Mittwoch, 3. Februar 2016

Velkomin á Íslandi



Hi Folks,

da es uns in Schottland nun langsam zu warm wurde, dachten wir, versuchen wir es noch ein bisschen nördlicher, und haben die letzten Tage im frostigen Island verbracht! Sechs Tage tummelten wir uns zwischen viel Schnee, Eis, Gletschern, Vulkanen, eisigem Wind und flauschigen Islandpferden und wir müssen sagen: es ist traumhaft!


Ok, zugegeben - es war kalt. Sehr kalt. Und damit meine ich: so richtig kalt. Zwar sahen die Temperaturen an sich von -3 bis -9 °C noch gar nicht so schlimm aus. Als wir allerdings das erste Mal den stürmischen Eiswind Islands erlebt hatten, bei dem man kaum noch atmen kann und Gesichtsschmerzen vor Kälte bekommt, sehnten wir uns doch ein bisschen nach dem schottischen Wetter! Die unbesiegbare Kälte dieses Landes bringt allerdings auch einen ganz großen Vorteil: SCHNEE! Und zwar so richtiger, weißer, unberührter, fluffiger Schnee! Überall! Während Philip ihn das eine oder andere Mal verflucht hat, war es für mich das Paradies auf Erden. Schnee!


Da es in Island keine Züge gibt und ich nicht unbedingt bei diesen winterlichen Bedingungen Auto fahren wollte, habe ich schon zu Beginn der Reiseplanungen verschiedene Ausflüge gebucht. Das ist der gängigste Weg um die ländlichen Sehenswürdigkeiten der Insel zu besuchen, es gibt mehrere Anbieter die mit großen Bussen von Reykjavik aus in alle Richtungen starten. Gleich am Anfang stand daher ein Trip an die Südküste Islands an. 

Wir starteten also, eingepackt in Funktionskleidung und unendlich vielen Schichten, unser kleines Abenteuer.  An diesem ersten Tag waren die Wetterfeen leider nicht so ganz mit uns, es war sehr bewölkt und neblig, und durch den ständigen Schneesturm wurde die Sicht auch nicht besser. Trotzdem haben wir mehrere Wasserfälle besucht, sind an dem unaussprechbaren Eyjafjallajökull vorbeigefahren (dem Vulkan der mit seiner Asche 2010 alle Flugverbindungen lahmgelegt hat) und haben einen äußerst stürmischen Küstenspaziergang am schwarzen Lavasteinstrand gemacht. 















Nach diesem schon sehr kalten Einstieg, wurde es am folgenden Tag noch einmal einen Zacken schärfer. Zwar hatten wir blauen Himmel und Strahlesonne, dafür aber einen Sturm, der jedes Pfitzel Wärme weggeblasen hat. Aber wenn man in Janaur nach Island reist, ist man wohl selbst dran Schuld, deswegen Augen zu und durch! Die nächste Tour brachte uns zum Golden Circle, das Must-See der Region, bestehend aus dem Pingvellir Nationalpark, dem Gulfuss Wasserfall und einer ganzen Mannschaft an Geysiren. Was wir dort gesehen haben, hat uns einfach umgehauen. Endlose weite, endlose Schneewüste und ganz viel nichts. Man blickt sich um und in allen Himmelsrichtungen bis zum Horizont gibt es keine Häuser, keine Straßenlaternen, keine Windräder. Es sieht so aus als wäre man auf dem Mars gelandet, als wäre noch kein einziges Lebewesen zuvor dagewesen. Versteht mich nicht falsch, ich bin Stadtmensch durch und durch und liebe Menschenmassen und Zivilisation - aber diese absolute Ruhe im glitzernden Schnee war einfach wunderschön. 



















Nach so viel Aufregung und Natur stand als nächstes erstmal ein entspannter Tag in Reykjavik, Islands Hauptstadt an. Zwar ist sie mit 320.000 Einwohnern nicht ganz klein - ein Tag reichte uns trotzdem, um alle wesentlichen Sehenswürdigkeiten anzuschauen, wie die Kathedrale, die Einkaufsgassen, den zugefrorenen Teich am Rathaus, den örtlichen Flohmarkt und die Küstenstraße. Eine Besonderheit Reykjaviks ist, dass es in der Innenstadt zum Beispiel keine internationalen Läden wie H&M oder ähnliches gibt, sondern nur isländische Marken. An jeder Ecke findet man Geschäfte, die die traditionellen Island-Pullover verkaufen (sehen für mich aus wie Norweger, gemusterte Strickpullover) oder ähnliche Artikel.













Am selben Tag war dann der große Abend gekommen: wir sind auf Polarlichter-Jagd gegangen. Angestachelt davon, dass man die wunderschönen Leuchtstreifen angeblich sogar von Schottland aus sehen kann, dachten wir in Island kann ja wohl nichts mehr dazwischen kommen. Also sind wir mit einem Bus voll anderer Touristen aus der Stadt rausgefahren und haben irgendwo im nirgendwo angehalten. Wir waren noch nicht mal aus dem Bus, da rief unser Guide schon: "We can see the Northern Lights!". Voller Aufregung sprangen wir also aus dem Bus - um gleich wieder auf dem Boden der Tatsachen zu landen. Was wir uns als tanzende grüne Lichter vorgestellt hatten, die den Nachthimmel erleuchten, dah anfangs eher aus wie der Kondensstreifen eines Flugzeugs. Zwar konnte man durchaus etwas erkennen, aber wirklich grün war das nicht und getanzt hat es erst recht nicht. Obwohl wir später noch etwas mehr Glück hatten und sich die Farben und Formen etwas intensiviert haben, waren wir am Ende doch ein bisschen desillusioniert. Also wie bei "Der Polarexpress" sah das jetzt nicht aus...

Leider konnten wir auch keine Beweise mitbringen, die Lichter waren zu schüchtern um sich fotografieren zu lassen. Und man braucht warscheinlich eine wesentlich bessere Kamera als wir sie hatten. 

Eigentlich wollten wir noch einen weiteren Tag in Reykjavik verbringen, doch nicht sehr begeistert von der Stadt und dafür überwältigt von der Landschaft Islands, haben wir uns spontan dazu entschlossen, doch noch ein Auto zu mieten und unseren eigenen kleinen Roadtrip zu machen. Fast 600 Km weit hat er uns gebracht, auf die Halbinsel Snaefellsjökull - und wieder wussten wir gar nicht wo wir zuerst hinschauen sollten.


Mit unserem kleinen Flitzer haben wir die Halbinsel einmal umrundet, sind der Sonne entgegen und vor dem drohenden Schneesturm davon gefahren. Wieder haben wir ewig lange Bergketten gesehen, zugefrorene Wasserfälle bestaunt und uns am Meer den rauen Seewind um die Nase wehen lassen (viel mehr hat bei unserem Michelin-Männchen-Dasein nicht mehr rausgeguckt). Es war einfach nur schön!


















Da unser Rückflug erst am Abend ging, haben wir den letzten Tag in der Blue Lagoon verbracht. Auch dies ein absoluter Touristenmagnet, ist eine zwischen 38-41 °C heiße natürliche Quelle, die zur Wohlfühloase ausgebaut wurde. Zwischen Reykjavik und dem Flughafen gelegen, kann man hier ganz entspannt eine paar Stunden verbringen und sich die siliziumsalzhaltigen Schlammmasken ins Gesicht klatschen, bevor es wieder nach Haus geht. Diese heißen Quellen versorgen übrigens auch ganz Island mit heißem Wasser. Sehr umweltfreundlichen auf der einen Seite, auf der anderen Seite aber auch immer wieder eine Überwindung sich mit Wasser was wie faule Eier riecht die Zähne zu putzen. 






Nach sechs Tagen auf Island waren wir zwar ordentlich durchgefroren, aber auch unendlich glücklich dagewesen zu sein. Das Land und seine unberührte Natur ist wunderschön und einzigartig und somit auf jeden Fall eine Reise wert. Zwar hat die Kälte mit Schnee und Eis dem ganzen nochmal einen besonderen Touch gegeben, trotzdem haben wir schon festgelegt auf jeden Fall im Sommer nochmal hinfahren zu müssen, wenn alles grün ist und blüht. Wer also noch auf der Suche nach einem Reiseziel ist, egal ob im Winter oder Sommer - ihr könnt jetzt aufhören zu suchen!

Cheers!