Montag, 30. März 2015

Hoher Besuch, Sonne satt und vergnügte Meerestiere


Ciao Ragazzi,
ein wunderbares Wochenende liegt hinter mir: meine liebste Natalie, Studienfreundin aus Görlitz, hat mich mit ihrem Freund Felix in Genua besucht! Nachdem sie schon vor über einer Woche in Rom gestartet waren, und eine kleine Rundreise gemacht haben, haben sie ihren Urlaub also mit einem Abstecher zu mir und in meine Heimat auf Zeit gekrönt. 

Am Samstag ging es also auf zu einer ersten Stadtbesichtigung. Von meiner WG ging es über die Prachtstraße Via Garibaldi bis zum Piazza De Ferrari, dem Hauptplatz Genuas. Hier gibt es einen riesengroßen Springbrunnen und so etwas wie eine Stadthalle, den Palazzo Ducale, wo immer wieder Ausstellungen und Veranstaltungen stattfinden. Dieses Mal war der Brunnen rosa eingefärbt. Immer wenn irgendetwas in der Stadt passiert, wird das Wasser passend dazu gefärbt. Und da diese Woche die Woche des Theaters war (Slogan: „Theater ist die Nahrung für den Geist“ – wie poetisch!), war das Wasser eben rosa.
Weiter ging es anschließend in die Altstadt, wo wir uns ein echtes italienisches Frühstück gegönnt haben. Bei Café, Kakao und süßen Teilchen, sowie natürlich der in Genua obligatorischen Focaccia, haben wir gut gestärkt den Weg zum alten Hafen angetreten. Hier ist es immer wieder schön, man kann die Molen entlang spazieren, die Leute, Fische und Möwen beobachten, und einfach die Sonne genießen. Denn mit dem Wetter hatten wir an diesem Wochenende wirklich Glück: 20 Grad, strahlender Sonnenschein und kein Wind.



Zum Mittagessen sind wir mit einer Drahtseilbahn auf den größten Hügel direkt hinter Genua gefahren. In rasantem Tempo ging es den steilen Berg rauf, und nach ca. 10 Minuten lag uns die Stadt zu Füßen. Nach einem kleinen Spaziergang auf dem Berg haben wir in einem wirklich schönen Restaurant eine absolut atemberaubende Pizza gegessen. Und das Ganze mit Blick auf Stadt und Meer!




Am Nachmittag haben wir die Vicoli erkundet. Wir sind durch unzählige kleine Gässchen gelaufen, haben verschiedene Märkte besucht und die teilweise erschreckend schiefen Häuser samt obligatorischer Wäscheleine vor den Fenstern begutachtet. Mit einem riesigen Eis in der Hand haben wir uns in der Abendsonne noch einmal auf den Weg zum Hafen gemacht, und haben sogar gesehen, wie ein riesiges Kreuzfahrtschiff unter lautem Hupen den Hafen verlassen hat.
Zum Abendbrot trafen wir uns in einer wohl super schicken Bar, jedenfalls war es gerammelte voll. Als wir dann nach kurzem Warten einen Tisch bekommen hatten, wussten wir auch warum. Zwar war es wirklich sehr laut, hektisch und voll, jedoch war das Buffet so unglaublich gut, dass es das absolut wert war. Für 7,50€ bekamen wir jeder einen großen Cocktail, sowie unbegrenzten Zugang zum Buffet voller italienischer Spezialitäten, von Antipasti über live Gegrilltes bis zu italienischem Schokokuchen. Nach diesem sehr befriedigenden Abendbrot sind wir noch in die Vicoli gegangen, welche jetzt voll von feierwütigen Italienern waren. Nach zwei weiteren Cocktails trafen wir noch meine italienische Freundin Virginia, und sind noch zusammen ein bisschen durch die Stadt gezogen, ganz nach italienischer Ausgeh-Manier (treffen, quatschen, stehen, warten, 300m weiter gehen, auf jemand warten, stehen, quatschen, 100m weiter gehen, quatschen, warten, stehen)
Am Sonntagmorgen haben wir einen kleinen Einkaufsbummel bei Lidl gemacht (die beiden waren mit einem Mietwagen da, und Lidl hat alle herrlichen deutschen Leckereien, ist aber leider so überhaupt nicht zu Fuß zu erreichen) und sind am Nachmittag ins Aquarium gegangen. Genua hat das größte Aquarium Europas, welches in allen Reiseführern als absolutes „Must Have“ aufgeführt wird. Also haben wir den stolzen Eintrittspreis von 24€ gelöhnt, und dann wirklich 3 volle Stunden in den scheinbar nie mehr endenden Gängen verbracht. Von natürlich allen großen und kleinen, dicken und dünnen Fischen, die man sich so vorstellen kann, ging es über Delfine und Fröschen bis zu Schildkröten jeglicher Größe. Auch Robben, seltsame Seekühe und Quallen von mini bis riesig waren anzuschauen. Es war wirklich spannend, und auch wenn ich prinzipiell nicht so der Fischfan bin, war es zu keinem Moment langweilig. Am Ende konnte man sogar Rochen streicheln, auch wenn die darauf leider nicht so wirklich Lust hatten.

















Nach diesem Höhepunkt des Wochenendes haben wir uns noch einen großen Topf Pasta gegönnt, und dann sind meine Besucher auch schon wieder abgereist. Es war wirklich herrlich, euch beide hier zu haben, vielen Dank!

Bacci!

Dienstag, 24. März 2015

Grotte di Toirano, Vicoli und La Lanterna: von ganz unten bis nach ganz oben!

Ciao Ragazzi,

nun sind schon beinahe 4 Woche vergangen, die ich in Genua bin. Ende dieser Woche ist schon 1/3 meines Praktikums vorbei. Incredibile!
Daher wird es so langsam Zeit, dass ihr ein bisschen mehr über mein Leben hier erfahrt. Die groben Eckpunkte sind ja bereits bekannt: März-Mai, Praktikum, Goethe-Institut. 

Aber jetzt mal ein bisschen detaillierter: Ich wohne ungefähr 5 Minuten vom historischen Hafen entfernt, mitten im Zentrum der lauten, quirligen und ganz schön großen Hafenstadt. Zusammen mit einer deutschen (mit welcher ich aber nur Italienisch spreche), einem Italiener und 5 Spaniern wohne ich in einer riesigen Wohnung, die wirklich schön ist. Mein Zimmer is zwar nicht gigantisch groß und auch etwas dunkel, aber dafür umso gemütlicher. Die zwei Bäder und die bombastische Küche teilen wir uns, außerdem gibt es ein Wohnzimmer. Solange man nicht die Waschmaschine und den Geschirrspüler gleichzeitig anmacht (dann gibt es einen Kurzschluss) oder nicht gerade alle 8 Bewohner im Internet surfen (dann ist es doch schneller Brieftauben anstatt Mails zu schicken) funktioniert alles super. 
Meine Mitbewohner sind alle nett und erstaunlich reinlich, man kann sich also wirklich wohl fühlen. Leider haben wir nicht all zu viel miteinander zu tun, da ich einen geregelten Tagesablauf habe, und sie eher einen geregelten Nachtablauf. Meistens gehe ich ins Bett, wenn sie aufstehen, und andersrum. Aber nett sind sie trotzdem.

Von unserer Wohnung ist man nicht nur in 5 Minuten am alten Hafen und somit am Meer, sondern auch überall anders. Zur Arbeit laufe ich maximal 15 Minuten, zur Shoppingstraße ebenso, und der Weg zum Theater kostet mich gerade einmal 10 Minuten. Es ist so angenehm alles zu Fuß erledigen zu können, und nicht immer auf irgendwelche Busse warten zu müssen, die am Ende ja doch nicht kommen!

Auch mein Praktikum gefällt mir immer noch. Bisher hat es noch kein böses Erwachen gegeben, und ich bin auch guter Dinge, dass das so bleibt. Von Montags bis Freitags bin ich also den ganzen Tag mit Übersetzungen, Recherchen, Mails schreiben, Botengängen, und so weiter beschäftigt. Dabei bleibt auch viel Raum für kreative Arbeiten, ich kann selbst Ideen einbringen und gewisse Dinge selbst entscheiden. Darauf ist das Goethe-Institut hier auch einfach angewiesen, ohne Praktikanten würde man in Arbeit versinken.
Zusätzlich kann ich immer wieder zu verschiedenen Veranstaltungen gehen. Bisher war eine große Ausstellungseröffnung, ein Theaterstück sowie ein Vortrag zur deutsch-italienischen Beziehung dabei. Auch für Anfang April ist schon wieder eine Ausstellungseröffnung geplant, es wird also nicht langweilig. (Außer wenn wir mal wieder Strom- und/oder Interntausfall haben. Dann ist es etwas unspannend.)

An den Wochenenden suche ich mir immer irgendetwas, was ich mir anschauen kann. Ich habe mir einen richtigen Plan gemacht, wann ich frei habe und was ich in der Zeit hier alles sehen will. Letzte Woche habe ich dann den ersten Punkt schon umgesetzt, ich bin zusammen mit meiner deutschen Mitbewohnerin und einem Freund von ihr nach Toirano gefahren, und wir haben uns die Grotten angeschaut. Nach etwas mühseliger Anreise - mit mehr als einer Stunde auf den Bus warten muss man in der italienischen Provinz schon rechnen - hat sich all die Mühe auch wirklich gelohnt. In ca. 70 Minuten haben wir die Höhle erkundet, sind 500m unter der Erde über Stock und Stein gewandert, haben Stalagmiten und Stalagtiten in jeglicher Form, sowie Knochen eines Steinzeitbärens gefunden. Da Bilder bekanntlich mehr als tausend Worte sagen, schaut es euch einfach an:











Am nächsten Morgen habe ich mich auf den Weg zum Theater gemacht. Dort haben sie eine ganz nette Tradition: jeden Sonntag gibt es einen MusicAperitivo, das heißt für 3€ kann man eine Stunde bei Kammermusik oder einer öffentlichen Probe zuhören, danach gibt es was zu trinken und Focaccia (genovesische Pizza - unglaublich lecker!) bis zum Abwinken. Ich habe mir also die öffentlich Probe zu "Fedora" angeschaut, der neuen Oper die diese Woche Premiere feiert. Obwohl mehrmals unterbrochen und neu angefangen wurde, und wir somit nur den ersten Akt gesehen haben, war ich doch positiv überrascht. Gute Solisten, nettes Bühnenbild, sympatischer Chor, und ein erstaunlich gutes Orchester. Für 3€ - kann man mal machen! 

Nach einer weiteren Woche Arbeit, in der ich mit Ariana zwischendurch mal ins englischsprachige Kino gegangen bin, um mir den neuen Cinderella Film anzugucken, war auch schon wieder Wochenende. Diesmal habe ich es dazu genutzt, um mir zwei weitere Wahrzeichen Genuas genauer anzuschauen: I Vicoli und La Lanterna.

Nach der Arbeit habe ich mich Freitag Abend in die Vicoli gestürzt. So nennt man in Genua das System der Altstadtgassen, welches das größte in ganz Europa ist. Über Kilometer ziehen sich so winzig kleine Gassen durch die ganze Stadt und am Hafen entlang, dass man teilweise kaum mit einer Vespa durchkommt. Kreuz und Quer gebaut, bilden sie in Netz, welches selbst für die Genovesen teilweise schwer zu überblicken ist. Bevor ich nach Genua gekommen bin, haben mich meiner Großeltern gewarnt, dass ich lieber nicht alleine in die Vicoli gehen sollte, ich würde mich nie wieder herausfinden. Ich hab gedacht, ach, so schlimm kann das doch nicht sein. 
Man sollte eben doch auf seine Großeltern hören.


Die Altstadt Genuas von oben.

Ohne einen Plan oder eine Karte habe ich mich einfach ins Getümmel gestürzt, bin den Menschenmassen gefolgt, und habe mich einfach umgeschaut. Und siehe da, es gibt so einiges zu entdecken! Von kleinen niedlichen Restaurants über ziemlich cool aussehende Läden bis zu Galerien und Friseuren findet man eigentlich alles in den Vicoli. Von einem kleinen Markt kam ich über eine einsame Gasse, in der auf einmal alle Schilder nur noch auf Chinesich und Arabisch geschrieben waren, zum Rotlichtbezirk Genuas, in dem mir plötzlich viele leichtbekleidete Damen entgegen kamen. Schlussendlich kam ich an einer Touristenstraße am Hafen heraus, mit einem Cupcake Laden und der obligatorischen Focacceria. Solange man einen halbwegs guten Orientierungssinn (oder ein funktionierendes Navi im Handy) und es noch hell ist, kann man meiner Meinung nach bedenkenlos durch die Vicoli schlendern und alles erforschen. Nach Sonnenuntergang wurde mir dringend dazu geraten, nur noch die großen Straßen zu benutzen. Denn dann spielen sich in der größten Altstadt Europas wohl Dinge ab, denen man lieber nicht alleine begegnen will.

Am Samstag habe ich mich dann aufgemacht, "La Lanterna" zu besichtigen. Das ist der Leuchtturm Genuas, der einsam und alleine am äußersten Ende des Hafens steht, und den Schiffen schon seit unzähligen Jahren als Orientierungspunkt dient. Bis zu 50 Km weit kann man das Licht des ältesten in Europa noch funktionierenden Leuchtturms sehen. Nach einer guten Stunde Fußmarsch bis zum Turm, hatte ich noch 177 Stufen zu bewältigen, und von da an lag mir Genua wortwörtlich zu Füßen. Zwar war das Wetter an diesem Ta nicht all zu besonders, um die gigantischen Ausmaße der Stadt anzuschauen hat es jedoch gereicht: 








Und als ich mich schon auf einen gemütlichen Samstagabend einstellen wollte, hat mich meine Mitbewohnerin noch spontan gefragt, ob ich mit zu einer Geburtstagsparty kommen möchte. Da ich natürlich keine Gelegenheit auslassen will, um Leute kennen zu lernen, bin ich mit, und es wurde ein wirklich sehr lustiger Abend. Ein Inder hatte Geburtstag, und mehr als 60 Erasmusstudenten und auch viele Italiener sind gekommen, um mit ihm zu feiern. Ich habe alle 5 Minuten mit neuen Leute gesprochen, aus allen Herren Länder. Diesmal waren dabei: Italien, Großbritannien, Irland, Frankreich, Belgien, Deutschland, Portugal, Türkei, Finnland, Spanien, Österreich, Kanada und natürlich Indien. Es ist immer so unglaublich interessant in einer Gruppe von so vielen verschiedenen Nationen zu sein, eindeutig eines der besten Erlebnisse an der gesamten Erasmussache!

Bacci!

Montag, 9. März 2015

Benvenuto a Genova!

Ciao Ragazzi,

und ein ganz herzliches "Willkommen", ihr habt durchgehalten und jetzt auch den genovesischen Part meines Blogs erreicht. Herzlichen Glückwunsch!
Seit einer guten Woche bin ich nun also hier, in dieser großen, pulsierenden Stadt. Mit knapp 800.000 Einwohner ist es eine der größten Städte Italiens, zieht sich ca. 30 Km die Küste entlang, eingequetscht zwischen Meer und Gebirge elegant die Hänge hinauf gebaut. Heimat von Christoph Columbus, dem berühmten Pesto alla genovese und Paganini. Und ich muss sagen, Genua kann sich durchaus blicken lassen!





Nach einem wirklich sauanstrengenden Umzug von Bologna hierher, habe ich das erste Wochenende damit verbracht, mir ein bisschen die Umgebung anzuschauen, meinen erste Stadt- und Hafenrundgang zu machen, und meinen ganzen Kram irgendwie zu sortieren. 
Genua ist so eine typische italienische Stadt, in die man sich erst auf den zweiten Blick verlieben kann. Überall gibt es riesige Häuser, die sogenannten Palazzi, unendliche Altbauhäuser, gerne mit 5 oder mehr Etagen, die mich immer sehr an Paris erinnern. Diese Palazzi gestalten so gut wie das gesamte Stadtbild, fast nirgendwo gibt es ein Haus in einem anderen Stil. Nur leider sind nicht alle so gut erhalten, an manchen wurde seit Jahren nichts mehr gemacht. Deswegen könnte es an manchen Ecken noch wesentlich schöner aussehen als es momentan der Fall ist, wenn man sich ein bisschen mehr um die Bausubstanz kümmern würde. 

Trotzdem ist Genua eine echte Perle. Alleine der historische Hafen macht allen abgeblätterten Putz wieder wett, den ich auf meinem nur 5-minütigen Spaziergang von meinem Haus zum Meer gesehen habe. Der Hafen ist riesig, beherbergt das berühmte Aquarium sowie unendliche Restaurants, Kneipen und Vergnügungsanstalten. Dort gibt es auch den "Bigo", ein kranartiges Ding, bei dem man mit einer Gondel 40m hoch fahren kann. Das durfte ich an meinem ersten Tag in Genua natürlich nicht verpassen!







Letzten Montag habe ich dann mein Praktikum beim Goethe-Institut angefangen. Dort fühle ich mich nach jetzt einer guten Woche auch wirklich wohl. Ich habe bisher noch nicht einmal Kaffee kochen oder kopieren müssen! 
Das Büro ist sehr klein, es arbeiten dort nur die italienische Institutsleiterin sowie zwei weitere Angestellte (eine deutsche, eine Italienerin aus Südtirol, also zweisprachig) sowie normalerweise zwei Praktikanten. Im Moment sind wir aber zu dritt, und so sind außer mir noch Ariana und Virginia, beides italienische Studentinnen aus Genua. Wir drei verstehen uns auch wirklich gut, und so herrscht ein sehr angenehmes Arbeitsklima. Bisher habe ich vor allem Übersetzungen gemacht, Texte geschrieben für Programmhefte und die Website, Recherchen für verschiedene Messen und Festivals gemacht und so weiter. Selbst auf eine Ausstellungseröffnung im großen und sehr bekannten Palazzo Ducale durften wir schon mit, dort werden bis Juli viele Werke deutscher Expressionisten ausgestellt. Prinzipiell gefällt mir an meiner momentanen Arbeit, dass man nicht so als Praktikant behandelt wird, wie ich das andernorts schon erlebt habe. Man merkt, dass man dieselben Aufgaben macht, die die normalen Angestellten dort auch machen würden, zu denen ihnen aber einfach die Zeit fehlt. Arbeitssprache im Büro ist übrigens Deutsch und Italienisch: mit der Direktorin wird Italienisch gesprochen, mit den beiden Mitarbeiterinnen Deutsch, und wir Praktikanten sprechen einen Mix aus Deutsch und Italienisch, je nachdem wie man sich gerade besser ausdrücken kann.

 
Am Wochenene habe ich auch gleich meine erste Begegnung mit der italienischen Jugend gehabt: nachdem ich am Samstag Vormittag mit Virginia zu einer Konferenz einer Zeitung war, habe ich ein paar ihrer Freunde kennen gelernt, und wir haben uns gleich für den Abend zum Aperitivo verabredet. Erst ging es in einer kleine und sehr unscheinbare Bar, in der riesige Zylinder voller Wein rumstanden. Gereicht wurde dieser mit Platten voll Käse und Wurst, sowie kleinen brotartigen Teilchen. 






Anfangs waren wir nur zu viert, doch in typisch italienischer Manier kamen nach und nach immer mehr Leute dazu. Alle waren irgendwie miteinander befreundet, sind zusammen in die Schule gegangen, kennen sich über ihre Eltern oder sind sich sonst irgendwo über den Weg gelaufen. Jedenfalls waren alle eine große Familie, in die auch ich an diesem Abend relativ schnell und freundlich aufgenommen wurde. So gab es Wein, wurde sich unterhalten, Trinksprüche abwechselnd auf Italienisch, Neapolitanisch, Genovesisch und Deutsch gebracht, bis dann alle so lustig waren, das sich sowieso alle lieb hatten. Kurz vor Mitternacht sind wir in die Altstadt gegangen, ein Wirrwarr aus unzähligen, klitzekleinen Gassen, in welches man als Fremder lieber gar nicht erst reingehen sollte, zu groß ist die Gefahr nicht wieder herauszufinden. Aber ich war ja in guter Gesellschaft, also alles kein Problem. Auf einer kleinen Piazza angekommen ging das muntere Gequatsch weiter, eine Band spielte, und auch hier gab es genug zu trinken, dass alle am Ende glücklich und zufrieden nach Hause gegangen sind. Gerade für mich war das ein sehr besonderer Abend, denn genau so hatte ich mir Italien vorgestellt. Zwar hab ich auch meine internationalen Freunde in Bologna gerne, und möchte sie gegen keinen Italiener dieser Welt eintauschen. Aber von so einem richtig italienischen Abend hatte ich doch immer geträumt. Als einzige Ausländerin (und dazu noch Blondine) fällt man natürlich auf, deswegen hatte ich eigentlich die ganze Zeit irgendeinen Gesprächspartner, der mich ausgefragt hat. Den ganzen Abend wurde Italienisch gesprochen, ich habe mehr Schimpfwörter gelernt als die 6 Monate vorher zusammen, und kann jetzt sogar einen Trinkspruch auf Genovesisch! Alles in allem: es war herrlich!






Am Sonntag habe ich dann noch einen kleinen Abstecher ins Theater gemacht. Dort hat nämlich das Finale des Internationalen Paganini Wettbewerbes stattgefunden, einem ziemlich großen und bekannten Violinenwettbewerb. Da die Karte nur 5€ kostete und ich vor allem einmal die Oper anschauen wollte, bin ich ohne große Erwartungen dahin gegangen. Und gleich am Anfang wurde ich ziemlich geschockt, als der Moderator verkündete, das Fabio Luisi der Vorsitzende der Jury ist! Für diejenigen von euch, die es nicht so mit klassicher Musik haben: Fabio Luisi zählt zu den weltbesten Dirigenten, war lange in Leipzig und Dresden tätig, ist aktuelle GMD in Zürich und außerdem der Stellvertreter an der MET in New York. Also wirklich ein richtig großer. Und der saß jetzt nur 10 Meter von mir entfernt! 
Auch der eigentliche Wettbewerb war wirklich toll, hochkarätiger Musikernachwuchs aus Deutschland, Japan, China, den USA, Lettland und Russland. Definitiv ein lohnendes Ereignis!

Bacci!