Samstag, 11. April 2015

Lieblingsjule, Cafè grillen und ganz viel Meer!

Ciao Ragazzi,

Ostern ist vorbei, und ich hoffe ich hattet alle ein paar schöne Tage. Ich hatte auf jeden Fall eine Menge Spaß! 
Am letzten Freitagabend ist Jule angekommen, meine beste Freundin vom Opernchor in Leipzig. Für ganze 4 Tage und eine halbe Nacht hat sie sich angekündigt, und ich habe natürlich ein reichhaltiges Programm organisiert!

Nach der ersten Nacht haben wir einen entspannten Tag in Genua verbracht. Ich habe ihr die Stadt gezeigt, wir haben mit Focaccia gefrühstückt, den Hafen angeguckt, die Vicoli durchwandert, Eis gegessen und so weiter. Zum Schluss haben wir noch eine kleine Shoppingtour über die Via XX Settembre gemacht, und haben unseren neuen Lieblingsladen gefunden. Der war so schön, dass wir uns danach gewünscht haben wir hätten ihn nie entdeckt! Nach einem Abstecher in den Supermarkt haben wir den Tag mit einem leckeren Apertivo beendet, bei dem mal wieder kein Wunsch offen geblieben ist. [Wir müssen das unbedingt auch in Deutschland einführen. Wie soll ich nur jemals wieder ohne Focacia und Aperitivo leben?!]

Am Sonntag machten wir uns auf zu einer Wanderung in den Bergen Genuas. Eigentlich hatten wir eine Strecke von 9 Km geplant, da der Weg aber teilweise so anstrengend und steil war, haben wir nur die Hälfte gemacht und wollten dann mit einem Zug zurückfahren. Wollten - aber dazu später mehr. 
Wir sind also mit dem Bus bei mir um die Ecke losgefahren, und nach ca. 20 Minuten waren wir schon gute 200 Höhenmeter über der Stadt. Von da an ging es über Stock und Stein, anfangs asphaltierte Wege, später dann nur noch kleine Pfade, auf die kaum zwei Füße passten, immer weiter und weiter. Noch recht am Anfang machten wir auch gleich die Entdeckung des Tages: direkt an der Straße stand ein Wildschwein, und suchte in der Erde nach Futter! Das stand einfach so da, zeigte sich vollkommen unbeeindruckt und wühlte im Boden rum. Später fragten wir meine italienischen Freunde, die meinte die Tiere finden weiter oben in den Bergen nichts mehr zu Fressen, und kommen deswegen immer weiter Richtung Zentrum. Für uns Stadtmenschen war das doch sehr verblüffend!




Wir bahnten uns also unseren Weg, durch kleine Waldabschnitte, direkt an Abgründen entlang oder durch endlose wilde Blumenwiesen. Obwohl ich die Stadt liebe, und niemals auf dem Land leben könnte, war es doch herrlich, mal aus dem ganzen Trubel heraus zu kommen, und etwas Natur und Stille um sich zu haben. Teilweise war es so still, dass man wirklich gar nichts mehr gehört hat, außer das Rauschen des Windes.







Das Ziel unser Wanderung war das Forte Diamante, eine alte Burg auf dem höchsten Berg der Gegend. In den Bergen Genuas gibt es mehrere solche alte Burgen, die früher zum Schutz der Stadt dienten. Wenn Angreifer aus dem Norden über die Alpen kamen und die Stadt besetzen wollten, sah man sie von den Burgen auf den Gipfeln schon von Weitem, und hat ihnen gleich den Weg versperrt. 
Bei unserer Planung hatten wir nur irgendwie vergessen, dass man ja auf so einen Berg auch hoch muss. Auf der Landkarte sah das alles nicht so weit aus, jedoch hatten wir eben auch verpeilt, die Höhenmeter mit einzurechnen. Also ging es die letzten 45 Minuten nur noch sehr steile, steinige Serpentinenwege hianuf, die scheinbar niemals enden wollten. Als es dann aber geschafft war, wurden wir mit einer spekatkulären Aussicht und auch ein bisschen Sonne belohnt!




Man muss schon wirklich ein bisschen bekloppt sein, um sich da hochzuquälen.
Der Rückweg sollte dafür wesenticher entspannter werden. Wir mussten nur den Weg von der Burg wieder runter, dann einen kleinen Abzweig nehmen, und schon sollten wir an der Haltstelle einer kleinen Bergeisenbahn ankommen, welche uns zurück ins Stadtzentrum fährt. Wenn es mal so einfach gewesen wäre!
Der Weg, den wir vom Berg herunter genommen hatten, hörte einfach so in der Pampa auf, stattdessen gab es einen anderen, an dem aber nicht zu erkennen war, in welche Richtung er geht. Aber wir hatten ja keine Wahl, und sind diesem weiter gefolgt. Nach ewig langer Strecke wurde Jule dann doch etwas unruhig, da uns tatsächlich nur Leute entgegen kamen, keiner ging in unsere Richtung. Wir dachten und jedoch, irgendwo müssen diese Leute ja auch herkommen, und sind immer weiter gelaufen. Nach einer guten Stunde ging der Waldweg in eine asphaltierte Straße über, und begann sich in Serpentinien den Berg herunterzuschlängeln. Mehr durch Zufall als durch Geschick haben wir einen minikleinen Weg entdeckt, der von der Straße abging und die Bezeichnung "Weg" nicht einmal verdient hätte. Vielmehr sah es aus wie ein Gartenweg, der nicht einmal ausgetreten, sondern vollkommen mit Gras bewachsen war und hinter Privatgrundstücken entlangführte. Mutig sind wir dem Weg gefolgt, und konnten unseren Augen kaum trauen, als wir tatsächlich am wohl kleinsten und verstecktesten Bahnhof Italiens angekommen sind. Rundherum mit Grün bewachsen, stand dort einfach ein kleines Häuschen und eine verrostete Bank neben einem Paar Schienen. Es gab keinen anderen Zugang als den kleinen Pfad, man lief einfach über die Schienen. Es war herrlich!





Der nächste Zug sollte erst in einer guten halben Stunde kommen, also vertrieben wir uns die Zeit, alberten herum und tanzten auf den Schienen. Bis dann nach einer gefühlten Ewigkeit ein Gärtner kam, und uns mitleidig erklärt, dass es keine Züge gebe heute. Durch ein Unwetter waren Äste auf die Schienen gefallen, und die müssen jetzt erst weggeräumt werden. Dafür sollte es aber einen Ersatzbus geben. Also machten wir uns auf den Weg zur Haltestelle, und gerade als wir wieder in den Gartenweg einbiegen wollten, schaute ich nach oben und sah den Bus die Serpentinen herunterkommen, nur noch eine Kurve von der Haltstelle entfernt. Also nahmen wir die Beine in die Hand, und sind lauthals lachend aus dem Gartenweg hervorgeschossen gekommen, gerade als der Bus noch 10 Meter von der Haltestelle entfernt war. Der arme Fahrer muss den Schock seines Lebens bekommen haben, als in dieser verlassenen Gegend plötzlich zwei Mädels aus dem Busch geschossen kamen. Den Weg konnte er nämlich nicht einsehen. 
Immer noch sehr vergnügt und leicht außer Atem haben wir also den Heimweg im Bus angetreten, und sind wohlauf wieder in der Stadt angekommen. 

Am Ostermontag hatte uns Virginia zu einer Grigliata mit ihren Freunden eingeladen. Am Vormittag wurden wir abgeholt, und sind auf den Monte Moro, einem Berg mit direkten Blick auf das Stadtzentrum gefahren. Nach und nach kamen immer mehr Leute dazu, am Ende waren wir so um die 25 Personen. Es wurde ein großes Lagerfeuer gemacht, Würstchen, Steak, Speck und Burger gebraten. Dabei herrschte sehr ausgelassene Stimmung, und wo die Italiener sich anfangs noch weigerten mit Jule Englisch zu sprechen und mich als Wörterbuch missbrauchten, haben sie sich nach ein paar Gläsern Wein doch sehr prächtig unterhalten. Es wurde gequatscht, gealbert, gesungen. Das Beste an diesem Tag war eindeutig die Lage und das Wetter: der Berg liegt direkt am Meer, alles ist grün, auf der rechten Seite sieht man die komplette Stadt von oben, auf der linken Seite das Gebirge, und vor einem liegt in einem 180° Panorama das Meer. Selbst die Alpen mit schneebedeckten Gipfeln konnten wir sehen. Und das bei Sonnenschein und 18 Grad, war doch sehr nett!







Café grillen - auf so eine Idee können auch nur Italiener kommen!

An Jules nun leider schon letzten Tag haben wir noch einen kleinen Ausflug unternommen. Es ging in das 2 Stunden mit dem Zug entfernte Alassio, eine kleine Küstenstadt direkt am Meer. Eigentlich hatten wir geplant, ein bisschen am Strand zu entspannen, dann zu einem Aussichtspunkt auf einem Berg zu laufen, und schließlich noch im nächsten Dorf eine Olivenmühle zu besuchen. Doch das Wetter hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht!
Es war einach so schön, am endlos langen Sandstrand (sehr außergewöhnlich in Ligurien) in der Sonne zu liegen, dass wir uns den ganzen Tag nicht mehr wegbewegt haben. Nur um zwischendurch mal in einer typischen Osteria eine Portion Pasta zu essen haben wir kurz unseren Platz an der Sonne verlassen - danach ging es aber direkt zurück ans Meer!






Leider ist die Zeit natürlich wieder viel zu schnell vergangen, und Jule musste schon am verdammt frühen Morgen zum Flughafen aufbrechen und in ihr Medizinstudentenleben zurück. Obwohl ich mich auch wieder auf Deutschland freue, bin ich doch echt glücklich, noch ein paar Wochen hier verbringen zu dürfen. Sehr lange ist es zwar auch nicht mehr, in unglaublichen 48 Tagen werde auch ich die Heimfahrt antreten - doch bis dahin werde ich versuchen noch ganz viele solche schönen Tage am Strand und Meer zu verbringen!

Bacci!

Freitag, 3. April 2015

Das überleb ich hier nicht - es ist einfach zu schön!


Ciao Ragazzi,

wenn ihr einmal ein paar Tage frei habt, und nichts mit denen anzufangen wisst, ein Urlaubsziel sucht, welches gutes Essen, schönes Wetter und traumhafte Landschaften bietet, dann kommt nach Ligurien. Um Himmels Willen, ist das schön hier!

Meine Woche begann mit einem kleinen, aber doch recht feinen Ausflug in das etwas außerhalb des Zentrum gelegene Boccadasse. Das kleine Fischerdörfchen liegt direkt am Meer, besteht nur aus einer handvoll bunten Häuschen und einer Kirche. Dafür hat es umso mehr Charme! Am Dienstag nach der Arbeit habe ich mit Virginia einen Bus bestiegen (klein, voll, langsam - also der typsich italienische Bus), und innerhalb von 15 Minuten waren wir auch schon da. Zwar gibt es nicht so wahnsinnig viel zu entdecken, außer einer Kirche gibt es keine großartigen Sehenswürdigkeiten. Jedoch braucht dieses kleine Idyll auch nicht viel mehr, als sich selbst. Während man durch die kleinen Gassen oder den Berg hinauf zu einem Aussichtspunkt schlendert, eine warme Focaccia oder ein leckeres Eis in der Hand, und einem der Wind um die Nase weht, genießt man einfach nur das Leben und diesen wunderschönen Flecken Erde. 
Wenn man nicht mit dem Bus fahren möchte, kann man auch den 4 Km langen Corso Italia entlangschlendern, eine quasi nie endende Küstenstraße. Ein wirklich herrliches Ausflugsziel für einen sonnigen Tag!






Der gestrige Tag sollte Boccadasse jedoch noch um das tausendfache übertreffen. Am ersten Tag unserer Osterferien (das Goethe-Institut hat sich dazu entschlossen, über Ostern einfach von Donnerstag bis einschließlich Mittwoch nach Ostern zu schließen) habe ich einen Ausflug mit den anderen beiden Praktikantinnen Virgi und Ari gemacht. Früh um 8.35 fuhren wir mit dem Zug in Richtung Westen, immer an der Küste entlang. Schon als wir an unserer ersten Station, Santa Margherita di Ligure ausstiegen, war ich überwältigt. Eine wunderschöne, relative große Küstenstadt, mit bunten, renovierten Häusern, einer großen Strandpromenade, vielen Booten und natürlich noch viel mehr Meer. 





Wir machten einen Spaziergang durch die Gegend, erkundeten den Hafen und die kleinen Geschäfte an der Promenade, und haben uns eine Focaccia geholt. Anschließend ging es aufs Boot, und wir fuhren in das ca. 45 Minuten entfernte San Fruttoso. 

Dieser Ort ist einmalig. Die Küster ist unglaublich bergig, alles geht steil nach oben und ist trotzdem total grün bewachsen. Und mitten in dieser Idylle liegt eine kleine Bucht, die einen Strand, nicht breiter als 150m hat. Auf diesem minikleinen Fleck steht eine große Abtei aus dem 11. Jahrhundert, und 3 kleine Strandbars. Mehr gibt es weit und breit nicht! 
Es ist wirklich total eindrucksvoll, wenn man mit dem Schiff kommt, und nichts weiter als diesen kleinen Strandabschnitt mit ein paar Häusern sieht, mitten in der grünen und wilden Natur. In der Bucht vor dem Strand gibt es übrigens auch eine Christusstatue, welche die Seefahrer beschützen soll. Nur steht diese nicht auf einem Podest, gut sichtbar für alle Ankömmlinge, sondern unter dem Meeresspiegel. Nur bei komplett ruhigen und klaren Wasser kann man die Statue vom Schiff aus sehen. 







Nach einer leider nur halbstündigen Erkundungstour (das letzte Boot fuhr schon wieder 12.30 ab, ich glaube so richtig lebt da niemand) ging es weiter nach Portofino. Und somit hatten wir auch das absolute Highlight unseres Tages erreicht!

Nachdem die Sonne am Vormittag noch etwas von leichten Schleierwolken versteckt wurde, zeigte sie jetzt alles was sie so kann. Bei ca. 20 Grad im Schatten, und strahlend blauem Himmel, ließ es sich doch sehr gut aushalten. Auch Portofino ist ein kleines Küstendörfchen, mit nur 600 Einwohnern, welche im Sommer aber durch täglich tausende Besucher aufgestockt werden. Jetzt im Frühling hatten wir noch Glück, zwar waren wir beim besten Willen nicht alleine, aber man hatte noch genug Luft zum atmen und hat auch immer eine freie Bank gefunden. 
Auch Portofino liegt in einer Bucht, direkt in den Bergen. Der ganze Halbkreis der Bucht ist mit kleinen, bunten Häuschen bebaut, im Hafen liegen unzählige kleine Schifferbötchen oder auch schon größere Yachten. Auf dem zentralen Platz direkt am Hafen reihen sich viele Cafés aneinander, und auch gibt es viele exklusive Brillengeschäfte, Galerien oder kleine Boutiquen. Denn die Stadt ist das Paradies für die Reichen und Schönen, welche sich auf der Yacht sonnen oder die im Sommer stattfinden Segelregatten besuchen. 





Nach einer sehr langen Mittagspause, welche wir direkt am Ufer sitzend in der Sonne verbrachten, haben wir einen kleinen Spaziergang den Berg hinauf gemacht. Dort steht eine Wallfahrtskirche, viel wichtiger ist aber der sensationelle Ausblick. Auf der einen Seite sieht man Portofino von oben, ein Anblick, an dem ich mich niemals satt sehen könnte, auf der anderen Seite sieht man auf das weiter Meer hinaus, die steile Küste und die herrliche Vegetation.






So verbrachten wir noch einige Stunden damit, in der Sonne zu sitzen, uns diese auf den Bauch scheinen zu lassen, und einfach zu genießen hier zu sein. Es war wirklich so herrlich, das könnt ihr euch nicht vorstellen!
Später kamen noch Freunde von Virginia dazu, wir haben ein bisschen gequatscht, uns dann aber vorläufig erstmal verabschiedet, weil wir das Boot um 17.00 zurück nach Santa Margherita nehmen wollten. Dort angekommen sind wir mit dem Zug nach Camoglie gefahren, ebenfalls ein kleines, aber sehr feines Örtchen direkt am Meer. 




Wir haben einmal die komplette Küstenpromenade mitgenommen, und sind dann zu Fuß weiter in den nächsten Ort, Recco gelaufen. Dort haben wir uns wieder mit den anderen getroffen, und haben in einer kleinen Strandbar typisch ligurische Spezialitäten gegessen. Dazu gehört die Focaccia alla formaggio, also mit Käse, und auch kleine Teigtasche, welche frittiert sind und ebenfalls mit einer Art Ziegenkäse gefüllt sind. 

Es war wieder super lustig mit den ganzen Italienern, die ich inzwischen auch schon etwas besser kenne. Alle sind wie eine große Familie, jeder kennt jeden schon seit Jahren, und alle scheinen sich wirklich zu mögen. Es ist total schön, wie man gleich in so einen Clique aufgenommen wird, die man ja eigentlich fast gar nicht kennt. Doch die italienische Art ist da ganz unbekümmert, was deine Freunde sind, sind auch meine Freunde. Ich habe wirklich Glück gehabt mit Virginia, die mich von der ersten Woche ohne mit der Wimper zu zucken zu Partys mitgenommen hat, und mich immer wieder neuen Leuten vorstellt. So kann ich hier in Genua tatsächlich das richtige italienische Leben kennen lernen, und mit Leuten in meinem Alter das machen, was man hier eben so macht. Und dazu gehört auch, dass man mich nicht alleine mit dem Bus ins Zentrum fahren lässt, sondern mich 3 Leute extra mit dem Auto in die Stadt fahren, für sie ein Umweg von 45 Minuten. Und dass dabei die ganzen alten Schinken, von "American Idiot" von Greenday, über "Toxic" von Britney Spears, bis zu "Rich Girl" von Gwen Stefani laut mitgegrölt werden, neben schönsten italienischen Schlagern, macht die ganze Sache noch viel spaßiger!





Bacci!