Samstag, 17. Dezember 2016

Schottisches Allerlei

Hi Folks, 

schon seit Wochen habe ich nach einem neuen Thema für einen Blogeintrag gesucht, aber sowas richtig großes ist irgendwie nicht passiert. Deswegen bekommt ihr, ganz nach dem Motto "Klein aber fein", heute eine Sammlung von Dingen, die wir in den letzten Wochen in unserer Wahlheimat Schottland so erlebt haben. 

Oder eben auch anderswo. Denn als erstes bin ich mit meinem ganzen Büro nach Barcelona geflogen - und das ganz ohne Arbeit!
Da das Festival of Architecture Mitte November mit einem großen Finale in Dundee nun offiziell ein Ende gefunden hat, wurden alle Mitarbeiter der Royal Incorporation of Architects in Scotland zu einem Wochenend-Trip in die spanische Metropole eingeladen. Zwar war ich vor Jahren auf einem Schulausflug schonmal da, aber wenn es um eine kostenlose Reise geht sage ich natürlich nicht nein! Also auf in die Sardinenbüchse von Ryanair und ab in den Süden! 












Und man muss sagen, wir haben wirklich absolutes Schwein gehabt mit dem Wetter, dem Hotel, unseren Bars und Restaurants - es war rundum gelungen. Außerdem hatte man die Möglichkeit sich auch mal außerhalb des Büros ein bisschen mit den Kollegen anzufreunden und sich besser kennnen zu lernen. 

Denn genau das ist seit kurzem noch wichtiger geworden für mich: Vor ein paar Wochen wurde ich zu meinem Boss ins Büro gerufen (nie ein gutes Zeichen), wo dann zu meiner Verwunderung nicht nur seine Vertreterin sondern auch die Cheffin der Personalabteilung saß (erst recht kein gutes Zeichen). Als mir dann alles Leben aus dem Gesicht gewichen war und ich mich tatsächlich ersnthaft fragte was ich denn nur angestellt haben könnte und vor allem wie wir jetzt unsere Miete bezahlen, hat mir der Big Boss einen neuen Job angeboten! Die momentane Events&Communications Kollegin hört zum Ende des Jahres auf und sie wollen dass ich ihre Stelle übernehme. In Vollzeit! Unbefristet! Und auch noch kulturelle Events organisieren! Da habe ich natürlich nicht lange gezögert und zugesagt. Zwar hatte ich eigentlich nicht vor für immer im Bereich Architektur zu arbeiten, aber wir werden ja auch nicht für immer in Schottland bleiben. Mein Vertrag mit dem Festival wäre Ende März ausgelaufen, von daher ist das jetzt ein wahrer Lottogewinn. Am Montag ziehe ich also von meinem provisorischen Dachbodenbüro eine Etage tiefer und stelle mich neuen Herausforderungen!

Eine neue Herausforderung, oder zumindest eine neue Erfahrung, konnte auch Philip Ende November sammeln: Nach erfolgreichem Abschluss seines Masters (sogar mit Auszeichnung, mein kleiner Streber!) stand nun die offizielle Abschlusszeremonie an. Was wir nur aus Filmen oder Erzählungen von amerikanischen Austauschjahr-Absolventen kennen, sollte nun also wirklich passieren. Schon Wochen vorher haben die Vorbereitungen angefangen, Karten mussten bestellt werden, der Umhang in richtiger länger sowie der Hut geordert werden. Damit machen die hier übrigens ein richtig schönes Geschäft - so einen Umhang für 3 Stunden zu mieten kostet knapp £50! Mieten! 
Aber ohne Gown lässt es sich nunmal nicht graduaten, also was solls. Bei Philip gab es dazu eine weiß gefütterte Kapuze mit grünem Streifen, woran man den Abschluss "Master of Science" erkennen kann. Jeder Abschluss hat so sein eigenes Erkennungszeichen, was manchmal zu einem lustigen Rätselraten führt wer wohl was studiert hat. Bei meiner Graduation nächsten Sommer werde ich zum Beispiel eine weiß gefütterte Kapuze mit blauem und grünen Streifen haben - die offizielle Robe für "Master of Arts".
Schon eine gute Stunde vorher haben sich also alle an der Usher Hall eingefunden, eine wunderschöne alte Konzerthalle im Herzen Edinburghs, haben ihre Umhänge in Empfang genommen und unendlich viele Fotos gemacht. Sogar eine DVD von der Zeremonie konnte man am Ende kaufen. Es war wirklich eine schöne Veranstaltung, mit offiziellem Einmarsch des "Senatus Academicus", einem Chor und ein paar Stücken auf der Orgel. Der Hauptpart bestand darin, dass der Leiter der Fakultät alle Namen und Abschlüsse der Absolventen vorgelesen hat, diese dann einmal quer über die Bühne gegangen sind und mit einem ziemlich oll aussehenden Hut eins auf die Nase bekommen haben. Am anderen Ende der Bühne haben sie dann ihr Diplom in die Hand bekommen, und das wars auch schon wieder. Ganz kurz und schmerzlos, und hingefallen ist auch niemand. 







Und naürlich hat auch hier die Weihnachtszeit begonnen und alle drehen ein bisschen am Rat. Der Übergang hier war wirklich sehr abrupt - ab Oktober war alles voller Halloween Dekoration und schon einen Tag nach Halloween standen überall die Weihnachtsmänner und Rentiere in den Schaufenstern. 
Über den Weihnachtsarkt in Edinburgh hatte ich ja letztes Jahr schonmal berichtet, und so wirklich besser geworden ist er leider in diesem Jahr auch nicht. Krakauer werden immer noch als German Bratwurst verkauft (die garantiert NICHT german ist), der Glühwein kostet immer noch £5 und ein über und über mit Früchten gefüllter, mit Mandeln, Buttercreme und Zuckerkirschen verzierter Christmas Cake wird als Stollen verkauft. Was soll man dazu noch sagen?!





Aber natürlich habe ich auch dieses Jahr meinen Heimaturlaub so getimed, dass der Weihnachtsmarkt zuhause noch genau einen Tag offen hat, sodass wir all die guten Leckereien noch einmal genießen können. Und das ist auch bitter nötig, letztens habe ich tatsächlich schon geträumt dass auf dem Weihnachtsmarkt die Kräppelchen alle sind, und alle Händler nur mit dem Kopf schütteln und sagen "Da hättest du eher kommen müssen, am letzten Tag gibt es keine Kräppelchen mehr." Ihr seht also, ich leide an akuten Entzugserscheinungen!

Cheers!