Hello my dears,
Und willkommen zum letzten Teil meines
Reiseberichtes aus Sri Lanka. Ich weiß es ist schon zwei Monate her seit
wir wieder zurückgekommen sind, aber den letzten Teil eines Berichtes
zu schreiben fällt mir immer besonders schwer – am liebsten
würde ich noch viel länger in Erinnerungen schwelgen und meine Fotos
durchforsten. Oder, seien wir ehrlich – einfach wieder zurückfahren.
Von Kataragama aus haben wir uns entschieden den
Bus zu nehmen. Eigentlich hatten wir erst wieder an einen privaten
Transfer gedacht, als wir dann aber von unserem Hotel erfahren haben
dass es auch einen direkten Bus nach Weligama gibt,
dachten wir, warum nicht! Meiner Meinung nach lernt man ein Land oft
ganz gut kennen wenn man öffentliche Verkehrsmittel nutzt, und nachdem
wir schon so viel Zug gefahren sind schien der Bus doch eine ganz nette
Abwechslung, auch wenn viele andere Reisende
davon abrieten. 140Km direkte Busfahrt, wie schwer kann das sein? Der
Preis war in jedem Falle absolut unschlagbar, mit umgerechnet knapp vier
Euro für uns beide uns unser Gepäck waren die Transportkosten hier
wirklich zu vernachlässigen. Mit ausreichend Proviant
beladen fuhren wir also los, unsere Rucksäcke wurden kurzerhand neben
dem Fahrer positioniert und wir hatten bequeme Sitze in dem riesigen,
knallbunten Bus, direkt hinter dem Fahrer. Mit allen Fenstern und Türen
offen rauschten wir über Schnellstraßen, Landstraßen,
durch kleine Dörfer und an Fabriken vorbei, quälten uns durch den
Verkehr der auf der Strecke liegenden Städte, nahmen fliegende Händler
und Musiker mit und sahen irgendwann endlich das Meer. Zwar war der Bus
am Anfang noch ziemlich leer, doch am Ende der
vierstündigen Fahrt saß ich eingepfercht zwischen Philip und einer
Mutter mit Kleinkind auf dem Arm, schwitzend, dreckig durch die staubige
Luft und mit einem sehr großen Drang schwimmen zu gehen.
Und endlich durften wir das auch! Nach einem
schnellen Check-in in unserer Surf Villa machten wir uns gleich auf den
Weg zum Strand und mein Herz machte einen kleinen Hüpfer – eine
wunderschöne Bucht, hunderte von Surfern, eine Surfschule
nach den anderen und am allerwichtigsten: perfekte Wellen. Weligama
liegt an einer mehr als einen Kilometer breiten Bucht, welche die
starken Wellen des Ozeans in unglaublich perfekte, surfbare Wellen für
Anfänger wie uns herunterbricht. Keine Strömung, keine
schroffen Steine, tropische Wassertemperaturen – wenn es schon in
Fuerteventure schön war zum Surfen, haben wir hier das Paradies
gefunden! Durch die breite Bucht brechen die Wellen auf der gesamten
Länge, und zwar im Sekundentakt. Heißt unendlich viele Chancen,
DIE perfekte Welle zu bekommen! Ich hätte mir ja am liebsten gleich ein
Brett geschnappt und mich ins Vergnügen gestürzt, aber Philip
bestand darauf es ruhig angehen zu lassen, immerhin hatten wir einen
frühen Start mit Safari und eine nervenaufreibende
Busfahrt hinter uns. Also gingen wir nur eine Runde schwimmen und
schauten den andern Surfern dann von der Dachterasse der Strandbar zu –
und ich konnte den nächsten Tag kaum abwarten! Weligama ist einer DER Hotspots was das Surfen angeht und man sieht dass alles in dem Städtchen auf Surfer ausgelegt ist. Surfläden, Bars, Hostels, alles ist da um die wellenhungrige Meute zu erfreuen. Besonders die TukTuks die wir später am Abend gesehen haben, jeweils mit gut 15 Boards beladen, waren ein herrlicher Anblick!
Nach unserer morgendlichen Smoothie Bowl (wir
werden eben alle zu kleinen Hippies wenn es ums Surfen geht) ging es
dann ENDLICH los! Wir hatten drei Tage Kurs mit jeweils zwei Stunden pro
Tag gebucht. Was ich allerdings nicht wusste, war
dass wir jeder unseren eigenen Surflehrer bekamen! Also nicht wie in
Fuerteventura, wo wir als Gruppe von sieben Leuten einen Lehrer hatten,
sondern Einzelunterricht! Wir stürzten uns also jeder mit unserem Lehrer
in die Wellen und entgegen aller Befürchtungen
hatten wir nichts verlernt. Wie Fahrrad fahren! Wir hatten eine Stunde
am Morgen und eine am Nachmittag, und haben uns jeweils nach dem
Unterricht auch noch für eine Stunde ein Board ausgeliehen. Und allen
nicht-Surfern kann ich sagen, vier Stunden surfen
an einem Tag ist ganz schön heftig. Nach unserer letzten Einheit war
ich so fertig, dass nur noch ein Kokos-Dattel-Kakao Shake (ungefähr das
beste was ich jemals in meinem Leben zu mir genommen habe) helfen
konnte. Ja, wir haben es gleich ganz ordentlich übertrieben
an unserem ersten Tag, aber meine Güte ist das mega hier!
Am zweiten Tag haben wir es etwas ruhiger angehen
lassen, nur unsere gebuchten zwei Surfstunden gemacht und zwischendrin
Kokosnüsse geschlürft, sind durch die Straßen geschlendert und haben den anderen
Surfern zugeschaut. Philip hat schon am zweiten
Tag die Transformation zum Hardboard vollbracht, bei mir war es
dann am dritten Tag soweit. Am Anfang surft man mit dicken, riesigen
Schaumstoffbrettern. Die geben viel Auftrieb und Stabilität, sodass man
erstmal anfangen kann zu üben und zu stehen.
Später geht man dann zu Kunststoffbrettern über, die knüppelhart und
wesentlich dünner sind. Zwar geben die soft boards aus Schaumstoff viel
Halt, allerdings schwimmen sie auch wie ein Stück Holz im Wasser und
sind nicht wirklich wendig. Wenn man anfängt Kurven
zu fahren sollte man also auf Hardboards umrüsten – allerdings muss
auch das erstmal gelernt sein, denn die reagieren auf jede kleine
Bewegung und werden daher im wahrsten Sinne des Wortes zu einem
Balanceakt.
Und so surften wir dahin, unser Tag war einzig von
den Wellen bestimmt. Früh aufstehen, frühstücken, surfen, mittag,
chillen, surfen, abendessen und früh ins Bett gehen. Erstens war das
Wetter gnadenlos, mit konstant mehr als 30 Grad und
einer unglaublichen Luftfeuchtigkeit, zweitens war man nach diesem
Programm so fertig, dass sehr viel mehr entdecken und rumfahren auch
einfach nicht drin gewesen wäre. Eigentlich wollten wir noch andere
Gegenden an der Südküste erkunden – nach dem ersten
Tag haben wir aber beschlossen dass wir das nicht brauchen. Keine
Stadt, keine Ruine, Landschaft, Sehenswürdigkeit oder irgendwas anderes
würde und so viel Spaß machen wie das surfen. Also beließen wir es genau
dabei, surfen, essen und genießen - was braucht man mehr.
Und wir haben auch ganz gut Fortschritte gemacht! Wenn man sich das Endergebnis von Fuerteventura anschaut, und dann vergleicht mit dem wie wir jetzt gesurft sind (auf Hardboards versteht sich!) finde ich das für insgesamt neun Tage in unserem Leben die wir bisher gesurft sind doch gar nicht so schlecht. Klar, wir sind immer noch die absoluten Anfänger auf Babywellen, aber immerhin können wir inzwischen relativ sicher ans Land kommen. Der Fakt dass wir perfekte Bedingungen und jeder einen persönlichen Lehrer hatten, machte hier einfach den Unterschied.
Tag 1 noch auf dem Softboard:
Und schließlich Tag 3 auf dem Hardboard:
Und egal was die Surfprofis sagen, ich finde das sieht schon nicht so schlecht aus. Gefühlt hab ich mich jedenfalls wie die Königin der Welt. Natürlich sind das mal zwei Videos wo es geklappt hat - ich habe ungefähr 150 Outtakes, so wie dieses schöne Beispiel von Philip (ja, das fliegende Brett ist von ihm):
Doch wie alle schönen Dinge musste auch dieser Surftrip und somit unsere ganze Reise nach Sri Lanka einmal zu Ende gehen. Nach einer letzten Surfeinheit am Morgen packten wir unsere Koffer, spülten das Salz ab und machten uns auf den Weg zurück nach Colombo, von wo wir über Bahrain nach London zurückflogen. Ein wenig wehmütig, ganz bestimmt mit Muskelkater, aber auch voller Glück.
Über Sri Lanka lässt sich nur ein Fazit ziehen - unbedingt machen. Die Natur, die Menschen, die Möglichkeiten, alles unglaublich toll und atemberaubend. Auf einer kleinen, leicht und für sehr wenig Geld zu bereisenden Fläche. Ich würde sofort wieder hinfahren.
Cheers!