Samstag, 30. November 2019

Donau, Gulasch und die Liebe für Europa - 48 Stunden Budapest

Hello my dears, 

wenn man auf einer Insel wohnt, und mal die Gelegenheit hat von eben dieser Insel runter zu kommen, muss man das Meiste daraus machen. Und was für ein #travelmaniac wäre ich, um mich auf den weiten Weg von besagter Insel zu machen, um dann nur 48 Stunden an einem Ziel zu verbringen. Wenn ich eines in meinem Job als Manager gelernt habe, dann enge Zeitpläne und Reisen zu koordinieren. Und deswegen haben wir natürlich nicht nur 48 Stunden in Wien verbracht (wie ihr hier lesen könnt), sondern sind in den Zug gesprungen, zwei Stündchen durch die Prärie getuckert, und auf der anderen Seite der Grenze im wunderschönen Budapest wieder ausgestiegen. Ein Hoch auf Europa, ein Hoch auf freie Grenzübergänge, und ein Hoch auf ein Leben lang andauernde Erasmus Freundschaften. 

Für mich sollte es das dritte Mal in der ungarischen Hauptstadt werden, einmal war ich als Kleinkind da und kann mich außer an einen traumatischen Besuch bei der Formel 1, bei dem mir aus unerfindlichen Gründen eine Flasche Mineralwasser über den Kopf gespritzt wurde, nur weil Michael Schumacher gewonnen hat, an nicht viel erinnern. Im ersten Jahr an der Uni waren wir auf Studienfahrt dort, aber auch nur für eine Nacht, und ehrlich gesagt kann ich mich außer an das schäbige Hostel und das Partyboot auch hier an relativ wenig erinnern. Aber ein Glück ist meine Freundin Betty, die Ungarin ist, aber in Edinburgh studiert hat, aber zur selben Zeit wie ich in Bologna Erasmus gemacht hat, aber dann wieder nach Edinburgh gegangen ist, wo der Zufall mich dann hinverschlagen hat - alles klar soweit? - wieder nach Budapest gezogen, und somit konnten wir sie ganz wunderbar besuchen fahren und die Erinnerungen an diese Perle von Stadt etwas auffrischen. 

Schon der erste Abend war absolut magisch, als wir vom Bahnhof direkt auf den Gellertberg gefahren sind, um Budapest bei Nacht zu sehen. Und meine Güte, da war man ja gleich ein bisschen sprachlos! Nur leicht verwirrt von den Partybussen die sich da oben rumtrieben, ohne Sitze aber dafür mit Dancefloor und Lichtshow an Board, breitete sich unter uns ein Lichtermeer aus, was schwer mit Worten zu beschreiben war. Überall funkelte es nur so, und wir konnten es kaum erwarten das alles am nächsten Tag im Hellen zu betrachten. 





Bei Bettys Wohnung angekommen waren wir kurz ein bisschen verunsichert wo es uns hinverschlagen hat - riesige, und ich meine riiiiiesige Blöcke voller Wohnung, alleine in ihrem Block waren es glaube ich 2000 Apartments. Ein ganzer Stadteil voll mit diesen monströsen Betonblöcken, die ihre besten Tage wirklich hinter sich hatten. Von innen top saniert und dank Zentralheizung wohl sehr gefragter Wohnraum, aber an das Äußere muss man sich doch erstmal gewöhnen. Im Erdgeschoss reihte sich ein Laden an den anderen, es gab Bäcker, Obstverkäufer, Ärzte, die Post, einen Friseur, ein Gym - man musste die Betonwelt eigentlich nicht verlassen, so wunderbar kommunistisch war alles vorbereitet. Willkommen in Osteuropa!



Aber wir sollen ja auch nicht einziehen, sondern das Ganze mit offenen Ohren und Augen betrachten, und sehr schnell haben wir gelernt - das ganze scheint seine Vorteile zu haben! Obwohl Betty erst vor kurzem eingezogen ist, kannte sie viele ihre Nachbarn, es wird gegrüßt und sich geholfen. Wir lernen also mal wieder, don't judge a book by its cover. 

Unser Erkundungstrip am nächsten Morgen startete mit einem Besuch am Buda Castle, dem Vorzeigeschloss Budapests, hoch oben auf dem Berg auf den Buda Seite der Stadt (die durch die Donau von der Pest Seite getrennt ist). Von hier hatte man einen wunderbaren Ausblick auf die ganze Stadt, inklusive Fluss und Parlament. Bei 28 Grad, blauem Himmel und Sonnenschein (immerhin Mitte September) machte das ganze natürlich besonders Spaß. 








Danach ging es auf die Pest Seite, wo es erstmal einen verpflichtenden Langos für jeden gab (wir sind ja schließlich nicht zum Spaß hier), gefolgt von einem langen Spaziergang durch die ganze Stadt, um die ganzen Kalorien wieder abzutrainieren. Unterwegs schlenderten wir über einen Foodmarket mit allerlei Köstlichkeiten, an einer wunderschönen Kathedrale vorbei, bis hin zum Parlament, einem einfach absolut und unglaublich umwerfenden Gebäude. Wir liefen über eine der Brücken zur Donauinsel, die riesig groß ist, ein Paradies für Jogger und Hundehalter, und sogar einen Zoo beherbergt. Die warme Spätsommersonne tat ihr Übriges, und Chimney cake essend waren wir absolut verzückt von dieser wunderschönen Stadt. 






Mit geschwollenen Füßen haben wir uns am nächsten Tag erstmal für eine Donaurundfahrt entschieden. Wenn schon Touri dann auch richtig, und es war herrlich entspannend die Sehenswürdigkeiten vom Boot aus, mit einer kühlen Brise und ohne jegliche Bewegung erleben zu können. 








Nach diesem unglaublich anstrengendem Vormittag mussten wir uns natürlich erstmal stärken, mit, wie sollte es anders sein, Gulasch. Und als wir auch das dann kugelrund von unserer Food-to-do-Liste streichen konnten, haben wir noch einen Abstecher zum Friedensplatz und den sich anschließenden Park gemacht, in dem man wohl auch gut einen ganzen Tag verbringen könnte. So viel wunderschönes und ruhiges Grün, mitten in der busy Stadt, war ein long needed Ende zu diesem wunderbaren Städtetrip. 





Und was haben wir gelernt? Drei Dinge. 
Erstens: Wien und Budapest sind absolut wunderschön und sich eigentlich recht ähnlich - Wien ist eben nur ein bisschen mehr herausgeputzt als Budapest. Aber mit ein bisschen Farbe hier und da wird das schon!
Zweitens: Man kann in vier Tagen immerhin ein Wiener Schnitzel, Sauerbraten, Quarkknödel, Wiener Würstel, mehrere Sturm und Traubenschorlen, einen Langos, Chimney cake, Gulasch, Gulaschsuppe und Mohnknödel essen, ohne sofort an Diabetes zu sterben. Wieder was gelernt. 

Und Drittens: Was wären wir ohne Europa. In Zeiten wie diesen, und vor allem in Ländern wie dem in dem ich zur Zeit lebe, wo man sich aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen gerade ein ganz kleines bisschen von Europa distanzieren will, wird es mir doch immer wieder bewusst was für eine wunderbare Erfindung diese ganze Sache ist. Ohne Probleme und Grenzkontrollen konnten wir eben so zwischen Österreich und Ungarn reisen, die Pässe mussten wir erst wieder rausholen als wir zurück auf unsere altertümliche, verschrobene Insel wollten, auf der die Vorstellung alleine gewinnen zu können mächtiger zu sein scheint, als das was man gemeinsam erreichen kann. Wenn ich nach meiner Meinung zum Brexit gefragt werde kann ich nur immer sagen, wenn es hart auf hart kommt, ich habe immer noch meinen europäischen Pass. Ich kann ohne Probleme von heute auf morgen gehen und mich in irgendeinem der anderen EU-Staaten niederlassen, wo ich mit offenen Armen empfangen werde. Mir tun die Briten leid, die jungen Leute, die in ein paar Jahren oder Jahrzehnten vielleicht nicht mehr so einfach im Ausland wohnen und studieren können, die vielleicht keine so wunderbaren Erfahrungen mit Erasmus und anderen Austauschprogrammen machen können, wie ich es tat. Ich habe Freunde in ganz Europa, die ich ohne Erasmus nicht hätte. Und es ist nicht nur das Reisen, wenn man diese wunderbaren internationalen Freunde besuchen und neue Erinnerungen zusammen schaffen kann - ich denke ich kann mit Recht behaupten dass Erasmus mein Leben verändert hat. Wäre ich damals im Studium nicht nach Italien gegangen, wer weiß ob ich mich jemals dazu entschieden hätte nach Schottland zu gehen, und jetzt nach London. All die wunderbaren Menschen, die unglaublichen Dinge die ich erlebt, Landschaften gesehen und Freundschaften die ich geschlossen habe - ich fühle mich wahrlich als Europäer, und es macht mich einfach nur traurig zu sehen, dass andere junge Menschen wie ich nun vielleicht nicht die Chance dazu haben. Viereinhalb Jahre wohne ich jetzt schon nicht mehr in Deutschland, und so schnell werden ich wohl auch nicht zurückkommen. Weil ich das Gefühl habe überall zuhause sein zu können. Und ich hoffe dass die Menschen auf unserer Insel das auch irgendwann mal verstehen. 

Cheers!

Freitag, 1. November 2019

Von Sturm und Schnitzel - 48 Stunden in Wien

Hello my Dears, 

es kann manchmal ganz schön ätzend sein, wenn die meisten Freunde in ganz Europa verteilt sind. Man sieht sich kaum, kann nicht mal eben schnell rüber kommen und lebt die Freundschaft auf Skype und WhatsApp. Einen grandiosen Vorteil hat das ganze allerdings - man hat immer eine Couch zum Schlafen in manchen der aufregendsten Orten des Kontinents. Und da man nie weiß wie lange die Leute an Ort und Stelle bleiben, muss man das ganze möglichst zeitnah nutzen. Mit anderen Worten, wir waren mal wieder auf Reisen. 

Diesmal ging es für uns das erste Mal überhaupt nach Wien. Angeblich war ich hier schon einmal als Kleinkind, daran habe ich jedoch absolut null Erinnerung. Es galt also eine vollkommen neue Stadt zu entdecken! Unsere gute Freundin Jana, die selbst Deutsche ist und wir in Edinburgh kennen gelernt haben, hat es inzwischen in die österreichische Hauptstadt verschlagen, und sie sprudelte nur so vor Freude was für eine tolle Stadt Wien ist. Da haben wir natürlich nicht lange überlegt!




Schon auf dem Weg vom Flughafen in die Stadt haben wir uns prächtig amüsiert. Das wienerische Deutsch ist wirklich einfach zum Schmunzeln. Von der Aussprache einiger Wörter bis hin zu vollkommen neuen Erfindungen oder Zusammensetzungen, es gab wirklich immer etwas zu lachen - im besten Sinne! Die Frage im Supermarkt ob ich ein Sackerl brauche oder der Mistkübel in der Fußgängerzone gehörten dabei eindeutig zu meinen Favoriten. 

An Tag 1 unseres Trips haben wir erstmal Wien an sich angeschaut. Wir sind durch die Einkaufsstraße gelaufen, am Museumsviertel vorbei, zum Naschmarkt, einer riesigen Ansammlung von Ständen die von Döner über Tees, Touri-Artikeln und Baklava bis zu Klamotten eigentlich alles verkaufen. Weiter ging es zur Staatsoper, am Café Sacher vorbei, bis zum Stephansplatz, wo wir den berühmten Dom besuchten. Dann weiter nach Norden bis zur Donau, von hier aus folgten wir dem Fluss eine ganze Weile an unendlich vielen Graffitis und Street Art entlang. Schließlich erreichten wir die Universität Wien, gefolgt vom Rathaus, jeweils alles mächtig gewaltige und imposante Gebäude. Auf dem Rathausplatz gab es einen Markt mit typischen regionalen Produkten, so ließen wir es uns nicht nehmen und machten eine wohlverdiente Pause mit Mohnknödeln und Sauerbraten. Auf dem Rückweg kamen wir noch beim Parlament, was leider komplett eingerüstet war, sowie dem wunderschönen Volksgarten, der Hofburg und der eindrucksvollen Albertina vorbei. Am Abend sind wir dann noch - natürlich - Schnitzel essen gegangen. Kein Besuch in Wien ohne Wiener Schnitzel!














Die Stadt ist so wunderschön, ich konnte auf Anhieb verstehen warum es Jana dort so gut gefällt. Man fühlt sich wie bei Sissi, die Gebäude sind alle prächtig und vor allem super in Schuss - alles glitzert und glänzt nur so. Die Stadt ist unglaublich grün, mit vielen ruhigen Parks und gemütlichen Fußgängerzonen. Wo es mir in London schon bei dem Gedanken an die vielen Menschen und den Verkehr graut einen Fuß vor die Tür zu setzen, war in Wien alles so unglaublich entspannt. Ich hatte das Gefühl alles läuft ein paar Schritte langsamer, mit mehr Geduld und Ruhe. Es war wunderbar!




Am zweiten Tag erkundeten wir das Umland von Wien. Was wir nicht wussten, die Umgebung der Hauptstadt ist eine echte Weinregion! Rundherum gibt es unzählige Weinberge mit allen möglichen verschiedenen Sorten und Trauben. Und da die Österreicher eindeutig wissen wie man das Leben genießt, haben sie Wanderwege zwischen den Weinbergen angelegt, und jeder Weinbauer hat einen kleinen Ausschank, bei dem man den lokalen Wein testen und sich nach dem vielen Laufen stärken kann. Wir hatten lange keine Ahnung was die Leute uns da verkaufen wollten, war doch überall nur "Sturm" angepriesen, und das bei 25 Grad und Sonnenschein! Wie uns dann aber erklärt wurde ist Sturm die österreichische Variante von Federweiser - ach die Ösis, man muss sie einfach gerne haben!









Nach einer wunderbar entspannten Wanderroute und dem einen oder anderen Traubensaft hatten wir am Nachmittag noch Zeit uns das Schloss Schönbrunn anzuschauen, DAS Wahrzeichen Wiens. Zwar sind wir nicht rein gegangen, jedoch hat schon ein Spaziergang durch den Schlosspark gereicht um uns wie Franz und Sissi zu fühlen. So wunderschön, so unglaublich gut erhalten und gepflegt. Das kann man sich mal anschauen!







Insgesamt waren wir also von Wien absolut angetan - und kommen gerne mal wieder!

Cheers!