Freitag, 23. Februar 2018

Regenhosen, mini Ponys und ganz viel Landschaft

Hello my dears, 

nach drei Wochen London hatte ich schon genug und habe die Flucht in den Norden ergriffen - so hätte es jedenfalls aussehen können! In Wahrheit hatten wir schon letzten September gemeinsam mit unserer Freundin Jana einen neuen Trip geplant. In Schottland wollten wir bleiben und noch etwas mehr von dem Land sehen, dass wir bis dahin unser Zuhause nannten. Alle offensichtlichen Ziele haben wir aber inzwischen abgearbeitet, also mussten wir etwas kreativer werden. So nah und doch so fern - Shetland!

Diese Insel, die den nördlichsten Punkt des Vereinigten Königreichs darstellt, ist so weit ab vom Schuss, dass selbst die meisten Schotten noch nie da waren. 250 Meilen südlich vom Polarkreis, näher an Norwegen als an Edinburgh - Shetland liegt mitten im Nirgendwo, zwischen Nordsee und Atlantik, 14 Stunden Fährfahrt vom schottischen Festland entfernt. 

Nach Norden!


Neben der atemberaubenden Landschaft und unendlich freundlichen Einheimischen, die Shetlandreisenden versprochen werden, war unser eigentlicher Anreiz ein anderer. Jedes Jahr findet am letzten Dienstag im Januar "Up Helly Aa" statt, ein total verrücktes und abgedrehtes Feuer/Vikingerfest. Die Bilder sahen so unglaublich aus, dass wir nicht lange zögerten und eine Tour mit Haggis Adventures buchten. Normalerweise sind wir nicht so die Fans von geführten Touren, aber die Jungs und Mädels von Haggis haben's wirklich drauf. Alles junge Leute, sowohl bei den Guides als auch bei den Gästen, alles entspannt, aber auch mit einem guten Teil Action. Es wäre um ein Vielfaches teurer und teilweise gar nicht in der Art machbar gewesen, wenn wir auf eigene Faust gefahren wären, wir haben also am Ende alles richtig gemacht. 



Da die Feierlichkeiten um Up Helly Aa so einzigartig und intensiv waren, verdienen sie auf jeden Fall ihren eigenen Post. Dazu also mehr beim nächsten Mal!

Nach Abfahrt in Edinburgh haben wir uns mit unserem kleinen gelben Bus Richtung Norden durchgeschlagen. Unterwegs haben wir in St.Andrews, dem "Home of Golf" und Treffpunkt von Will und Kate Halt gemacht, sowie beim Dunnottar Castle, einem super alten Schloss auf einer Klippe direkt über dem Meer. So kann der Urlaub losgehen!


Weil es in St.Andrews noch nicht kalt genug war...





In Aberdeen angekommen haben wir dann gleich die Fähre bestiegen. Da wir mit 14 Stunden eine ziemlich lange Fahrt vor und hatten, haben wir alle eine Kabine bekommen. Klein aber fein trifft es hier wohl am besten! Wir hatten allerdings Glück und hatten zu dritt die 4er Kabine für uns, da gab es wenigstens ein bisschen mehr Platz!


Nachdem die Gruppe die einen Tag vor uns angereist ist mehr als 10 Stunden länger brauchte und mit 10 Meter hohen Wellen zu kämpfen hatte, haben wir ein riesen Glück und eine entspannte Überfahrt gehabt. Ordentlich geschunkelt hat es trozdem!

Am nächsten Morgen sind wir bei strahlendem Sonnenschein und gar nicht so viel Wind auf der 20.000 Einwohner Insel angekommen. Nach einem kurzen Check in im Hostel sind wir auch gleich wieder in den Bus gesprungen, um den Süden der Insel zu erkunden. 

Als erstes ging es zu einem alten Steinhaus, welches dort schon seit Vikingerzeiten steht. Als wir vorher kurz beim örtlichen Supermarkt angehalten hatten und unsere Guides dann meinten wir können von hier aus gleich laufen, es seie nur über die Straße, haben wir uns alles ein bisschen verwirrt angeguckt. Aber wie wir dann gelernt haben, sei es in Shetland ganz normal dass es historische Ausgrabungsstätten direkt hinter Tesco gibt (NB - es gibt nur einen Tesco auf Shetland). 









Anschließend haben wir einen der schönsten Strände überhaupt gesehen. Die ganzen Inseln rund um Schottland haben unglaublich schöne Strände, kilometerweit weißer Sand, türkisblaues Wasser, und kein Mensch weit und breit. Weil es schweinekalt ist. Die GANZE Zeit. Aber zum Angucken lohnt es sich allemal, wie zum Beispiel beim St.Ninians beach. SOO SCHÖN!












An dieser Stelle vielleicht eine kleine Anmerkung zum Wetter. Wie man auf den Bilden sehen kann sind wir ordentlich eingepackt, denn ja, es war MEGA KALT! Die Temperaturen in Shetland liegen ganzjährig zwischen 5-15 Grad, wobei es im Januar natürlich eher kalt ist. Nachdem wir am Morgen von einem monsunartigen Regenschauer überrascht wurden (das Wetter wechselt hier wirklich innerhalb von Sekunden von Sonnenschein zu Starkregen - und ich meine Sekunden!) haben wir fortan immer alles angezogen was wir hatten. Strumpfhosen, gefütterte Wanderhose, Regenhose, dicke Pullover, Winterjacke und noch einen Regenmantel drüber, Mütze und Kapuze, dünnes Tuch und dicken Wollschal. Es war teilweise so windig, dass wir uns kaum auf den Beinen halten konnten. Wäre man da einmal richtig durchgeweicht, wäre es vorbei gewesen für den Tag. Deswegen sahen wir auch alle aus wie die Michelin Männchen - nicht gerade sexy, aber definitiv notwendig!

Den Shetland Ponys macht dieses Wetter recht wenig aus, die standen überall auf der Insel immer wieder rum und haben sich nicht beirren lassen von Wind und Wetter. Aber Kuscheleinheiten fanden sie super!





Nachdem wir die Feierlichkeiten von Up Helly Aa überstanden hatten (dazu nächste Mal mehr), fuhren wir an die Küste im Osten der Insel. Im stürmischen Wetter an den Steilküsten hatten wir Gelegenheit unser ordentlich die Köpfe umpusten zu lassen und richtig wach zu werden. So wild und so stürmisch, typisch schottisch!






Auf dem Rückweg nach Lerwick haben wir nicht nur die schmalste Stelle der Insel gesehen, sondern auch dem nördlichsten Fish and Chips shop der UK und angeblich dem besten der Welt einen Besuch abgestattet. Eigentlich bin ich ja kein Fischfan, aber das war wirklich lecker. 



Links und rechts sehen Sie Meer. Bei Sturm muss man sich hier schon dünne machen, um nicht nass zu werden!

Am nächsten und leider schon letztem Tag auf Shetland sind wir nochmal nach Westen gefahren. Bei (ich weiß, ich wiederhole mich, aber es war wirklich so) überirdischem Wind, sind wir auf einen kleinen Berg direkt neben einer wunderschönen Bucht geklettert. Der Blick war atemberaubend, allerdings mussten wir wirklich aufpassen nicht vom Berg geweht zu werden. Das Lächeln war dann auch irgendwann festgeforen, es war so verdammt kalt dass ich mein Gesicht nicht mehr spüren konnte. 






Langsam verstehe ich warum die Schotten immer Whiskey trinken - bei der Kälte!

Und so neigte sich unser Trip auch so langsam dem Ende entgegen. Nach einer erneut relativen smoothen Überfahrt erreichten wir wieder das Festland und machten uns auf den Weg durch den Cairngorms National Park zurück nach Edinburgh. Unterwegs kamen wir bei Balmoral, dem Sommerquartier der Queen, ganz vielen Hirschen sowie an ein bisschen Schnee vorbei!








Nach sechs Tagen in der nördlichsten Gegend des Landes bleibt mir nur zu sagen wie unglaublich schön auch diese Gegend Schottlands ist. Klar, es ist kalt, rau und ungemütlich, die Landschaft ist schroff und bietet kaum Schutz vor den Elementen - aber die Landschaft ist auch atemberaubend einzigartig, die Menschen umso freundlicher und die Ruhe, die einem in dieser Szenerie umgiebt, fast magisch. Es ist nicht gerade eine Kaffeefahrt nach Shetland, vor allem wenn man nicht so viel Glück auf der Fähre hat wie wir, aber es lohnt sich allemal!

See you later!