und schockierende Dinge erlebt habe, bin ich immer noch verliebt in Land und Leute. Ich bin heute froh wie am ersten Tag, die Entscheidung für Italien getroffen zu haben, und noch lange nicht an einem Punkt, an dem ich wieder nach Deutschland will. 100 Tage waren noch nicht lang genug für Italien, um mich zu verschrecken!
In den ersten 100 Tagen meines Auslandsabenteuers habe ich schon so viel gesehen und erlebt, wie ich es mir zwar immer gewünscht habe, es aber nie für realistisch gehalten habe. Wenn man sich eine Karte Italiens vorstellt, gibt es kaum noch eine Gegend rund um Bologna, die ich noch nicht gesehen habe. Hinzukommen etwas weiter entfernt Rom und die Gegend um Neapel. Dank vieler super organisierter Erasmusreisen habe ich Orte gesehen, die ich alleine in meinem Aulandsjahr wohl nie bereist hätte. Und dabei habe ich immer wieder festegestellt, wie sehr ich diesem Land, seiner Architektur und Kunst verfallen bin. 

Doch auch in Bologna fühle ich mich außerordentlich wohl. Ich mag die Stadt, die mich immer wieder so sehr an meine geliebte Heimatstadt erinnert. Die den perfekte Mix aus Großsstadt und "nicht-zu-groß-dass-es-zu-anstrengend-ist" darstellt. Die viele kleine Theater hat, aber auch eine große Oper, mit Ballett und Schauspiel. Die die angesagten Läden nicht nur einmal, sondern gleich drei oder viermal hat. Die Charme hat. Die Charakter hat, und nicht nur eine große Touristenstadt ist, wie man sie viel zu oft in Italien antrifft. Ich glaube inzwischen dass Leipzig und Bologna aus gutem Grund Partnerstädte sind: sie bieten beide alles was man braucht, um sich wie in einer richtigen Stadt zu fühlen, sie haben beide coole Persönlichkeiten und schräge Typen, die man nur in einer große Stadt findet, sie haben internationale Bedeutung. Und trotzdem haben sich beide eins behalten: das Menschliche. Es sind keine Städte die mega abgehoben sind wie Berlin oder Mailand, nur noch hektisch und anonym bis ins Unendliche. Vielmehr sind es beides Städte, die sich etwas von ihrer Eigenheit behalten haben, die stolz auf ihre Geschichte und auf ihr Vermächtnis sind, und das auch gerne zeigen. Die nicht alles mit sich machen lassen, was der Tourist oder die Wirtschaft gerne sehen würde. Weil sie das gar nicht nötig haben. 
Deswegen kann ich inzwischen sagen, dass ich mich in Bologna inzwischen genauso zu Hause fühle, wie ich es in Leipzig tue. Und wie ich es auch nach zwei Jahren Studium in Görlitz niemals getan habe.

Außerdem genieße in in vollen Zügen das Erlebnis Erasmus: viel herumreisen, viel studieren, und noch viel mehr Leute aus allen Ländern dieser Welt kennen lernen. Ich wohne zusammen mit einer Mexikanerin, einer Russin, einer Turkmenin und einer Ukrainerin. Meine besten Freundinnen kommen aus England und Wales. In meinem Chor verstehe ich mich am besten mit Amerikanerinnen, einer Niederländerin, einer Neuseeländerin und Italienern. In meinem engeren Freundeskreis sind Mädels aus Belgien, Frankreich, Australien. Es ist einfach unglaublich, dass man Leute kennen lernt, die einem sagen sie kommen aus Los Angeles oder Sydney. Städte, die für uns so unglaublich weit weg und exotisch klingen, in denen wir uns selber einmal im Leben sehen möchten. Und das noch viel kuriosere ist, dass es für diese Menschen ein Traum ist, einmal nach Europa zu kommen. Nicht nur einmal wurde ich von Leuten, die vom anderen Ende der Welt kommen, mit weit aufgerissenen Augen gefragt: "Was, kommst du aus DEM Leipzig? Dem von Bach und der alten Universität?!" Und als ich diese Frage bejahte, waren sie an der Reihe, total aus dem Häuschen zu sein, wie ich es vorher wegen Los Angeles war. Die Welt ist doch verrückt. 

Wie sehr man also verwöhnt ist von der eigenen Heimat, und wie glücklich man sich manchmal schätzen sollte, in einem Land wie Deutschland aufzuwachsen, wird einem im Auslandsjahr auch sehr schnell bewusst. Von kleinen Dingen, wie Haferflocken, Leberwurst oder einem ordentlichen Schnitzel, was man hier einfach nicht bekommt, über "In Deutschland legt die Regierung nicht fest, wann ich meine Heizung anmachen darf", bis dazu, dass man sich fragt wie die vielen Obachlosen hier die inzwischen doch sehr kalten Nächt überstehen, da es in Italien bei weitem nicht so eine gute Sozialhilfe gibt wie in Deutschland. Der Spruch "Man lernt erst etwas zu schätzen, wenn man es nicht mehr hat", hat sich in meinem bisherigen Auslandsaufenthalt leider sehr schnell bewahrheitet. Was haben sich meine Komilitonen manchmal aufgeregt, dass das BAföG solange auf sich warten lässt. In Italien gibt es sowas nicht, und hier muss man auch noch ca. 2500€ Studiengebühren pro Jahr zahlen.

So gibt es natürlich auch einige Sachen an meinem Auslandsjahr, die nicht so verlaufen, wie ich es mir gewünscht hatte. So habe ich jetzt erkannt, dass ich wohl vollkommen unrealistische Vorstellungen davon hatte, wie schnell ich Italienisch lernen würde. Alle Leute haben mir vor meiner Abfahrt gesagt: "Vier Wochen, dann sprichst du fließend Italienisch." Leute, ich kann euch sagen, ihr lagt sowas von daneben.
Nach 100 Tagen finde ich meine Sprachkentnisse immer noch ziemlich mau. Zwar kann ich mich unterhalten, und kann meinen Vorlesungen auch mit mehr oder weniger Erfolg folgen, aber es ist noch lange nicht so, dass ich fließend Italienisch sprechen kann. Dabei gebe ich mir alle Mühe. Ich habe ein Sprachtandem, nehme an einem organisierten Konversationskurs teil und lerne zu Hause noch jeden Tag Vokabeln. Und trotzdem gibt es noch zu häufig Situationen, in denen ich nichts verstehe, oder mich nicht ausdrücken kann. Und das ist frustrierend. Nun darf man nicht vergessen, dass ich vorher nur so richtig ein Jahr Italienisch gelernt habe, und ich ja auch noch für über 6 Monate in Italien seind werde, aber für einen so dickköpfigen Menschen wie mich ist das manchmal schwer einzusehen. 

Auch die Suche nach italienischen Freunden hat sich leider als sehr viel schwieriger ergeben, als anfangs gedacht. Denkt man doch von den Italienern immer, sie seien so kontaktfreudig, nehmen einen gleich mit offenen Armen in Empfang, und erzählen dir ihre ganze Lebensgeschichte. So sind sie auch. Und genau darin liegt das Problem!
Es ist nämlich leider unglaublich schwer zu erkennen, wer von denen wirklich an einer Freundschaft interessiert ist, und wer nur nett sein will. Als seriöser und zurückhaltender Deutscher denkt man gleich, die Italiener lieben einen alle, weil sie so viel privates und persönliches gleich beim ersten Treffen erzählen. Das Ding ist nur, dass sie das mit jedem machen. Und leider meistens nicht so sehr daran interessiert sind, anstrengende, "wirkliche" Freundschaften aufzubauen, wenn sie erfahren dass du in 6 Monaten wieder weg bist. Nicht nur einmal habe ich es erlebt, dass mir ein Italiener von seinen Schwierigkeiten in der WG oder mit der Oma erzählt hat, und mich in der nächsten Vorlesung nicht mehr kannte. Was schade ist, aber irgendwie auch nicht zu ändern.
So kommt es dazu, dass man die meisten Aktivitäten außerhalb der Uni dann doch mit den Erasmusstudenten macht. Und meine sehr enge Freundin Ellie aus England hat mir erst letztens mit ihrem very british accent erklärt: "Jetzt ist es eh zu spät. Für 3 Monate findest du keine italienischen Freunde mehr. Und eigentlich ist es doch auch egal. Wir haben ja uns." Erst wollte ich mich daran stören, und entgegnen dass ich ja eigentlich hier bin, um Kontakte mit Italienern zu knüpfen. Aber noch bevor ich irgendetwas gesagt habe, ist mir klar geworden, dass sie eigentlich Recht hat. Ich bin froh so viele internationale und wirklich gute Freunde zu haben, und würde diese für keinen Italiener der Welt aufgeben. 

Womit wir auch wieder zur wichtigsten Erkentniss kommen: Meine Freundinnen aus Deutschland fragen mich immer, ob ich mich nicht total auf zu Hause freue. Und natürlich freue ich mich darauf, Weihnachten einmal wieder deutschen Boden zu betreten, mal wieder in meinem eigenen Bett zu schlafen, und endlich wieder ein ordentliches Schnitzel zu essen (ihr seht, dieses Thema beschäftigt mich hier sehr!). Aber eigentlich ist es nicht Deutschland, was ich vermisse. Ich habe zwar erkannt, dass Deutschland viele Vorteile hat, aber so gravierend dass ich deswegen jetzt wieder zurück will, ist es eigentlich nicht. Ich glaube ich werde in meinem Leben nicht ein bestimmtes Haus, eine Stadt, oder ein Land vermissen. Ich kann an jedem Ort leben. Was ich erkannt habe in den letzten 100 Tagen, ist, dass man nicht die Heimat an sich vermisst. Man vermisst die Menschen, die mit einem zusammen diesen Ort zur Heimat gemacht haben. 
Ich vermisse meine Mama, die lautstark in der Küche nießt, sodass man denkt das Haus würde gleich zusammenbrechen. Ich vermisse meinen Papa, der abends vor dem Fernseher einschläft, und dann so tut als ob es keiner mitbekommen hätte. Ich vermisse, wie mein Freund mich ständig in den Bauch piekst, obwohl ich das auf den Tod nicht ausstehen kann. Ich vermisse das ständige Generve meine Schwester, doch bitte noch eine Decke für das Pferd haben zu dürfen. Ich vermisse das etwas dürftige Pfeifen meines Bruders, was nur er so kann. Und ich vermisse selbst meine Katze, die sich auf meinen Beinen zusammenrollt, und sich streicheln lässt, aber nur bis zu dem Zeitpunkt an dem das Schnurren aufhört und sie zur Bestie wird, und versucht mich aufzufressen. 

 Diese Dinge sind es, die man vermisst wenn man alleine im Ausland ist. Denn obwohl man vorher tausend Ängste hat, was alles passieren könnte, ist die einzige wirkliche Angst, die am Ende bleibt, einsam zu sein.

In diesem Sinne freue ich mich auf noch viel mehr Abenteuer, die ich in meinem Leben im Ausland begehen werde, denn am Reisen und Entdecken habe ich absolut Blut geleckt. Ich möchte noch so viel in Italien erleben, aber auch darüber hinaus. So viele andere Länder kennen lernen, und an meinem Plan festhalten, am Ende meines Lebens einmal auf jedem Kontinent gelebt zu haben. 

Nur eins habe ich für mich selbst festgelegt: Ich werde nirgendwo mehr ganz alleine hingehen!


Bacci!

Samstag, 15. November 2014

Alle Wege führen nach Rom!

Ciao Ragazzi,

wie ihr ja alle wisst, hatte ich am vergangenen Freitag meinen 21.Geburtstag. Und um die nun grenzenlose Volljährigkeit auch ordentlich zu würdigen, habe ich mir das als Anlass genommen, um eine wesentlich ältere Dame zu besuchen: ROM!
In der Nacht zum Freitag ging es los, nachdem Micayla und ich in meinen Geburtstag reingefeiert haben, trafen wir uns 2.30 mit ca. 100 anderen Erasmustudenten und haben uns auf die Socken gemacht. Nach 6 Stunden Busfahrt ging es auch gleich los: der Vatikan stand ganz oben auf der Tagesordnung.



Obwohl ich schon einmal da war, bin ich doch immer wieder überwältigt von der Präsenz dieses Platzes und der sich darauf befindenden Bauten. Die Peterskirche ist einfach so unglaublich riesig, das man das Gefüh hat in diese Riesenkirche würden mindestens fünf normale reinpassen. Aber so gehört es sich ja auch für die Privatkirche des Papstes. Der hat sich übrigens gar nicht blicken lassen. Hat mir nicht einmal zum Geburtstag gratuliert. Dem sollte mal einer Manieren beibringen!

Nach dem Besuch der Kirche waren wir auch noch so mutig die Kuppel zu besteigen. Nicht die Höhe war es, die uns Angst machte, sondern die 537 Stufen hinauf. Nur ganz knapp einem Herzkasper, Erstickungsanfällen und Platzangst entgangen, kamen wir dann doch irgendwann oben an, und uns erwartete eine grandiose Aussicht. Rom ist schon schön, das muss man sich doch eingestehen.




Anschließend startete der erste Teil unserer Stadtführung. Es ging vom Vatikan zur Engelsburg, durch viele kleine Straßen Roms zum Pantheon, zum Trevibrunnen (der leider abgelassen und eingerüstet war) und zu einigen anderen Plätzen, an denen man einfach das römische Flair genießen konnte. 



Totmüde kamen wir gegen 18.00 im Hotel an, und sind prompt alle erstmal eingeschlafen. Nach einem kleinen Besuch im Supermarkt haben wir uns dann noch eine leckere Pizza gegönnt, und sind dann nur noch in die Betten gefallen. Es standen uns ja auch noch zwei Tage in der Hauptstadt bevor!

Am nächsten Morgen waren die Reserven aufgefüllt, und auch das Wetter hatte sich verbessert. Nachdem es am Freitag noch sehr windig und regnerisch war (das hatte ich so erwartet, war ja schließlich die bisherigen 20 Geburtstage auch so gewesen), wurde es für das Wochenende noch einmal richtig schön. Mit 20 Grad und der Sonnenbrille auf der Nase machten wir uns auf, noch mehr von der Stadt zu entdecken. Es ging zur Piazza del Popolo, zur spanischen Treppe, die Modestraßen entlang, zum Parlament, in ein altes römisches Kino und schließlich nach Trastevere. 







Von dort aus hatten wir Freizeit, die wir dazu genutzt haben, in aller Ruhe durch die Straßen zu schlendern, in den ein oder anderen Laden zu schauen, und am Ende entspannt im Hotel anzukommen. Denn am frühen Abend sind wir schon wieder weitergefahren, in ein kleines Dorf außerhalb von Rom, wo wir ein typisches italienisches Abendessen genießen durften. Es gab alle möglichen Wurst- und Käsesorten mit Brot, Pasta und reichlich Wein. Anschließend ging es in einen riesigen Club mitten in der Stadt. Auch feiern können die Römer.  




An unserem nun leider schon letzten Tag haben wir dann noch die Meilensteine der Historie besucht: das Colosseum, das Forum Romanum und den Circo Massimo. Es war schon eindrucksvoll, dass diese ganzen Sachen dort seit unzähligen Jahren stehen, und immernoch so gut erhalten sind. Während in Leipzig alle paar Monate ein Haus einfach einstürzt. Komische Sache.
Mich hat vor allem beindruckt, dass die Menschen das damals alles einfach mit der Hand und einfachsten Konstruktionen errichtet haben, ohne Strom, Kräne und Betonmischer. Ich schnaufe ja schon wenn ich meine Getränke tragen muss.









Insgesamt war es wie immer eine wunderschöne und eine wunderschön anstrengende Reise. Wir haben so viel gesehen, dass man das ganze jetzt ersteinmal verdauen muss, und einem eigentlich erst zu Hause klar wird, wie viel man erlebt hat. Rom ist wirklich eine wunderschöne Stadt, und auch wenn ich nicht unbedingt dort leben möchte, ist sie doch immer eine Reise wert!

Bacci!

Dienstag, 4. November 2014

Tutto è meglio con la famiglia!

Ciao Ragazzi,

ein wunderbare Woche liegt hinter mir, denn: meine Liebsten haben mich besucht! Für eine ganze Woche waren sie bei mir zu Gast, und wir haben Bologna und Umgebung aufs Genauste untersucht!
Aber fangen wir von vorne an:

Am Samstag bin ich erst einmal mit meinem BEST TRAVEL BUDDY Micayla nach Perugia gefahren. Dort hat nämlich das "Eurochocolate", ein Schokoladenfestival mit Produzenten aus ganz Europa stattgefunden. Und es hat seinem Namen wirklich alle Ehre gemacht!
Die komplette Innenstadt Perugias war mit kleinen Markständen übersäht, überall tummelten sich tausende Schokoladenfans, und wollten die Köstlichkeiten aus ganz Europa probieren. Der Clou dabei: man konnte für 5€ eine "Chococard" erwerben, mit der man von 10 verschiedenen Ausstellern Gratisproben bekam. Diese fielen ganz unterschiedlich aus, manchmal war es nur eine kleine Schokoladenmünze, manchmal wirklich eine ganze Tafel. Das beste war jedoch eine Tasse heiße Schokolade: diese ist überhaupt nicht mit unserem Kakao zu vergleichen, sondern total dickflüssig und supersüß. Bei uns würde das hunderprozentig als Pudding durchgehen! Lecker war es trotzdem, vor allem da es auch "Chocolato fondente" gab, also Bitterschokoladenkako. Super Geil!








Am Abend sind wir gegen 22.00 wieder in Bologna angekommen, und es lagen die 3 längsten Stunden meines Lebens vor mir. Die heimische Mannschaft hat gnadenlos durchgezogen und sollte laut Navi gegen 00.30 ankommen. Also habe ich mir die Zeit vertrieben indem ich mitten in der Nacht Bad und Küche geputzt, italienische Texte übersetzt und Vokabeln gelernt habe. Ich hatte ja schließlich Zeit!

In der folgenden Woche haben wir dann alles gemacht, was man sich hier nur vorstellen kann:
Angefangen bei einem entspannten Stadtrundgang und einem Stück Pizza in Bolognas leckerster Pizzeria, haben wir den ersten Abend mit ganz echten, super leckeren, deutschen Rouladen, Klößen und Rotkraut ausklingen lassen. Versteht mich nicht falsch, ich liebe die italienische Küche, aber irgendwann hat man von Pasta und Pizza auch einfach mal genug, und wünscht sich etwas heimische Küche. Das meiste davon könnte man wohl auch hier selber machen, doch für eine Person lohnt sich das dann meisten doch nicht. 

Am nächsten Tag haben wir einen Ausflug nach Maranello und in die Ferrariwerkstatt gemacht. Dort kann man sich wunderbar verschiedene Modelle anschauen, von oller Bechbüchse über hübschen Oldtimer bis hin zu super spacigem Raumschiffmodell. Die komplette Ferrari-Geschichte ist dort sehr hübsch und liebevoll aufgearbeitet, sodass es auch für nicht-Autofans eine interessante Angelegenheit ist. Noch besser wurde es bei der Pistentour: in einem kleinen Bus haben wir erste die wirkliche Fabrik besucht, und anschließend einen Abstecher auf die werkseigene Rennstrecke gemacht. Wir sind da langgefahren, wo auch schon Schumi&Co ihre Runden gedreht haben. Und am allerbesten wurde es dann, also ich zusammen mit meinem Bebbo den Simulator ausprobiert habe: wie in einer Konservenbüchse eingequetscht liegt man eher in diesem Ferrari Formel 1 Auto als dass man sitzt, und das ganze wackelt so krass, dass ich am nächste Tag tatsächlich Muskelkater in den Oberarmen hatte, nur vom Lenkrad festhalten! 





Mein Zukünftiger!

Nach einem kleinen Abstecher nach Modena besuchten wir am Abend das Spiel Bologna FC-Trapani. Das Stassion war nichtmal zur Hälfte ausverkauft, aber irgendwie hatten wir Karten für die Fankurve, welche natürlich supervoll war. Aber dadurch wurde das ganze auch sehr aufregend: mit viel Pyrotechnik, abwechlungsreichen Gesängen und mega Diskussionen bei JEDER Schiedsrichterentscheidung hat man hier einmal wahre italienische Fußballfans erlebt. Auf jeden Fall empfehlenswert!

Der nächste Tag war dann eher meinen Interessen gewidmet, denn wir haben uns auf den Weg gemacht um die schönste Stadt der Welt zu besuchen, mein geliebtes Venedig! Nachdem wir unser Auto in einem der großen Parkhäsuer in der Stadt losgeworden sind, haben wir alles ganz in Ruhe begutachtet, was wir zwar alle schonmal gesehen hatten, aber eben einfach zu einem Venedigbesuch dazugehört. Rialto, die Uni (die zu blöd war einen Erasmusvertrag mit meiner abzuschließen), der Markusplatz, die Basilica di San Marco, der Dogenpalast, die Oper, die Glasbläserinsel Murano und so weiter. Es war ein wundervoller Tag, mit allem was dazu gehört!





Anschließend ging es jedenfalls für mich etwas weniger unterhaltsam weiter, denn ich hatte meine erste Prüfung. Eine Zwischenprüfung im Fach Principles of Management, die aber schon so viel Stoff beinhaltete, wie ich in Görlitz für eine komplette Prüfung gelernt habe...aber es ging alls gut, und nach 1,5 Stunden wurde ich wieder entlassen, in einen wunderbaren Shoppingnachmittag mit anschließendem Pubbesuch. Da waren die Qualen der Prüfung schnell vergessen!

Der Donnerstag bedeutet für mich leider erst einmal 3 Stunden lang Holländisch Vorlesung, anschließend ging es aber in das kleine Städtchen Ravenna. Dieses wurde mir empfohlen, weil es da so wunderschön und ruhig sein sollte. Vielleicht hätte es mich stutzig machen sollen, dass mir das meine englische Freundin Ellie erzählt hat, die selbst aus einem sehr kleinen Dorf kommt und die Stadt Bologna oft als zu laut und stressig empfindet. Jedenfalls war es für uns nicht wirklich angenehm ruhig und entspannend - es war einfach absolut tote Hose. Es stimmt zwar, dass das Städtchen sehr niedlich anzusehen ist, und es auch einiges Sehenswertes gibt (Ravenna bezeichnet sich selbst als Hauptstadt des Mosaiks, und hat diesen Titel auch wirklich verdient), doch so wahnsinnig viel zu erleben gab es leider nicht. So haben wir dem Strand noch einen Besuch abgestattet, und dann Mamas weltberühmten Nudelauflauf gegessen. Molto buono!

Freitag war leider schon unser letzter Tag, und begann für mich mal wieder mit Holländisch. Anschließend habe wir dem Wochenmarkt einen kleinen Besuch abgestattet und sind letztendlich zu San Luca gefahren. Kurz bevor es auf den Berg geht haben wir das Auto abgestellt, und die unendlichen Stufen und Steigen erklommen. Oben angekommen erwartete uns strahlender Sonnenschein, doch leider so gut wei keine Sicht, weswegen der Funke nicht so ganz übergesprungen ist. Schön war es trotzdem. Zum Abschied gab es eine Portion super leckerer Spaghetti Carbonara im Ca´Peletti und ein Guiness im Irish Pub. Man gönnt sich ja sonst nichts!

Und dann war die schöne Zeit leider auch schon wieder vorbei. Zwar ist der Abschied wesentlich leichter gefallen als noch im Sommer, da ich mich hier wirklich wohl fühle, und noch nicht nach Hause möchte. Aber unter uns Erasmusstudenten hat sich schon schnell herauskristallisiert dass wir alle nicht wirklich die Heimat an sich, also unsere Stadt oder die Uni vermissen. Das Leben im Ausland ist nicht das Problem. Es sind die Menschen, die man vermisst, Freunde und Familie, mit denen man sonst alles teilt. Und so ist es jetzt zwar ein bisschen seltsam, alles wieder ohne Familie zu machen, aber es ist auch nicht schlimm. Ich freue mich auf die neuen Abenteuer, die mir bevorstehen, und freue mich auch darauf in 1,5 Monaten für Weihnachten nach Hause zu fliegen, um alle wieder zu sehen. Denn ich liebe Italien, und alles was ich hier erlebe, aber: tutto è meglio con la familia!

In diesem Sinne: BACCI!