Samstag, 26. August 2017

Starkregen, Berge und ganz viele Schafe - Roadtrip!

Hi Folks, 

jedes Mal wenn ich unendlich viele Touristen in Schottland sehe und mir vor Augen führen was für Summen diese Leute bezahlen um hierher zu reisen, denke ich mir, wir müssen mehr aus unserem Leben hier machen. Da haben wir nun die Highlands im Norden, die Scottish Borders und den Lake District im Süden und ganz viel stürmisch tosendes Meer um uns herum, und trotzdem verbringt man die wenige freie Zeit die man hat mehr oder weniger in der Stadt. Das liegt natürlich zum einen daran, dass wir nun unser Leben hier haben, arbeiten und den Alltag bewältigen müssen und nunmal leider nicht zum Urlaub hier sind. Auf der anderen Seite hat man auch die erschreckenden Mietgebühren für Leihwagen, wenn man unter 25 Jahre alt  ist, was uns im Moment das individuelle Roadtrippen noch ein bisschen erschwert. Umso mehr freuen wir uns, wenn wir mal die Chance bekommen in die Natur zu fahren und die unendliche Weite unserer Wahlheimat mitsamt der atemberaubenden Landschaft aus nächster Nähe sehen zu können. Da meine Familie uns im Juli besucht hat und Edinburgh schon ganz gut kennt, haben wir also unsere sieben Sachen gepackt und sind los gefahren, immer weiter Richtung Pampa und ganz viel nichts.

Nach einer ersten Nacht in Callander, in der Nähe von Stirling, hatten wir einen ganzen Tag im Loch Lomond & Trossachs National Park vor uns, einem der beiden großen Nationalparks der Highlands. Im Nordwesten von Glasgow und damit ungefähr 1,5 Stunden von Edinburgh gelegen, ist das der go-to Einstieg in die Highlands. Sobald man die Autobahn verlassen hat ist man mitten in der Pampa, umgeben von Bergen, Seen und ganz viel Grün. Wir haben uns entschieden einem vom Nationalpark empfohlenem Rundweg zu folgen, der an Wasserfällen und neu gebauten Aussichtsplattformen vorbeiführt. Leider hatten wir an diesem ersten Tag absolutes Pech mit dem Wetter, es hat wirklich den ganzen Tag ununterbrochen wie aus Eimern geschüttet, war neblig und windig, und einfach nur fürchterlich. Zwar gehört Regen zum schottischen Sommer dazu, aber wenn es so runterhaut dass man die Berge und Landschaft nicht mehr sehen kann, ist das schon ärgerlich. Aber wir haben das Beste drausgemacht, haben Loch Lomond, das größte Loch Schottlands, umrundet, Ben Nevis, den höchsten Berg der UK erahnt, genauso wie die vielen Schafe, die man erst kurz bevor es zu spät war auf der Straße erkannt hat. 


Schottischer Humor.



Vernebeltes Loch Lomond.

Nach einer Nacht in Fort William, an der Westküste Schottlands, hat es zum Glück ein bisschen aufgeklärt, der Regen hatte sich verzogen und ab und zu kam sogar mal die Sonne durch. Euphorisch von den guten Wetteraussichten führte unsere erste Etappe nach Glenfinnan, genauer gesagt zum Glenfinnan Viaduct. Mag vielen von euch nichts sagen, gesehen habt ihr es aber mit Sicherheit schonmal:



Ja, das ist der Hogwarts Express. Also, jedenfalls sein irdisches Ebenbild. Zwar wurde hier nicht gedreht, jedoch diente die Brücke, die in echt viel kleiner aussieht, als Grundlage für den Film. Inzwischen ist diese Zugverbindung, die Fort William mit Mallaig verbindet, die erfolgreichste Strecke für das Zugunternehmen, Tickets gibts es ab £40 aufwärts - man muss sie jedoch mehrere Monate im Vorraus buchen. Doch auch wenn man nicht selbst im Zug sitzt (Berichten zufolge ist die Fahrt gar nicht so spektakulär, denn man verpasst ja quasi den Blick auf den Zug, wenn er die Brücke überfährt), ist das Spektakel den weiten Weg wert. Da nur zweimal am Tag so eine historische Dampflokomotive über die Brücke fährt, sieht man schon Stunden vorher unzählige Harry Potter Fans in den umliegenden Büschen sitzen. Manche sind richtig ausgestattet, mit Stativ und professioneller Kamera, selbst eine Drohne haben wir gesehen. Gespannt warten alle auf den großen Moment - der dann ungefähr 30 Sekunden anhält. Magisch ist es allemal! 



Mit dem Glenfinnan Viaduct hatten wir auch den am weitesten von Edinburgh entfernten Punkt unseres Trips erreicht, und machten uns somit schon wieder auf den Rückweg. Aber natürlich führte dieser an weiteren Highlights vorbei, wie zum Beispiel Glencoe. In diesem Tal, welches aufgrund einer schrecklichen Schlacht zwischen zwei Clans auch Tal der Tränen genannt wird, findet man alles was Schottland ausmacht: Berge, Grün, Schafe, Wasserfälle. Obwohl dies schon das dritte Mal war dass ich dort war, ist die unendliche Weite doch immer wieder atemberaubend. 






Und so führte uns unser Weg noch an dem ein oder anderen Schaf, Rind oder Loch vorbei, an unglaublichen Landschaften, Wasserfällen und wunderschönen Aussichten. Ich weiß, ich hab das hier schon oft gesagt, aber wer das wahre Schottland kennen lernen will, der muss in die Highlands. 










Cheers!

Samstag, 19. August 2017

10 Monate später - Graduation!

Hi Folks, 

Mitte Juli war es dann auch bei mir soweit, die offizielle Graduation und somit meine Abschlussfeier stand an. Ich hatte zwar schon letztes Jahr im September mein Studium beendet und meine Masterarbeit eingereicht, doch da die Queen Margaret University Edinburgh jetzt nicht gerade die größte Institution der Welt ist (Popeluni!) machen die nur eine Graduation im Jahr. An größeren Unis gibt es eine zusätzliche Veranstaltung im November, bei der alle Masterstudenten die im September fertig werden offiziell verabschiedet werden, bei uns gab es das mangels genügend Studenten leider nicht. Und so musste ich gute 10 Monate auf mein Zeugnis warten - aber es hat sich gelohnt!

In zwei Zeremonien werden also alle Absolventen der QMU gemeinsam verabschiedet - die Fakultät Media, Communication and Performing Arts war am Nachmittag dran. Das gab uns genug Zeit für ein entspanntes Frühstück mit meinen extra angereisten Eltern und meiner Schwester. Auch für sie war das ein mega Ereignis, der erste Master in der Familie (zugegeben, zu Zeiten meiner Eltern gab es noch das Diplom) und dann auch noch eine britische Uni, mit all dem Pomp und Zauber den so eine Graduation mit sich bringt. 

Nach einem entspannten Frühstück und dem obligatorischem Absacker im Pub wurde es also Ernst. Die prächtige Usher Hall, die Konzerthalle im Zentrum Edinburghs, war Schauplatz des Ganzen. Ich muste gleich erstmal ganz nach oben zu den Ankleiderinnen, denn ohne Gown gibt es keine Graduation! Der Gown ist der traditionelle Umhang, dazu gibt es eine dem Abschluss entsprechende Kaputze. Da ich einen Master of Arts gemacht habe war meine Kaputze grün und hatte außen einen blauen Streifen. Das ganze ist auch nicht ganz günstig, alleine die Leihgebühr sind £45, der dazugehörige viereckige Hut kann für weiter £50 dazu gekauft werden. Aber man graduiert ja schließlich nur einmal! 








Ein wichtiger Teil der ganzen Sache ist das Beisammenstehen vor der Zeremonie. Da man schon eine Stunde eher da sein muss um sich einkleiden zu lassen, stehen dann hunderte Absolventen mit ihren stolzen Eltern auf dem Vorplatz, Freunde werden vorgestellt, Fotos gemacht und der Band gelauscht. Denn natürlich werden extra die Piper angeheuert, Dudelsackspieler und Kollegen. Das sorgt dann schon für ordentlich Gänsehaut, vor allem wenn man so wie ich aus einem anderen Land mit einer anderen Kultur kommt. 



Die Zeremonie an sich ist dann eigentlich vollkommen unspektakulär, es werden Reden geschwungen, kluge Ratchläge gegeben und dann schließlich alle Studenten auf die Bühne gebeten. Dann gibt's einen auf den Deckel mit einem ziemlich oll aussehenden Hut, man bekommt sein Zeugnis und ist nach nicht mal 10 Sekunden wieder runter von der Bühne. Und muss sich dann die noch gut 200 folgenden Studenten anhören...





Im Anschluss gab es jedoch die Chance, den Gästen den außerhalb der Stadt liegenden Campus zu zeigen. Da ich selber ein knappes Jahr nicht mehr da war, war es wirklich spannend meine Familie rumzuführen un zu zeigen wo ich Mittag gegessen hab, in Seminaren gebrütet, oder meine Hausarbeiten verflucht habe. Zu unserem großen Glück kam auch noch die Sonne raus, was die spaceship mäßige Uni gleich noch viel cooler aussehen ließ. 




Und mit eine leckeren Abendessen in Jamie Oliver's italienischem Restaurant ging so ein wunderbarer Tag zu Ende. Zwar war so viel Aufregung um einen schon gut 10 Monate alten Abschluss, den man als ganz selbstverständlich hinnimmt, an manchen Stellen ein bisschen seltsam. Aber eigentlich haben sie schon Recht, die Briten, soll man doch feiern was man erreicht hat, und nicht nur warten bis einem die Uni das Zeugnis zuschickt (so wie das bei meinem Bachelor in Deutschland der Fall war). Man muss die Feste feiern, wie sie kommen!

Cheers!