Mittwoch, 30. Januar 2019

Sri Lanka - von Bergen, Wellen und dem Ende der Welt PART II

Hello my dears,

und willkommen zurück zu unserer Reise durch Sri Lanka. Nachdem wir in Kandy und Sigiriya schon ganz verzaubert wurden von diesem wunderschönen Land, ging es auf zur nächsten Etappe, in das minikleine Dorf Dalhousie. Diesmal hatten wir keine Zugtickets gebucht, sondern haben uns mit gefühlt hunderten anderen Reisenden (und deren riesigen Backpacks) in den Zug gequetscht. Die Tickets waren mit ungefähr 70 Cent auch wirklich unschlagbar günstig, mit ein bisschen Gerangel und etwas Glück konnten wir wenigstens einen Sitz ergattern, und uns so auf der gut zweistündigen Fahrt wenigstens abwechseln.







Nach Dalhousie fährt man eigentlich nur aus einem Grund: Adam's Peak. Ein riesiger Berg mitten im Nirgendwo, der Sri Lanka's bekannteste Pilgerstätte ist. Auch wir wollten dort hoch, allerdings erst am zweiten Tag unseres Aufenthalts. Bevor es hoch hinausgeht, wollten wir tief hinab: den Fluss und etliche Wasserfälle.

Nachdem wir in Mexiko so einer super Zeit hatten, mit Raften, Canyoning und Co, wollten wir auch in Sri Lanka wieder das Adrenalin in die Höhe schnellen lassen und uns ins kühle Nass begeben. Ganz easy online gebucht, kamen wir nach knapp zwei Stunden Fahrt in Kitulgala an, wo es vor Anbietern nur so wimmelte. An diesem Tag waren wir allerdings so gut wie alleine, stürzten uns die Wasserfälle hinab und rutschten die natürlichen Rutschen hinunter, in wunderbar frisches Dschungelwasser. Außer einer anderen Gruppe, die wir unterwegs trafen, waren Philip, der Guide und ich ganz alleine und konnten uns dem Spektakel komplett hingeben - inklusive etlicher kleiner Blutegel, die sich an uns satt saugten...










Im Anschluss daran haben wir das Boot zum Ufer getragen und sind raften gegangen. Zwar war die Strecke wesentlich kürzer als in Mexiko, und wir sind auch nicht umgekippt wie es dort mehrmals passiert war - aufregend war es aber trotzdem! Etliche Stromschnellen sind wir hinab gesaust, um Steine manövriert und an mystischen Dschungelpflanzen vorbeigeschlängelt. Ein Glück erst kurz vor Ende erwähnte dann unser Guide auch dass es hier Wasserschlangen gibt - aber keine Krokodile, es bestehe also kein Grund zur Sorge....

Obwohl wir die Wasseraktivitäten lieben und gar nicht genug davon bekommen können, waren wir aber eigentich nach Dalhousie gekommen um Adam's Peak zu besteigen. 2243m hoch und ziemlich spitz, sieht man ihn schon von weitem, wesentlich höher als alle umliegenden Gipfel und ganz schön beendruckend. Adam's Peak, oder Sri Pada, wie er von den Einheimischen genannt wird, ist der wichtigste Pilgerort in Sri Lanka, für Anhänger des Buddhismus, Hinduismus, oder auch Christentums. Einmal im Leben muss man auf den Gipfel geklettert sein, so sagt es die Tradition. 5500 sehr steile Stufen führen auf den Gipfel, man geht 2.00 nachts los, um bei Sonnenaufgang oben angelangt zu sein. Natürlich wollten wir uns das nicht entgehen lassen! Vom Raften waren wir sowieso müde genug, also haben wir uns noch einmal mit einem ordentlichen Abendbrot gestärkt und sind dann, mitten in der Nacht, mit etlichen anderen Pilgern losgestapft. Natürlich waren viele andere Touristen dort, aber auch ganz viele Einheimische, teilweise mit der ganzen Familie und sogar kleinen Babys im Arm. Auch waren erstaunlich viele ältere Menschen, um nicht zu sagen hornalte Leute dort. Manche von denen wurde an beiden Armen gestützt, haben teilweise die Hälfte des Aufstieges schon am Abend vorher gemacht und auf halben Wege in improvisierten Camps übernachtet.







Am Anfang geht es noch relativ entspannt los, mit ein paar gerade Abschnitten zwischen den Stufen. Ziemlich schnell wird es aber echt unglaublich steil, und außer dass die Stufen mal in die andere Richtung gehen während sie sich den Berg hinauf schlängeln, passiert nicht viel. Außerdem ist es dunkel, kalt und windig - nachts fällt die Temperatur in den Bergen gerne auf 10-15 Grad zurück, man musste sich also wirklich ordentlich anziehen.





Am Wegesrand gibt es immer wieder kleine Buden, die Getränke und Knabbereien verkaufen, um die Wanderer bei Laune und Kräften zu halten. Wir lagen ganz gut in der Zeit, da wir immer nur kleine Verschnaufpausen gemacht haben, und nach ungefähr zwei Stunden hatten wir erstmal das Schlimmste hinter uns. Das steilste Stück kam zwar noch, es war allerdings so steil dass es nur noch eine Spur gab, mit Geländern links und rechts, sodass der Weg wie eine Hühnerleiter steil nach oben gen Himmel ging. Das war zwar anstrengend, aber man musste auch viel mehr warten, da Überholen unmöglich war. Wir hatten sowieso noch genug Zeit, also war uns das langsame Tempo ganz willkommen, und wir konnten ein bisschen Luft holen. An der letzten Bude vor dem Gipfel haben wir uns dann auch mit süßem Tee und ein paar Teigfladen gestärkt, bevor wir die letzten 100 Meter bis zu Spitze antraten. Je höher wir kamen, desto voller wurde es, und man konnte schließlich kaum noch Laufen. Da der Berg so spitz zuläuft, gibt es am Gipfel sehr wenig Platz, und wir waren natürlich nicht die einzigen die den Sonnenaufgang anschauen wollten. Da wir aber nun einmal da waren, wollte ich es unbedingt bis zur Spitze schaffen, was wir nach ein bisschen schieben und drücken irgendwann auch geschafft haben. Hier unser Beweisfoto:




Um einen strategisch günstigeren Ausgangspunkt für den Abstieg zu haben, sind wir dann auch gleich wieder ein paar Meter abgestiegen, und haben somit die größte Menschenmasse hinter uns gelassen. Außerdem hatten wir eine unglaublich gute Aussicht auf den Sonnenaufgang, der dann auch so langsam los ging. Und meine Güte, was war das für ein Anblick! Nach drei Stunden klettern in der tiefschwarzen Nacht waren wir richtig aus dem Häuschen als sich endlich ein kleiner orangefarbener Streifen am Horizont zeigte. Nach und nach hüllte das aufkommende Tageslicht die umliegenden Berge in ein atemberaubendes Orange, der Nebel hing zwischen den Gipfeln und man erkannte nun auch die schier endlosen Teeplantagen, durch die unser Weg geführt hatte. Trotz der vielen Menschen war es außerdem fast komplett still - es ging kein Wind, man hörte keine Vögel. Es war einfach nur absolut und unendlich wunderschön.











Aber natürlich wären wir nicht wir, wenn wir das bezaubernde Naturspektakel nicht mit ein bisschen Adrenalin verbinden würden - nach unserer Bergbesteigung wollten wir gleich weiter, und mussten einen Zug erwischen. Leider gab es keine Tickets mehr für den Zug am Nachmittag, also haben wir unsere für den um 9.40 reserviert. Nun muss man bedenken dass Sonnenaufgang 6.30 war, selbst geübte Wanderer gut 1,5-2 Stunden für den Abstieg brauchen, und wir dann auch noch anderthalb Stunden Fahrt zum Bahnhof vor uns hatten. Es schien quasi unmöglich- doch die Aussicht auf einen verpassten Zug und vier Stunden Stehen im nichtreservierten Zug brachte unsere müden Knochen doch dazu sich sehr schnell zu bewegen - sobald die Sonne oben war, rannten wir die 5500 Stufen wieder herunter. Und ich meine rannten! Nur von kurzen Wasser- und einer Outfitwechsel Pause unterbrochen (inzwischen wurde es nämlich auch echt heiß!), schafften wir es in einer Stunde nach unten, sprangen unter die Dusche, schnappten unsere gepackten Rucksäcke und standen pünktlich 8.00 vor unserem Hotel, wo uns das Auto zum Bahnhof bringen sollte. Ich brauche natürlich nicht zu erwähnen, dass dies das einzige Mal war, an dem etwas nicht geklappt hat - nach dem ganzen Stress und der Rennerei, nur um es pünktlich nach unten zu schaffen, kam unserer Fahrer nicht. Als wir schon dachten dass die ganze Mühe umsonst war, kam ein TukTuk Fahrer vorbei, der uns mitnehmen konnte. Als wir ihm von unserem Zug und gebuchten Tickets erzählt haben, hat er sein und unser Leben riskiert, und siehe da, wir haben es mit ausreichend Puffer geschafft. Das arme TukTuk war zwar kurz vorm Motorinfarkt, aber wir haben entspannt unseren Zug bekommen.


It's a long way, to the top!

Es hat dann übrigens ungefähr vier Tage gedauert, bis ich meinen Muskelkater wieder losgeworden bin. Die Waden, die Oberschenkel, selbst meine Hüften - alles hat gebrannt. Adam's Peak ist wirklich nichts für schwache Nerven, und selbst mit einem durchschnittlichen Fitnesslevel ist es eine echte Herausforderung. Aber wenn man es einmal geschafft hat - meine Güte, da werde ich noch meinen Enkeln von erzählen!

Das nächste Mal erzähle ich euch dann vom wunderschönen Ausblick von unserer Terrasse in Ella, sowie dickhäutigen Passanten auf dem Weg zur Safari!

Cheers!

Sonntag, 20. Januar 2019

Sri Lanka - von Bergen, Wellen und dem Ende der Welt PART I

Hello my dears,

und frohes neues Jahr! Ich hoffe ihr seid alle so gut in 2019 reingerutscht wie ich: am indischen Ozean, mit einem frischen Mango Lassi in der Hand und einem tierischen Jetlag! Denn ja, es hat mich wieder in die Ferne getrieben, in die Sonne und ans Meer, auf riesige Berge, weite Teeplantagen und zu freundlichen Elefanten. Nach SRI LANKA!

Und meine Güte war das mega. Eine Woche bin ich jetzt wieder im grauen in kalten London und zweifle ernsthaft an meiner Entscheidung zurückgekehrt zu sein. Es war einfach zu gut! Aber von Anfang an:

Der Plan nach Sri Lanka zu fliegen ist eigentlich total zufällig entstanden, wir wollten über den Jahreswechsel ins Warme fliegen und zwei meiner Freunde waren in den letzten Jahren dort und haben unabhängig voneinander total von Land und Leuten geschwärmt. Dazu ist die "Perle Indiens" klein genug um in zwei Wochen ordentlich was zu erleben, und bietet dazu noch so ziemlich alles was mein kleines Traveller Herz höher schlagen lässt. Also Flüge gebucht und los gings!

Nach einem absolut akzeptablen, wenn auch nicht sehr komfortablen Flug mit Ukraine Airlines über Kiev (Philip wäre fast wieder ausgestiegen als er gesehen hat dass es keine individuellen Fernseher gibt), sind wir am Silvestermorgen am Flughafen Colombo angekommen. Da wir die ganze Nacht kaum geschlafen hatten und uns erstmal ein bisschen erholen wollten, sind wir ans Meer, in das benachbarte Negombo gefahren, haben in unsere Unterkunft mit Pool eingecheckt, und sind erstmal ins Bett gegangen. Nach einem ordentlichen Essen und einem Mango Lassi haben wir sehr unspektakulär auf Mitternacht gewartet, uns gratuliert, und sind wieder ins Bett gegangen. Silvester schien so unwichtig, in anbetracht der Dinge die uns bevorstanden!



Philip leicht überfordert von seinem ersten Essen in Sri Lanka - und ja das war alles nur für ihn!

Am nächsten Morgen ging das Abenteuer dann endlich wirklich los, nach einer waghalsigen Autofahrt zum Bahnhof in Colombo sind wir in die Berge gefahren, nach Kandy. Zugfahren ist in Sri Lanka sehr unkompliziert, man muss sich aber natürlich auf südasiatische Umstände gefasst machen. Prinzipiell gibt es drei Klassen, die teilweise auch im Voraus reserviert werden können. Da unsere Zugstrecken alle relativ lang waren, habe ich das für die meisten auch so gemacht. Daher hatten wir fast immer unsere reservierten Plätze in der ersten Klasse (die ungefähr einem runtergekommenen Regiozug der Deutschen Bahn entspricht). Man kann auch jederzeit Tickets am Schalter kaufen, allerdings gibt es dann keiner Reservierungen. Und die Züge sind voll, sehr voll. Tickets können nicht ausverkauft sein, das heißt es wird gequetscht und gedrückt was nur geht. Auch wenn die erste Klasse nur von Touristen gebucht wird und es somit vielleicht nicht das authentischste Reiseerlebnis war, waren wir doch ganz froh sitzen zu können.

Außerdem kann man in den Zügen machen was man will - alle Fenster die aufgehen sind grundsätzlich offen, genauso wie alle Türen. Die Menschen stehen an den offenen Türen bei voller Fahrt, hängen aus den Fenstern und springen teilweise bei noch recht hohem Tempo raus, wenn der Zug in die Bahnhöfe fährt. Sri Lanka mag mal britische Kolonie gewesen sein, aber mit dem hier altbekannten "Health and Safety" hatte das nicht viel zu tun. Irgendwie aber auch mal ganz angenehm!





Nach gut drei Stunden Fahrt kamen wir also in Kandy an. Mitten im Land, umgeben von Bergen, Teeplantagen und Regenwäldern, liegt diese 125.000 Einwohner Metropole, die unsere erste Station sein sollte. Am Bahnhof angekommen wurden wir von TukTuk Fahrern umringt, die uns alle gerne wo auch immer hinbringen wollten. Unserer hat uns dann auch gleich angeboten uns am Nachmittag die Stadt zu zeigen, und somit war das Tagesprogramm geritzt. Nach einem kurzen Stop im Hotel ging es zum Mittagessen bei den Locals, zum Aussichtspunkt über der Stadt, zu einem Gewürzgarten, zum Tempel, und und und. Am Ende wurden wir bei einer Tanzshow abgesetzt - klar, da bringen die wahrscheinlich alle Touristen hin, aber es war doch ganz interessant. 





Insgesamt hat mir Kandy echt ganz gut gefallen - es ist quirlig, es ist was los, aber rundum sind auch Berge und viel nichts, die der Stadt eine gewisse Ruhe geben. Auf jeden Fall sehenswert! 



Wir haben Kandy aber auch als Ausgangspunkt für einen Trip gen Norden gemacht, nach Sigiriya. Sehr früh am Morgen hat uns ein Kumpel vom TukTuk Fahrer vom vorherigen Tag abgeholt, und ist mit uns die gute 120Km durch den Sri Lanka Dschungel getuckert. Ja, im Nachhinein wäre es wohl sinnvoller gewesen sich ein Auto mit Fahrer zu mieten, aber hey, so war es wenigstens authentisch! Unterwegs haben wir an vielen kleinen Stationen gehalten, an wunderschönen Reisfeldern, einem Hindu Tempel und einem Gewürzgarten. Dort hatten wir eine echt coole Führung, und es war unglaublich was in Sri Lanka alles angebaut wird, und wie es dort in traditioneller, pflanzlicher Medizin verwendet wird. Vanille, Kardamon, Chillis, Zimt, Kakao, Nelken, Musktanuss, Sandelholz und und und. Am Ende gab es sogar noch eine 15-minütige Behandlung, alles umsonst. Die Warnung vieler vor schlimmen Touristenfallen kann ich absolut nicht bestätigen - ich fand es echt interessant, die Leute haben sich Zeit genommen und alles super nett erklärt, und man wurde auch nicht zum Kauf gedrängt. 









Unser eigentliches Ziel war aber ja Sigiriya - oder eigentlich der Felsen daneben. Sigiriya ist so ein riesen großer Felsbrocken, der einfach aus dem Nichts mitten in der Landschaft steht. Von unten schon beeindruckend, soll die Aussicht von oben noch viel besser sein, über die Berge und grüne Landschaft Sri Lankas. Allerdings ist Sigiriya ziemlich voll und von Touristen überlaufen, deswegen hat uns unser TukTuk Fahrer empfohlen stattdessen auf Pidurangala zu klettern, den Felsen daneben. Nicht nur kostest es nur in Zehntel dessen was man auf Sigirya bezahlen würde, es sind auch wesentlich weniger Menschen und man hat einen herrlichen Blick auf den Lion Rock, wie Sigiriya auch genannt wird. Gesagt getan, am Fuß des Berges ging es durch einen kleinen Tempel und dann begann auch schon der Aufstieg. Über Stock und Stein und vielen Felsen gelangte man schließlich zur Spitze, die ein riesiges Plateau war. Und meine Güte, unser Fahrer hatte nicht übertrieben. Die Aussicht war einfach nur atemberaubend. 









Rundum gab es nur grün, Berge, Teeplantagen, Reisfelder und ab und zu mal ein kleiner See. Man sah keine Straßen, keine Häuser, nichts was irgendwie an Zivilisation erinnern könnte. Es hätte mich kein bisschen gewundert wenn Mufasa aufgetaucht wäre und den kleinen Simba emporgereckt hätte - es war wirklich wie in König der Löwen. 









Nach einem aufregenden Abstieg, bei dem mir zweimal fremde Babys in die Hand gedrückt wurden, so schwierig war es dort wieder runterzukommen, haben wir auch unsere erste King Coconut genossen. Die wachsen dort überall und werden zu jeder Tages - und Nachtzeit am Straßenrand verkauft.Von außen orange, haben sie fast gar kein Fruchtfleisch, dafür richtig viel Kokoswasser. Ein wahrer Genuss! 





Auf dem Heimweg nach Kandy haben wir außerdem noch in Dambulla angehalten, wo es einen riesigen Tempel gibt. Wir sind nicht reingegangen, aber schon von außen war es echt eindrucksvoll. Wenn man also ein bisschen mehr Zeit hat, ist das mit Sicherheit empfehlenswert. 









Und so ging unsere erste Etappe nach weiteren drei holprigen Stunden im TukTuk auch zu Ende. Was für ein Start!

Als nächstes geht es Wasserfälle hinunter, wobei wir Begegnung mit kleinen Blutsaugern machten, und große Berge hinauf, was uns sehr nah an unsere körperlichen Grenzen brachte - also bis zum nächsten Mal!