Dienstag, 18. Juni 2019

North Coast 500 - nächster Halt Wonderland PART II

Hello my dears, 

nach einer wunderbar ruhigen Nacht und einem Frühstück in den Dünen sollte es endlich soweit sein: unsere Premiere in schottischen Gewässern! Denn so schön die Strände in Schottland auch sind (mehr dazu weiter unten), das Problem ist ja doch dass es meistens ein klitzekleines bisschen zu kalt ist um sich in die Sonne (die es meistens ja nicht gibt) zu legen. Aber ein Indianer kennt kein Schmerz und ein Schotte keine Kälte, und auch im Wasser heißt es, es gibt kein schlechtes Wetter sondern nur schlechte Kleidung. Außerdem war die Sehnsucht nach dem Surfen einfach zu groß, und die wunderbaren Wellen in der Bucht zu verlockend - wir quetschten uns also in den 5mm Neoprenanzug samt Schuhen und Handschuhen, klemmten die Bretter unter den Arm und los ging es! Mit einer lokalen Surflehrerin im Schlepptau machten wir den Strand unsicher, und stürzten uns in die Fluten. Zwar bekam ich einen kleinen Schock als ich das erste Mal runterfiel und den Kopf im 10 Grad kalten Wasser hatte, Hirnfrost inklusive, aber das atemberaubende Gefühl welches einem das Surfen vermittelt machte das ganz schnell wieder wett. Es war MEGA!




Nach guten zwei Stunden im kühlen Nass schälten wir uns aus unseren Anzügen und waren zwar ziemlich müde von Wind und Wasser, aber auch absolut beseelt. Zurück in warmen Klamotten und mit nun deutlich mehr Sonne am Horizont fuhren wir weiter nach Thurso. Denn wo Dunnet Bay der Anfängerspot mit den kleinen niedlichen Wellen ist, gibt es in Thurso oft richtig was zu gucken. Es finden sogar internationale Surfwettbewerbe in dem beschaulichen Dörfchen statt, mit Wellen bis zu sechs Metern Höhe. Auch für uns zeigten ein paar erfahrene Surfer was sie so drauf hatten, und wir staunten nicht schlecht. 

Nach einem kurzen Lunchstop irgendwo entlang der Strecke ging es immer weiter Richtung Westen, und wir hielten an wo es uns gefiel. Strathy Beach, Farr Beach und Torrisdale Bay waren einige der Orte, die bei blauem Himmel gleich noch viel schöner aussahen. 













Wir fuhren am Kyle of Tongue entlang bis nach Durness, wo wir unser Lager für die Nacht aufschlugen. Die Platzsuche war dabei ein gutes Beispiel wie es häufig ablief: wir hielten die Augen offen nach einem schönen, abgelegenen Fleckchen und fuhren dabei oft in kleine Straßen und Wege die in einer Sackgasse endeten, da man dort meistens seine Ruhe hatte. Hier folgten wir einem Schild dass zum Recycling Platz führte - meine Mitreisenden lachten mich ein bisschen aus, aber als wir am Müllplatz vorbei dem Feldweg folgten, kamen wir zu einer wunderbaren freien Fläche, direkt auf der Klippe, mit Blick auf das Meer und dem Sonnenuntergang, und außer Sichtweite des Müllplatzes. Es wurde meiner Meinung nach unser schönster Platz, und nachdem wir gegessen hatten, gesellte sich auch noch eine ganze Schafsherde zu uns. Wo die Locals hingehen ist es immer am Schönsten, wir hatten also eindeutig eine gute Wahl getroffen!






Den nächsten Morgen, Philip's Geburtstag, begannen wir mit Schokokuchen im Zelt, und dem Besuch der Smoo Cave, einer riesigen unterirdischen Höhle mit passend magischem Wasserfall. Nach dem Frühsport den es brauchte um die ganzen Treppen nach unten und wieder hochzulaufen, sind wir in den Cocoa Mountain eingekehrt, einer kleinen Chocolaterie in Durness. Whiskey hatten wir ja erwartet, aber dass hier auch Schokolade hergestellt wird hat uns doch überrascht. Und ich muss sagen - die heiße Schokolade hat besser abgeschnitten als der Whiskey...






Weiter ging es die Westküste entlang, immer weiter Richtung Süden. Zwar sind wir prinzipiell der NC500 gefolgt, aber wo immer es ging haben wir kleine Umwege genommen, sind auf noch weniger befahrene Strecken ausgewichen und haben so noch den ein oder anderen Ausblick mitgenommen, den wir sonst vielleicht nicht gehabt hätten. Und wie so oft in Schottland kamen wir von einer Traumkulisse zur anderen, überall war die Aussicht noch ein bisschen schöner als vorher, und man konnte wirklich so langsam verstehen warum die Schotten so auf Märchen stehen und abergläubisch sind - bei der Umgebung kein Wunder! Ich hätte mich absolut nicht gewundert wenn an der nächsten Ecke die Feen und Kobolde Hallo gesagt hätten. Das Einhorn ist ja nicht zum Spaß Wappentier Schottlands.








Am Ende des Tages haben wir uns mal wieder einen Campingplatz und somit eine Dusche gegönnt, und auch hier hatten wir keinen schlechten Ausblick, direkt am Meer kurz vor Ullapool. Auch der Sonnenuntergang konnte sich mal wieder sehen lassen - manchmal war es wirklich schwer auszuhalten, so schön ist es hier.  










Und nicht nur die Landschaft an sich, sondern vor allem die absolute Ruhe und Abgeschiedenheit war was uns am meisten verzaubert hat. Da mag der von der Großstadt geplagte Londoner aus mir sprechen, aber einfach mitten in der Natur zu sitzen, ohne irgendeinen Menschen drumherum, kein Straßenlärm, keine U-Bahn, keine Hektik. Kein Hupen, keine Entscheidungen, keine Plakate, keine Ansagen im Bus. Ja meistens nicht mal eine Dusche, von jeglichen Make-Up oder Outfitentscheidungen ganz zu schweigen. Es gabe nur die Gesellschaft meiner Freunde, ein paar zwitschernde Vögel und das rauschende Meer. Und wenn man dann in den Cafe's und Restaurants doch mal ein paar Menschen begegnet ist, dann waren das die freundlichsten Wesen die man sich hätte vorstellen können. Die Ruhe selbst, sichtlich erfreut sich mit dir zu unterhalten und dir etwas über ihre Heimat zu erzählen. Keine genervten, unfreundlichen Menschen die einen anrempeln und schon alleine mit ihren Blicken töten. Einfach nur nette, ganz normale Leute, mitten im Paradies. Der Himmel auf Erden!

Cheers!


Sonntag, 16. Juni 2019

North Coast 500 - nächster Halt Wonderland PART I

Hello my dears,

seit knapp vier Jahren wohnen wir nun schon (mehr oder weniger) in Schottland, und haben die Zeit genutzt um ausgiebig Land und Leute zu erkunden. Wir sind wirklich schon ziemlich viel rumgekommen, haben die meisten Nationalparks und einige Inseln besucht. Meine ehemalige Kollegin in Edinburgh (geborene Schottin) konnte unsere Abenteuer immer nicht so ganz glauben, an den meisten Orten unserer Trips war sie selbst noch nie. Was wir bisher aber noch nie geschafft hatten, war die Nordküste unseres geliebten Schottlands.

Während ich beim Festival of Architecture in Edinburgh gearbeitet habe, viel mir eine Broschüre in die Hand von architektonisch interessanten Orten entlang der North Coast 500, einem 500 Meilen Roadtrip entlang dem nördlichsten Zipfel Schottlands. Zwar interessierte mich die Architektur nicht so wahnsinnig, die Natur die entlang des Rundweges zu finden war schien jedoch absolut umwerfend. Seit dem stand die NC500 bei uns auf der Liste, aber wir sind noch nie wirklich dazu gekommen das Ganze in Angriff zu nehmen. Als uns dann letztes Jahr unsere Freundin Marilena, mit der ich meinen Master in Edinburgh gemacht habe, im Rahmen des Fringe Festivals einen Besuch abstattete, kamen wir ins Reden. Mit ihr haben wir damals auch den Roadtrip auf die Outer Hebrides gemacht und eine super Zeit gehabt. Wir verabredeten und also für diesen Sommer - und siehe da, 10 Monate später saßen wir im Auto! Hier seht ihr die Karte unseres Trips:


Den Mietwagen bis oben hin vollgepackt mit Zelt, Luftmatratze und Schlafsäcken fuhren wir nach Inverness, dem Ausgangspunkt der Rundreise. Denn in Schottland (im Vergleich zum Rest der UK) hat man das Privileg auf allen frei zugänglichen und nicht privaten Grundstücken wild zu campen. Und davon gibt es unendlich viele in Schottland! Schon gleich am ersten Abend haben wir einen tollen Platz gefunden, eine große Grasfläche inmitten von mittelhohen Büschen, keine 10m vom Meer entfernt. Da es Juni ist und wir im hohen Norden sind, war es selbst um 00.30 noch nicht komplett dunkel, und wir konnten unser Zelt im wunderschönen Zwielicht aufbauen. Nach der ersten Nacht im Zelt inklusive Zähne putzen am Meer, machten wir noch ein paar Besorgungen in Inverness, der letzten Metropole vor dem menschenleeren Norden, in den uns unsere Reise führen sollte, und dann ging es auch schon los.




Nachdem wir die Rogie Falls besucht hatten, erkundeten wir die Black Isle, was eine Halbinsel nörd-östlich von Inverness ist. Wir schauten uns das kleine Örtchen Fortrose am Moray Firth an, spazierten zur Landzunge am Chanonry Point und aßen ein Stück Kuchen in Rosemarkie. Wir hatten wunderbaress Wetter und schwitzten richtig in unseren dicken Klamotten, auf so viel Sonnenschein waren wir ja gar nicht vorbereitet! Bis nach Tain fuhren wir an diesem Abend noch, wo wir einen herrlichen Campingplatz bezogen und den ersten von zahlreichen atemberaubenden Sonnenuntergängen sahen. 










Am nächsten Tag, Montag morgen um 10.00, starteten wir die Woche wie es sich gehört: mit Whiskey. Es gibt gefühlt mehr Whiskey Distillerien als Menschen in Schottland, da ist der Norden keine Ausnahme. Da ich in meinen vier Jahren in Schottland tatsächlich noch nie in einer Distille war, ließen wir uns nicht lange bitten und schauten bei Clynelish vorbei, einer der ältesten in Schottland. Nach einer wirklich interessanten (und privaten, weil wir waren die Einzigen) Führung gab es auch eine Verkostung. Naja, Whiskeyfan werde ich wohl nie, aber when in Rome!





Weiter ging es über Helmsdale und Lybster zu den Whaligoe Steps, 365 aus Stein geschlagenen Stufen die die Steilküste entlang runter in einen natürlichen Hafen führen. Die schiere Größe der Klippen und das rauschende Meer ließen einen doch ziemlich schnell ganz klein werden. Als wir wieder zum Auto liefen kam uns ein alter Mann entgegen, der (ungefragt, natürlich) erzählte dass sein Opa einer der letzten Fischer war der in diesem Hafen an Board gegangen ist. Wir hatten gutes Wetter und wenig Wind, ich möchte mir nicht vorstellen wie das ganze bei Sturm aussieht. Mehr als 10.000 Besucher kommen wohl jedes Jahr und laufen die Stufen hinunter die sein Großvater jeden Tag gegangen ist. Er wäre beinahe geplatzt vor Stolz - eines von vielen wunderschönen Beispielen die zeigen wie unendlich freundlich und stolz die Schotten auf ihr Land und ihre Geschichte sind. 





Nach einem kurzen Supermarkt Stop in Wick erreichten wir auch schon die Nordküste und das westlichste Ziel unserer Reise, John O'Groats und Duncansby Head. Bei so starkem Wind dass wir jegliche Unterhaltung einstellen mussten, weil man sein eigenes Wort nicht mehr verstanden hat, sind wir über die Wiesen und an den Klippen entlangspaziert - und wie immer sah es ganz wunderschön aus. 







Nur ein Stück weiter Richtung Westen erreichten wir dann auch Dunnet Head und somit den nördlichsten Punkt des britischen Festlandes. Wie auch schon am vorherigen Stop konnte man von hier bis Orkney gucken, und der Wind wehte uns kräftig um die Nase. 





Unser letztes Ziel an diesem Tag war Dunnet Bay, ein ewig langer, wunderschöner Strand im Schutz einer Bucht. Mit weißem Sandstrand, hohen, mit Gras bewachsenen Dünen und absolut keinem Menschen. Wir machten uns mit der Umgebung vertraut und begutachteten die Wellen, denn hier würden wir uns am nächsten Tag tatsächlich ins kühle Nass stürzen - doch davon beim nächsten Mal mehr! 









Wir fanden ein ruhiges Plätzchen direkt hinter den Dünen, wo wir unser Lager aufbauten, schmissen den Campingkochen and und ließen uns vom Meeresrauschen in den Schlaf wiegen. 

Cheers!