Hi Folks,
Nun ist es schon wieder Mitte September, und während ihr
noch der Hitze ausgesetzt seid, zeigen sich hier schon die ersten Anzeichen des
Herbsts. Bei frischen 15 Grad, Regen, Nebel und Wind zeigt sich Schottland mal
wieder von seiner freundlichsten Seite. Und selbst die ersten Blätter haben
sich schon dazu entschlossen, braun zu werden. Dabei hilft nur sich einen Pulli
anzuziehen, eine schöne Tasse Tee zu machen und sich einfach in wärmere
Gebiete zu träumen. Denn abgesehen von dem zu Ende gehenden Sommer (haha, als
ob hier jemals Sommer gewesen wäre!) habe ich noch ein ganz anderes Problem:
Fernweh!
Ja, das mag komisch klingen, wenn man doch sowieso schon im
Ausland lebt. Aber nach nun einem guten Jahr in Edinburgh hat sich auch hier
Routine eingestellt. Die leckere Baconroll zum Frühstueck kann man inzwischen
nicht mehr sehen, den Cider hat man über und selbst der schottische Akzent
bringt einen weder zum Schmunzeln noch zum Nachdenken. Man kennt die Straßen
und Wege in – und auswendig, weiß wo die schönsten Parks sind und kann selbst
schon die schottische Handynummer aus dem Gedächtnis aufsagen. Alles ist
normal geworden. Und damit irgendwie auch langweilig. Denn genau das ist es ja,
was ich nie wollte, diese Ruhe und Routine, jeden Tag das selbe zu machen und
nicht darüber nachdenken zu müssen. Den Alltag ohne Herausforderungen einfach
hinter sich zu bringen. Was für eine schreckliche Vorstellung.
Da wir aber nun dank Philips Doktorandenstelle mehr oder
weniger an Schottland gebunden sind, muss ich mir eben auf anderen Wegen ein
bisschen Exotik ranholen. Und schonmal Pläne schmieden. Denn darin war ich
schon immer gut, man kann nie weit genug im Vorraus planen! Und dass wir
spätestens mit Philips Abschluss dem kalten Schottland den Rücken kehren,
darauf könnt ihr euch verlassen. Nicht dass es hier nicht schön ist, es ist
ein ganz wunderbares Land, und ich kann nur wärmstens (welch Ironie!)
empfehlen uns einmal besuchen zu kommen (kostenlose Unterkunft!). Aber für
immer möchte ich hier auf keinen Fall leben. So banal es klingt, dafür ist
mir das Wetter einfach zu schlecht. So vieles was in Deutschland
selbstverständlich ist, im Garten sitzen und grillen, in den Freistz gehen,
Freibäder, das alles gibt es hier einfach nicht. Und damit fehlt mir doch ein
ganz wesentlicher Teil meiner deutschen und in Italien angeeigneten Kultur.
Aber zurück zum Pläne schmieden: Wohin es genau gehen soll
wenn unsere Zeit in Schottland zu Ende ist, ist noch nicht so ganz klar.
Natürlich hängt dass dann auch davon ab wo man einen Job bekommt und so weiter, aber
so eine ungefähre Richtung wäre schon irgendwie ganz gut. Meine Oma würde
jetzt sagen: “Euch steht doch die ganze Welt offen!” – und genau das ist das
Problem. Obwohl es natuerlich super ist, dass wir theoretisch hingehen können
wo wir wollen, macht es die ganze Sache doch auch irgendwie gruselig. Wie soll
man sich denn da noch entscheiden, wo es doch soo viele Plätze und Länder auf
der Welt gibt, die ich unbedingt noch bereisen muss?!
Meine Mama sagt immer,
wenn man so viel zutun hat, dass man das Gefühl hat es bricht einem über dem
Kopf zusammen, dann muss man einfach irgendwo anfangen. Egal wo. Hauptsache man
macht irgendwas. Dann kann man das von seiner Liste streichen und sich dem
Nächsten widmen. Und genau das werde ich jetzt machen. Ich werde mir ein Land
nach dem anderen vorknöpfen und es dann von meiner Liste streichen. Wo es
zuerst hingeht ist dabei eigentlich relativ egal, hauptsache man fängt
irgendwo an. Dieses Jahr konnten wir schon Island und Irland streichen, im
Oktober geht es nach Malta. Momentan stehe ich bei 25. Das heisst mir stehen
noch 169 Abenteuer bevor.
Klingt gar nicht mehr so langweilig, was?!
Cheers!