Sonntag, 24. Januar 2016

Eiskalte Aussichten, sanfter Rock'n'Roll und schmuddelig-schönes Newcastle!

Hi Folks, 

nach guten drei Wochen in der Heimat sind wir zurückgekehrt in unser eigentliches Leben in good old Scotland. Nach so einer verhältnismäßig langen Zeit haben wir uns auch schon wieder nach dem warmen schottischen Winter gesehnt, es wurde also allerhöchste Zeit!


Leider (oder eigentlich zum Glück, für Schneefans wie mich) war es gar nicht mehr so gewohnt warm, vielmehr hat sich Frau Holle gnädig gezeigt und es ein kleine bisschen schneien lassen. Zwar konnte man in der Stadt nicht so wirklich was davon sehen, auf dem hauseigenen Berg namens Arthurs Seat allerdings schon: mitten in der Stadt gelegen, triumphierte er als weißer Zuckergussberg über der ansonsten momentan eher grauen Stadt. Da Philip noch nie oben war (und ich ja so gerne in den Schnee wollte!), haben wir uns also auf den Weg nach oben gemacht. 
Durch leicht unpassendes Schuhwerk meinerseits (darauf wollen wir jetzt nicht näher eingehen), wurde das ganze noch wesentlich aufregender als gedacht: schon die kleinste Steigung war für mich kaum zu bewältigen, da ich nur am rutschen war. Mehr schlecht als recht hat mich mein Liebster jedoch hochgezogen und gedrückt, sodass wir am Ende doch noch die herrliche Aussicht genießen konnten. 









Nachdem durch Uni- und Arbeitsbeginn der allgemeine Trott wieder sehr schnell eingesetzt hatte, gab es am vergangenen Donnerstag dann ein kleines Highlight für mich: da ihre Mitbewohnerin kurzfristig absagen musste, hat mich Marilena gefragt ob ich mit ihr nach Glasgow zu einem Konzert der Libertines fahren möchte. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich vorher noch nie was von denen gehört hatte. Als ich aber nach kurzer Recherche herausfand, dass das die Band von Pete Doherty ist, wurde ich doch neugierig. Somit hat der Überlegungsprozess doch recht kurz gedauert, und ich war dabei. 

Nach einem etwas holprigen Start (das Auto wollte nicht mehr anspringen) ging es dann also los und wir machten uns auf den Weg zum SSE Hydro, der großen Eventhalle in Glasgow. Dort angekommen haben wir die beiden Vorbands angeschaut, wovon uns The View auch ziemlich begeistert hat (unbedingt mal reinhören!). Aber eigentlich waren wir natürlich für Pete und Konsorten gekommen, und da ich inzwischen jegliche verfügbare Informationen und Musik der Truppe zusammen hatte, hab ich mich auch echt tierisch gefreut. Das Konzert war mega geil und hatte alles was zu einem Rockkonzert dazu gehört: Bierduschen, in der ersten Reihe zerquetscht werden, Massenpaniken, Ellenbogen im Gesicht, weinende Fans, umgetretene Boxentürme und Mikros, geworfende Gitarren, halbnackte Musiker und so weiter. Das Beste an der Sache war jedoch, dass im Anschluss auch ein kurzes Treffen mit dem Meister selbst drinne war: unser fast zweistündiges Warten am Backstageausgang wurde belohnt, mit einem Autogramm und Foto mit dem unglaublich niedlichen Pete Doherty. Als er zum Ausgang kam war er die Ruhe selbst, hat jeden freundlich gegrüßt, selbst dem Securitymann die Hand gegeben, und uns fast schüchtern gefragt wie wir das Konzert fanden. Keine Spur von Rockstar-Allüren oder dem ehemaligen Junkie - vielmehr ein ganz einfühlsamer, zurückhaltender Mensch. Soooooo süß!










Gestern haben wir das für mich arbeitsfreie Wochenede genutzt, um uns ein bisschen mehr in Großbritannien umzuschauen. Gemeinsam mit Philip und Marilena haben wir uns in das ca. 200 Km entfernte, in England gelegene Newcastle aufgemacht. 
Nach einer Fahrt mitten durch schottische und englische Pampa, aber auch mit herrlichem Meerblick, sind wir in der Stadt angekommen und haben die wichtigsten Sehenswürdigkeiten ausgemacht. Schon nach den ersten Stationen ist uns bewusst geworden, dass Newcastle tatsächlich ganz schön klein ist, wodurch wir schon nach ca. zwei Stunden alles gesehen hatten. Niedlich war es trotzdem: von einem randomly in die Stadt gesetzten chinesischen Bogen der nach Chinatown (welches aus einer Straße besteht) führte, über das Stadion, den Bahnhof, die Hauptkirche und das seeehr kleine Castle, bis zu den Brücken über den Fluss und das zugegebenermaßen ziemlich interessante Kunstmuseum haben wir alles mitgenommen. 










Ziemlich cool war dabei die Millenium Bridge, die angeblich einzige runde Brücke weltweit. Die wird nämlich komplett rumgeklappt, wenn ein großes Schiff durchmuss. Das heißt sowohl der Teil auf dem die Fußgänger laufen, als auch der gebogene Teil der in die Luft ragt wird abgeklappt, sodass beide Bögen im selben Winkel nach oben vom Wasser weg stehen (ist schwer zu beschreiben, googelt es einfach mal). Voll abgefahren! 






Nach einer kleinen Stärkung sind wir noch an die Küste gefahren, wo das Strandbad Tynemouth liegt. Obwohl es Januar und ziemlich grau und kalt war, haben sich erstaunlich viele Menschen (und Hunde!) an dem wirklich schönen Strand getummelt. Bei diesem Ambiente auch kein Wunder!









Nach so einem schönen Ausflug beginnt morgen leider wieder die Arbeits- und Uniwoche. Doch nicht für lange! Ganz bald sind wir schon wieder on the road...:P!

Cheers!

Freitag, 1. Januar 2016

Neues Jahr - altes Glück?!

Hi Folks und Happy New Year!

Der Start in ein neues Jahr bringt gute Vorsätze und Wünsche mit sich, ist aber auch ein guter Zeitpunkt um zurück zu blicken und einmal die letzten Monate zu überdenken. Das alte Jahr ist für mich dort zu Ende gegangen, wo es angefangen hat: in der Heimat. Wie schon in vielen Jahren zuvor habe ich ganz klassisch mit meiner Familie, Raclette, Bleigießen und dem traditionsgemäßen Runterzählen vor dem Fernseher mit einem Glas Sekt in der Hand das neue Jahr begrüßt, gefolgt von dem mir als alten Kokelfritzen geliebten Knallern. Es war alles genauso wie letztes Jahr, ich stand nun wieder am selben Fleck wie  zuvor - man hätte meinen können ich wäre nie woanders gewesen. Und doch ist soo viel passiert!

Zwischen meinem letzten Silvesterbesuch und den gestrigen Feierlichkeiten lagen 365 Tage. In dieser Zeit habe ich in vier verschiedenen Städten gewohnt. Ich bin drei Mal umgezogen, habe sechs Mal ein Flugzeug bestiegen und acht verschiedene Länder bereist. Ich habe mit Menschen sieben verschiedener Nationalitäten zusammengewohnt, drei verschiedene Sprachen gelebt. Ich habe meinen Bachelor abgeschlossen und meinen Master angefangen. Ich bin mit meinem Liebsten zusammengezogen. Ich habe die Hochzeit meiner besten Freundin (mit)organisiert. 

Als ich mich nach den Weihnachts- und Jahreswechsel wieder auf den Weg machte, ging es nach Bologna. Dort beendete ich mein Erasmus-Auslandssemester, absolvierte Prüfungen auf Englisch und Italienisch und verabschiedete meine Freunde aus unzähligen Nationen. Ich besuchte meine französische Freundin in ihrem Haus in den Alpen und ging mit ihr snowboarden. Nach einem kurzen Abstecher nach Hause ging es nach Genua, wo ich wohl ein paar der schönsten Tage meines Lebens verbracht habe, unglaublich gute Freunde aus Italien und Deutschland gefunden habe und erfahren hab, was Leben in Italien tatsächlich bedeutet. 

Zwar war die Rückkehr nach Hause vor allem am Anfang nicht immer einfach, allerdings war ich mit wichtigen Dingen beschäftigt. Ich habe meine Bachelorarbeit geschrieben, meine englische Freundin in Paris besucht sowie die Hochzeit meiner besten Freundin organisiert, die mich immer noch mit Gekreische und Freudenstrahlen begrüßt, auch wenn wir uns aufgrund meiner Reisen nur dreimal im Jahr sehen können. Gekrönt wurde meine Zeit in der Heimat von unserem gemeinsamen Familienurlaub, der zwar wie jedes Jahr Zankereien und genervte Gesichter, aber eben auch sehr viel Freude, Lachanfälle und Familiengefühl mit sich brachte. 

Im September ging es dann erneut auf Reise - diesmal in den hohen Norden. Knapp vier Monate waren wir nun da und es hätte kaum besser laufen können. Ich lebe nun alleine (mal abgesehen von meinen wunderbaren Mitbewohnern) mit meinem Freund in einem anderen Land, spreche jeden Tag eine fremde Sprache als wäre es meine eigene, studiere und arbeite mit Schotten, Deutschen, Spaniern und Iren zusammen. Wenn ich Mitte Januar wieder nach Edinburgh fliege, weiß ich nicht wann ich das nächste Mal meine Familie sehe oder wieder in meinem Zimmer schlafen kann. In manchen Momenten ist das ganze ziemlich beängstigend und ich frage mich jedes Mal, wenn ich nach langer Zeit wieder Zuhause bin, ob ich wirklich wieder weggehen will, ob es das ganze Wert ist. Das ständige von-Klamotten-die-in-einen-Koffer-passen leben, die immer wiederkehrenden Schwierigkeiten die das Leben in einem fremden Land mit sich bringt, das andauernde Verabschieden von Freunden und Familie. 

Und dann fragen mich alte Freunde, wann ich denn wieder nach Deutschland zurückkomme und ob ich schon weiß in welcher deutschen Stadt ich ab September, wenn ich mein Studium in Schottland beendet hab, leben werde. Wann ich denn endlich wieder Zuhause wohne. Und ich sehe so viele Freunde und Bekannte, die ihr Leben lang in einer Stadt wohnen, ohne jemals darüber nachzudenken woanders hinzugehen und damit absolut glücklich sind. Genau in diesen Momenten weiß ich, dass es das ganze absolut wert ist. Ich bekomme Beklemmungen bei dem Gedanken, im Herbst wieder nach Deutschland zu ziehen, hier anzufangen zu arbeiten. Ich habe noch lange nicht genug, ich will nicht wieder in mein altes Leben zurückkehren. Ich möchte die Welt sehen, neue Leute aus unbekannten Kulturen kennenlernen, ja ich freue mich sogar auf die Probleme und Schwierigkeiten die ich mit einer fremden Sprache und neuen Lebensweise haben werde. Ich will Action, Aufregung und Herausforderung. Jetzt wieder nach Deutschland zurückzukehren würde sich für mich anfühlen wie aufgeben. 

Ich habe keine wirklichen Vorsätze für das neue Jahr. Die würde ich warscheinlich eh nicht einhalten. Vielmehr wünsche ich mir, dass ich weiterhin mein Leben leben kann, wie ich es im vergangenen Jahr getan habe. Dass ich auch in 2016 die Chance habe, so viel tolle Flecken auf dieser Erde zu bereisen, unglaubliche tolle Menschen kennen zu lernen, und somit das zu tun was ich liebe. Ich möchte keine Wunder oder Lottogewinne - ich möchte einfach das selbe Glück haben wie im letzten Jahr.

Und wenn ich so in meinem Kalender schaue, weiß ich ganz genau dass ich auf dem richtigen Weg bin: In den nächsten zwei Monaten werde ich mich in Schottland, Island, London und Irland aufhalten. Und ich kanns kaum noch abwarten. 

Cheers!