Freitag, 24. Oktober 2014

Il sciopero, Buschmänner und kalte Füße!

Ciao Ragazzi,

eigntlich müsste ich gerade in meiner Holländischvorlesung sitzen, und den Unterschied von aa und a lernen. Eigentlich. 
Denn Fakt ist, ich kann nicht. Ich kann einfach nicht zur Vorlesung gehen. Nicht weil ich keine Lust habe, lieber ausschlafen will oder andere wichtige Termine habe. Sondern weil ich nicht zur Vorlesung GEHEN kann. Warum? Il sciopero!
Die Italiener haben wohl gedacht, sie wollen mir Deutschland mal wieder etwas näher bringen, und haben für heute einen Generalstreik angesetzt. Das heißt in ganz Italien haben 24 Stunden alle öffentlich/staatlichen Einrichtungen geschlossen. Und das bedeutet für mich vor allem kein Bus. 
Obwohl man sagen muss, dass die Verkehrsbetriebe in Bologna noch freundlich sind im Vergleich zu anderen Städten. Bis 08.00 fuhren die Busse, damit jeder auf Arbeit kommt, und zwischen 16.30-19.00 fahren sie nochmal, damit alle wieder nach Hause kommen. Bringt mir nur leider auch nichts, wenn ich 10.30 eine 90-Minuten Vorlesung habe. Also verbringe ich den Tag zu Hause. Es ist ja schließlich Streik!

Die letzten Tage habe ich vorallem mit Lernen verbracht. An der Wirtschaftsfakultät ist es normal, dass Zwischenprüfungen nach der Hälfte der Vorlesungen geschrieben werden. Gott sei Dank habe ich aktuell nur einen Kurs dieser Fakultät, und das reicht mir auch schon vollkommen. Für mein Management Mid-Term Exam nächsten Mittwoch muss ich hier genauso viel lernen wie für eine Endprüfung in Görlitz plus noch einmal so viele Rechenaufgaben. Hinzukommt, dass man ja nicht auf Deutsch lernt, sondern in diesem Fall auf Englisch. Das ist zwar immernoch besser als auf Italienisch, trotzdem braucht man einfach länger, als wenn man in der Muttersprache lernt. Hier werden auch keine Ausnahmen gemacht, was drankommen kann und was nicht, es heißt einfach alles was wir bisher gemacht haben und Kapitel 1-4 aus dem Buch (kleine Anmerkung am Rande: in Italien ist es Alltag dass sich jeder Student alle Bücher selber kauft. Der Großteil der Vorlesungen beruht auf den Büchern, die in den Bibliotheken aber natürlich nicht oder nur 1x vorhanden sind. Also rechnen alle am Anfang jedes Semesters mit Ausgaben bis zu 300€, nur für Bücher).
Da es auch kein Seminar zur Managementvorlesung gab, bestand die Prüfungsvorbereitung hier Größtenteils darin, die zig Excelfiles des Profs nachzuvollziehen. Und hunderte von Definitionen zu lernen. Hunderte!

Um dabei wenigstens ein bisschen Abwechslung zu haben, habe ich mich an einem Nachmittag mit meinen Definitionen in den Park gesetzt, um dort in der Sonne zu lernen. Ich sah zwar in der Ferne immer einmal ein paar Leute entlangspazieren, aber im großen und ganzen war ich alleine. Bis auf einmal ein Mittvierziger aus dem Busch neben mir gesprangen kam, sich vor mich stellte, und mir in schnulzigsten Italienisch erklärte, dass er mich umwerfend findet, und mich schon ein paar mal hier gesehen hat, und mich jetzt unbedingt ansprechen musste. Er wollte sich zu mir setzen und sich mit mir unterhalten, und der Dialog lief ungefähr so ab (freie Übersetzung ;) :

Schnulziger Italo: Hey, ciao bella! [Wirklich!] Wie geht es dir? Du bist so schön, kann ich mich zu dir setzen?
Ich: Nein, ich muss lernen.
Schnulziger Italo: Aber ich habe dich schon ein paar Mal gesehen, du bist so umwerfend. Nur für 2 Minuten?
Ich: Nein, ich habe keine Zeit.
Schnulziger Italo: Für eine Minute?
Ich: Nein.
Schnulziger Italo: Aber ich muss mich mit dir unterhalten! Wir können uns doch ein bisschen besser kennen lernen, zusammen zu einem Aperitivo gehen, was zusammen essen.
Ich: Nein.
Schnulziger Italo: Willst du mich denn nicht kennen lernen? Du bist so schön, ich will mit dir sprechen.
Ich: Nein.
Schnulziger Italo: Dann lasse ich dir meine Telefonnummer da, dann kannst du mich anrufen, ok?
Ich: Nein.
Schnulziger Italo: Dann gib mir doch wenigstens deine Telefonnummer, dann kann ich dich anrufen. Wie heißt du denn?
Ich: Nein.
Schnulziger Italo: Ok, ich sehe du bist beschäftigt. Dann lass ich dich mal lieber alleine. Aber du bist wunderschön. Ciao Bella!


Ich schwöre es lag nicht an meinem begrenzten Wortschatz, dass ich nicht anderes geantwortet habe. Ich habe nur irgendwie versucht ihn abzuwimmeln. Warscheinlich tut man den meisten Italienern damit Unrecht, sie sind einfach ein sehr redseliges und freundliches Volk, und wollen sich meistens wirklich nur unterhalten. Doch bei 40-jährigen aus Büschen springenden Männern, die mich anquatschen während ich ziemlich alleine in einem Park sitze, schrillen dann doch noch meine deutschen Alarmglocken!


Die italienische Angewohnheit einfach fremde Menschen anzuquatschen ist mir auch gestern wieder begegnet. Ich stand an der Bushaltestelle und habe gewartet (natürlich), als eine alte Oma kam, und mich einfach angequatscht hat. Ich hatte meinen Pullover mit dem Uniwappen an, und da hat sie draufgezeigt, und mir dann ihre halbe Lebensgeschichte erzählt. Dass sie Professorin für Mittelalterhistorik war, und ihr Mann an der mathemtischen Fakultät tätig war. Dass sie aber dann nicht mehr arbeiten wollt, und jetzt seit 5 Jahren in Rente ist. Aber natürlich ist sie der Universität trotzdem noch verbunden. Als ich ihr dann sagte ich sei Erasmusstudentin aus Deutschland, erzählte sie dass ihr Mann 30 Jahre an der Uni in Berlin gearbeitet hat. Und er hat ja so schnell Deutsch gelernt, aber die Deutschen hätten es irgendwie nie geschafft Italienisch zu lernen. Deswegen bin ich ja total "brava", weil ich jetzt alleine nach Italien gegangen bin. Sie hat sowas ja auch gemacht, als sie jung war, aber das kann man natürlich nicht vergleichen. 
Begleitet von minütlichem Schimpfen warum der Bus schon wieder zu spät sei, haben wir uns so bestimmt 10 Minuten unterhalten, beziehungsweise hat sie uns unterhalten. Außer kurzen Sì oder No blieb mir leider nicht viel Zeit etwas zu sagen.

Und so vergeht hier die Zeit, und diese Woche ist nun auch der Herbst eingebrochen. Nach einem sehr langen Spätsommer hier (am Dienstag bin ich noch in Kleid und Strickjacke zur Uni gefahren), hat man es irgendwie gar nicht für möglich gehalten, dass es hier auch einmal kalt werden kann. Jetzt hüllen sich bei 16 Grad, strahlende Sonnenschein, aber Wind mit bis zu 90 Km/h alle in die dicken Jacken und Stiefel. Die Heizung funktioniert ja auch noch nicht. In Italien ist es nämlich gesetzlich vorgeschrieben, ab wann und wie lange am Tag man heizen darf. So sind wir hier in Bologna in der zweiten Wärmezone, dürfen also theoretisch vom 15.10.-15.04. maximal 14 Stunden am Tag heizen, in anderen Regionen darf man erst ab 01.12.-15.02. heizen, und dann auch nur für 6 Stunden am Tag! Und ja, auch im südlichsten Italien wird es im Winter sehr kalt!
Nun ist heute schon der 24.10., aber die Heizungen gehen immer noch nicht. Denn nur weil es laut Gesetz jetzt erlaubt ist zu heizen, heißt dass noch lange nicht dass die Stadtverwaltung das genauso sieht. Diese entscheidet nämlich für die ganze Stadt, ab wann der Hahn aufgedreht wird. Hoffen wir mal dass die bald genauso frieren in ihren Büros wie ich in meinem Zimmer!

Bacci!

Donnerstag, 16. Oktober 2014

Rimini, San Marino und Bologneser Allerlei!

Ciao Ragazzi!
Um den hier sonnigen und warmen Oktober noch etwas auszunutzen, haben wir mal wieder eine kleine Reise unternommen. Es ging einen Tag lang an den italienischen Ballermann nach Rimini, und anschießend in den drittkleinsten Staat Europas: San Marino!

Nach 1,5 Stunden Fahrt in Rimini angekommen, war es einfach nur eins: herrlich! Kilometerlanger, leerer Strand, warmer Sand, blaues Meer. Leider hatten wir nicht so viel Zeit, ansonsten wäre aber baden Mitte Oktober auf jeden Fall drin gewesen! Direkt hinter dem Strand hat man auch die ganzen riesigen Hotelketten gesehen, sodass man sich schon vorstellen kann, wie das ganze immer Sommer aussehen würde, mit tausenden und abertausenden von Partytouristen. Gott sei Dank leben wir ja jetzt hier, und können uns das ganze entspannt neben der Saison angucken!



Nach diesem wunderbaren Strandspaziergang bei ungefähr 26 Grad haben wir uns auch noch die Stadt angeguckt, die einiges mehr zu bieten hat als Bier und Diskogewummse: Rimini ist eine der ältesten Städte überhaupt, wurde schon vor Christus gegründet. In der Emilia-Romagna war es eine der wichtigsten Städte, da sie genau am Anfang (oder Ende, wie man will) der Via Emilia liegt, einer sehr wichtigen Handelsstraße. So findet man heute noch hunderte und tausende von Jahren alte Gebäude, Portikusse und Kirchen. Auch eine der ältesten Brücken Europas findet man in Rimini, sie ist über 2000 Jahre alt, und heute noch voll in Funktion.




Nach einem gemütlichen Bummel durch die Fußgängerzone und dem obligatorischen Eis sind wir dann in den Bus gestiegen, um nach San Marino zu fahren. Wir waren uns die ganze Zeit nicht so wirklich sicher, aber wann wir denn in San Marino waren, denn es gibt keine Grenzen oder irgendwelche unterschiede die man vom Bus aus erkennen könnte (Straßenschilder und so weiter sehen ganz normal wie überall in Italien aus). Es ging dann sehr hoch, da San Marino Stadt auf einem Berg liegt. Oben angekommen, hatten wir eine fantastische Sicht auf die ganze Umgbung:



Die Stadt selbst sieht aus wie eine kleine Ritterburg. Es ist keine wirkliche Burg, aber überall sind solche Abschnitte einfach in den Berg gebaut, und da es so hoch und auf dem Hügel ist, fühlt man sich ein bisschen wie der Burgherr, wenn man über die Mauern spaziert.


Besonders viel zu sehen gibt es in San Marino leider nicht (Leipzig ist 5x größer), außer der schönen Umgebung gibt es eigentlich nur verkitschte Souvenirläden, die erstaunlicherweise alle Preise und Beschreibungen auf Russisch ausweisen, Die Deutschen sind nämlich inzwischen nicht mehr die zahlenmäßig am stärksten vertretene Gruppe hier, sondern die Russen!

Da es nicht wirlich viel zu sehen gab (muss ja einen Grund haben, dass es das drittkleinste Land Europas ist), haben wir eine Runde über das gesamte Areal gerdeht (hat ungefähr 45 Minuten gedauert) und uns dann mit einem Crêpes auf einer Bank niedergelassen. So haben wir die langsam untergehende Sonne und den einmaligen Blick von Bergen über das Städtchen bis zum Meer genossen. 



Doch auch außerhalb meiner kleinen Reisen erlebe ich hier jeden Tag mehr oder weniger lustige Abenteuer im gelobten Land Italien. So habe ich zum Beispiel 2,5 Wochen auf einen Brief aus Deutschland gewartet, während meine Post in Deutschland stets nach 3-4 Tagen angekommen ist. Wenn ich mir die italienischen Postautos so ansehe, wundere ich mich auch nicht mehr.




Letzten Mittwoch war ich außerdem das erste Mal in der Oper von Bologna, die eine echte Augenweise ist. Ein großer Saal, mit Parkett, und ohne Rang! Dafür unzählige kleine Logen, die sich senkrecht die ganze Wand hinaufhangeln und über die ganze Breite des Zuschauerraums verteilt sind. Ein Anblick den man so schnell nicht vergisst! Gesehen haben wir Rossinis "Guillaume Tell", in Französisch, mit Italienischen Untertiteln. Als ob das nicht verwirrend genug wäre, habe ich vorher versucht den ca. 609 Km langen Wikipedia-Artikel zu lesen, um wenigstens etwas der Handlung folgen zu können. Nach dem ersten von vier Akten habe ich es aufgegeben, habe nur noch die Musik genossen, und mich über seltsame Regie gewundert. 
Musikalisch ist die Oper von Bologna auf jeden Fall empfehlenswert. Die Sänger haben bedingunglos überzeugt, vor allem der Chor war fantastisch. Auch das Orchester war sehr gut, allerdings kommt es an unser Gewandhausorcheste nicht ran, da hat man schon Unterschiede gehört. 



Als wir nach 5 Stunden Oper das Theater dann um Mitternacht verlassen hatten, brauchten wir unbedingt etwas zu essen (nachdem wir geköpfte Pferde und den Protagonisten in Blut haben baden sehen, konnte ich nicht mit leeren Magen ins Bett gehen).  Also haben wir einen super Crêpes Laden gefunden, der die ganze Nacht offen hat. Die Dinger sind hier so beliebt als wären wir in Frankreich, deswegen findet man sie wirklich an jeder Ecke. Dieser Laden hatte ungelogen ca. 50 verschiedene Sorten an Crêpes, Waffeln und Bombolino, was unseren Pfannkuchen oder Berlinern entsprechen würde. Also gab es Nachts 00.30 Crêpes mit dunkler Schokolade und Nutella. Warum auch nicht?!

Natürlich bin ich inzwischen auch wirklich gut mit Uni beschäftigt, und ich meine wirklich gut. Inzwischen wird mir immer mehr bewusst, dass mein Studium in Görlitz doch eher Spaß als Arbeit war, und auch wenn wir dort viel zu tun hatten, kann man es mit meinem Pensum hier absolut nicht vergleichen. Ich habe aktuell nur 2/4 Kursen, weil die anderen beiden erst im November beginnen, aber trotzdem bin ich schon jetzt den ganzen Tag mit Lesene, Recherchieren, Wörterbuch wälzen und so weiter beschäftigt. Ich besuche aktuell "Principles of Management" auf Englisch und "Lingua e Linguistica Nederlandese" auf Italienisch. Der englische Kurs ist langweilig, aber gut zu verstehen, der italienische ist interessant. Jedenfalls das was ich verstehe. In einem italienischen Kurs, bei dem man die einzige Nicht-Italienerin ist, wird auf die Sprachprobleme leider nicht so viel Rücksicht genommen. Ich habe eine nette Italienerin gefunden, bei der ich mir am Ende der Vorlesung die Aufzeichnungen abfotografieren kann, so kann ich es wenigstens zu Hause noch einmal durchgehen. Aber wesentlich einfacher wird es dadurch leider auch nicht. Aber was solls, ich nehme es einfach mit iatlienischer Gelassenheit und denke mir, bis zur Prüfung im Januar werde ich es schon irgendwie verstehen! Und ein bisschen scheußlich süßer Kakao im gebrandeten Becher hilft dabei auch :)



Wenigstens kann ich vermelden dass ich meine mündliche und schriftliche Italienischprüfung bestanden, und somit die ersten 5 Credits und das Sprachniveau B1 im Sack hab. Tschakka!

Bacci!

Montag, 6. Oktober 2014

Capri, Vesuv, Sorrento, Napoli, Pompeij - und ein paar unglaublich zittrige Beine!

Ciao Ragazzi,
ein paar aufregende Tage liegen hinter mir! Letzte Woche Mittwoch Nacht machten wir uns auf den Weg, um den Süden Italiens auszukundschaften. Dabei ging es bereits 00.30 mit dem Bus auf die Autobahn, die uns bis nach Neapel führen sollte!
Nach einer nicht wirklich erholsamen Nacht und 572 Straßenkilometern erreichten wir am Donnerstagmorgen den Hafen von Neapel. Bei grauem Himmel und kühlen Temperaturen (für das iatienische Wärmeempfinden, versteht sich),waren wir noch nicht ganz so sicher, was wir den ganzen Tag auf der berühmten Ferieninsel Capri so anstellen sollten. Doch wir wurden bald eines besseren belehrt.
Um das ganze etwas abzukürzen: wir haben den ganzen Vormittag damit verbracht, treppauf treppab die Insel zu erkunden und zu umrunden. Nun gleicht Capri so gar nicht der Leibspeise der Neapolitaner, der Pizza. Heißt, die Insel ist nicht schön flach und angenehm zu laufen, sondern besteht nur aus Bergen, man muss ständig steile Wege oder nicht endende Treppen nehmen, und läuft gefühlt vielmehr als man eigentlich sieht.




Aber wenigstens begegnet einem immer mal wieder ein sehr schönes Stück Natur zwischendrin, sodass man für die nächste Etappe gewappnet ist:





Nach über 3 Stunden laufen, hatten wir dann nur noch einen Abstieg von 30 Minuten (nur Treppen natürlich) vor uns, und erreichten dann endlich unser Tagesziel: der Strand von Capri! Inzwischen hatte sich das Wetter deutlich verbessert, es war sonnig, um die 26 Grad, und absolut windstill. Es war einfach herrlich, in die warmen Fluten zu springen, und sich die Sonne auf den Bauch scheinen zu lassen - Ende September!



 Nach ein paar vergnügsamen Stunden am Strand wendete sich das Wetter abermals - und es fing an leicht zu nieseln. Da unser Tagesplan eh vorsah, zurück zum Hafen zu gehen, machte uns das erstmal nicht so viel aus, wir packten die Handtücher ein und machten uns auf den Weg (erst bis auf den Gipfel der Insel, dann auf der anderen Seite wieder runter, ich konnte leider nicht soweit zählen, so viele Stufen waren das). Als wir dann am Hafen ankamen, bestiegen wir ein kleines Boot, mit welchem wir eine Tour rund um die Insel machen wollten. Der Niesel war inzwischen schon ein ausgewachsener Regen, da es aber warm war und wir Fotos machen wollten, haben wir uns trotzdem in den offenen Teil des Bootes gesetzt, und die Fahrt ging los!



Doch schon nach ein paar Minuten mussten wir einsehen, dass der Regen doch stärker war als wir, und mussten uns nach drinne verziehen. Das war dann auch nur noch halb so schlimm, weil es sich eh so zugezogen hatte, das man keine 30 Meter weit gucken konnte, und wir somit eh nichts mehr von der Insel gesehen haben. Somit war die Bootsfahrt leider ziemlich für die Katz, außer einem komplett nassen Outfit haben wir nicht viel davon gehabt.
Und so kehrten wir dann auf die Insel zurück, von dort aus ging es mit der Fähre wieder nach Neapel, und dort mit dem Bus ins Hostel. An dem Abend haben wir unsere Zimmer bezogen und noch eine Pizza gegessen, danach sind wir alle nur noch ins Bett gefallen.


Der nächste Morgen begann schon, als ich eigentlich noch gar nicht wirklich wach war. Ich lag in meinem Doppelstockbett, döste vor mich hin, und hatte einen dieser Momente, in denen man schon so halb wach ist, aber eigentlich noch viel zu müde. So habe ich ein paar Momente dagelegen und überlegt, ob ich mich mal umdrehen soll, oder dafür eigentlich zu schwach bin (ich weiß das klingt skurril, aber solche Selbstgespräche führe ich manchmal). Als ich mich gerade dazu entschlossen hatte, doch die Position zu wechseln, habe ich es schon bereut: ein stechender Schmerz ging mir durch alle Muskeln unterhalb der Hüfte.Erst war ich verwirrt, dann wurde es mir aber schnell klar. Die Treppen von Capri hatten mich besiegt. Das Stundenlange auf und ab war dann doch zu viel für mich, und so begann ich den Tag mit einem wunderbaren Muskelkater, wie er im Buche steht.

Wir frühstückten und brachen dann alle gemeinsam mit dem Bus auf, um den Vesuv zu besteigen. Gott sei Dank konnten wir den größten Teil mit dem Bus fahren (ich war nicht die einzigste, die ihren Beinmuskeln die ganze Zeit Mut zusprechen musste), und mussten am Ende nur noch ca. 25 Minuten einen äußerst steilen Weg entlang des Vulkans hochlaufen. Als wir dann oben angekommen waren, haben wir eine kleine Führung bekommen, bei der wir gelernt haben dass der Vesuv vor allem deswegen so gefährlich ist, weil es ein Explosionsvulkan ist, und er bis zu 30 Km weit Gesteinsbrocken schleudert. Das am nächsten Tag genau so ein touristisch besuchter Vulkan in Japan ausbrechen sollte, wussten wir zu diesem Zeitpunkt zum Glück noch nicht...




Der Vulkan selber war zwar von der Größe und Wuchtigkeit beeindruckend, im Endeffekt aber doch nur ein Berg mit einem großen Loch drin. Viel spannender war da die Aussicht, die man von dort oben hatte: man konnte ganz Neapel begutachten, die Amalfiküste sowie Capri und Ischia. Es war also wunderbar von dort oben auf alles hinabgzugucken, und traumhafte Postkartenbilder zu schießen. Einzige die eisigen Temperaturen auf dem Berg haben uns ein bisschen zu schaffen gemacht, während es im Tal um die 27 Grad waren, waren es dort oben nur noch ca. 15, von eisigem Wind begleitet.




Nachdem wir die Kältetortur überstanden hatten, kam der wärmere Teil des Tages: auf eigene Faust konnten wir die kleine Küstenstadt Sorrento besuchen, sind durch die Fußgängerzone geschlendert und haben es uns schließlich am Strand, der zwar klein, aber dafür umso niedlicher war, gemütlich gemacht.



Am Abend haben wir die 60 Km lange Rückfahrt in Angriff genommen, die im neapolitanischen Verkehr ungefähr 3 Stunden gedauert hat. Am späten Abend gab es noch eine von unseren Guides organisierte Party im Hostel, die ich allerdings nur kurz besuchen konnte, da ich ansonsten im Stehen eingeschlafen wäre.

 Am dritten Tag, Samstag, haben wir dann endlich die Stadt angeschaut, in der wir schon 2 Nächte verbracht haben: Neapel!




Die etwas laute aber dennoch liebenswürdige Stadt am Meer ist die drittgrößte Stadt Italiens, und demzufolge hektisch und voller Action. Mit einem neapolitanischem Studenten an Bord haben wir die ganze Stadt erkundet, angfangen bei der Strandpromenade und den 3 Burgen der Stadt, über die große Galleria, eine Einkaufspassage die jede große Stadt in Italien hat, über kleine Gassen, Kirchen, und schließlich den große Dom. Am Nachmittag sind wir wieder ins Hostel gefahren, haben geduscht, geschlafen und gegessen, und sind schließlich in die Innenstadt gefahren, um das neapolitanische Nachtleben zu erkunden.  






Es ging also am Abend mit dem Bus in die City, und dann auf einen großen Platz, der voller Studenten war. Alle tranken und/oder rauchten etwas (ich glaube die Drogenpolizei verweigert dort gleich die Arbeit, die werden da eh nie fertig), unterhielten sich gut oder spielten Musik. Die Stimmung war insgesamt sehr ausgelassen, nur wussten wir nicht so recht was wir da sollten, wurde uns doch gesagt wir würden einen Club besuchen. Aber inzwischen hatten wir gelernt, dass sich in Italien die meisten Dinge von alleine klären, wenn man nur lange genug wartet. Also warteten wir, und nach ca. 2 Stunden ging es dann auch endlich in den Club. Inzwischen wurden wir von einer Menge Italienern angequatscht, die anscheinden noch nie einen blonden Menschen gesehen hatten, jedenfalls nicht in Natura. So wurden wir alles mögliche gefragt, mir wurde erklärt dass alle Deutschen blonde Haare und blaue Augen hatten, und wir lernten ein paar Worte in neapolitanischem Dialekt. So ging es dann munter weiter, ich bekam im Club immer nur mitleidige Blicke von meinen brünetten Freundinnen zugeworfen, da ich mich wirklich keine Sekunde frei bewegen konnte. Immer hing irgendein Italiener an mir, der sich unbedingt mit mir unterhalten wollte (in einem Club, indem man sein eigenes Wort nicht verstanden hatte) oder mir etwas zeigen wollte, oder mit mir tanzen wollte. Bis zu einem gewissen Grad ist das ja lustig, irgendwann hat es aber nur noch genervt.
Und so haben wir irgendwann den Heimweg angetreten, und auf den Nachtbus gewartet, der uns nach Hause bringen sollte. Er sollte alle 15 Minuten kommen. Warum wir dann aber ab 2.45 gewartet haben, jedoch erst 4.00 zu Hause waren kann ich nicht erklären. Die Busfahrt dauert jedenfalls nur 10 Minuten...

Entsprechend müde und leider inzwischen auch etwas erkältet wachten wir am letzten Tag, Sonntag auf, frühstückten, packten unser Zeug zusammen, und fuhren nach Pompeij. Da der Busfahrer jedoch sehr gut geschlafen hatte und dementsprechend gute Laune hatte, drehte er das Radio volle Kanne auf und sang mit, sodass an Schlaf auf der 1,5 stündigen Fahrt nicht mehr zu denken war.

In Pompeij angekommen, teilten wir uns in 2 Gruppen auf, und begannen die Führung. Diese war zwar in Italienisch, aber sehr gut verständlich und auch ziemlich interessant. Ungefähr 2 Stunden ging es durch die Ruinen der Stadt, die durch einen Vulkanausbruch 6 Meter hoch mit Asche bedeckt wurde. 




Bei fast 30 Grad, Sonnenschein und übertriebener Müdigkeit war das allerdings auch kein Zuckerschlecken, und so waren wir doch alle froh, als es vorbei war, und wir die 7 stündige Busfahrt nutzen konnten um unsere Schlafreserven aufzutanken.

Insgesamt war dieser Trip unglaublich anstrengend und fordernd, aber auch total schön. Man hat Landschaften und Gegenden gesehen, die man sonst wohl nie besucht hätte, und die es in Deutschland einfach nicht gibt. Meine Empfehlung: unbedingt machen, aber bitte mehr als 4 Tage einplanen. Oder Magnesiumtabletten gegen Wadenkrämpfe einpacken.

Bacci!