Samstag, 7. September 2019

From Lisbon with love

Hello my dears,

Portugal - eines der tatsächlich relativ wenigen Länder in Europa in denen ich bislang noch nicht wahr. Lange stand es auf der Liste, aber so einen richtigen Anreiz dort hinzufahren, oder auch nur eine ungefähre Vorstellung wie es dort aussehen würde, hatte ich nie. Aber dann fingen wir an zu surfen - und auf einmal bekam Portugal einen ganz anderen Stellenwert auf unserer Reise-Prioritätenliste! Schon ein halbes Jahr vorher, beseelt von unseren Surftagen in Sri Lanka, fassten wir den Entschluss das Land am Atlantik diesen Sommer zu erobern - mit den dazugehörigen Wellen, versteht sich.

Als erstes Stand jedoch ein Wochenende in Lissabon auf dem Programm. Da ich immer versuchen möchte ein bisschen Reise und Kultur UND Surfen in einen Urlaub zu packen, durften wir die Hauptstadt Portugals natürlich nicht verpassen. Mit dem Insider Wissen meines portugiesischen Kollegen und dem obligatorischen Reiseführer in der Hand, hatten wir 36 Stunden um die Stadt am Tejo zu entdecken. Ich war ein bisschen nervös ob wir uns da nicht zu viel zugemutet haben, aber erfreulicherweise ist Lissabon tatsächlich nicht so groß und ließ sich unserer Meinung nach auch in zwei Tagen ausgiebig bewundern.

Schon als wir das erste Mal aus der U-Bahn Station ans Licht traten, waren wir absolut begeistert. Die Fassaden der Häuser, die Architektur, die Farben, alles war so wunderschön! So weit wir gucken konnten waren alle Häuser in filigran gefertigte Kacheln verpackt, eine schöner als die andere. Die kleinen gusseisernen Balkone waren über und über mit Verzierungen, die Straßenschilder so kunstvoll gestaltet, dass man sie an die Wand hätte hängen können, und vor allem: es herrschte eine Ruhe! Ok, wir sind an einem Samstag morgen gegen 9.00 angekommen, zur Rush Hour sieht das vielleicht auch anders aus. Aber aus London kommend, wo alles immer riesig, laut und anstrengend ist, war das hier doch eher eine kleine, niedliche und sehr beschauliche Puppenstube, die vor Schönheit nur so tropfte. Zwar gab es auch viel Graffiti und Street Art, und von vielen Häusern blätterte auch ein bisschen der Putz. Aber wie auch in Italien zum Beispiel, gehört das hier irgendwie dazu und gibt dem ganzen noch ein besonderes Flair.


  




Wir hatten gute 10 Minuten Fußweg bis zu unserer Unterkunft, und selbst in den kleinen Gassen der hügeligen Stadt herrschte überall das selbe Bild. Die Leute von unserem B&B waren super freundlich, das Zimmer schön, und so machten wir uns frohen Mutes gleich wieder auf den Weg die Stadt zu erkunden. Da unsere Unterkunft dafür günstig gelegen war, hakten wir gleich den ersten Punkt auf der Liste ab und taten was alle in Lissabon tun - Straßenbahn fahren. Die Linie 28 fährt in schönen Schlängeln durch die Altstadt und an allen Sehenswürdigkeiten vorbei, die man sich wünschen könnte. Quasi eine Stadtrundfahrt zum Preis einer Einzelfahrkarte. Doch damit nicht genug, denn Straßenbahnfahren an sich ist ein absolutes Erlebnis in Lissabon. Die kleinen historischen Wagen, die alle ohne Anhänger fahren und dementsprechend nur ca. 20 Sitzplätze haben, sind ein absoluter Hingucker. Meistens knallgelb, ohne Scheibe zwischen Fahrer und Gästen, und wirklich sehr rudimentär ausgestattet was die Technik angeht (mein Bruder ist Straßenbahnfahrer, bei seinen Hightech Wagen gibt es ein paar Knöbbel mehr!) fahren sie mit doch erstaunlichem Speed die engen Gassen entlang, und die vielen steilen Berge hoch und runter. Natürlich war die Bahn proppevoll als wir eingestiegen sind, aber einmal Straßenbahnfahren in Lissabon gehört nunmal dazu.






Oben auf dem Berg im Alfama, dem historischem Zentrum, sind wir ausgestiegen, und haben von hier aus die Stadt per Fuß erforscht. So einen richtigen Plan hatten wir nicht, und bei dem Wirrwarr an Gassen ist das auch wenig sinnvoll. Mit einer ungefähren Richtung haben wir uns treiben lassen, vorbei an der Kathedrale Sé de Lisboa, am Castelo de S. Jorge, und dann immer weiter bis wir irgendwann am Praca de Figueira angekommen sind. Hier gab es einen großen Markt und wir haben uns die erste Pastel de Nata gekönnt, das kleine portugiesische Blätterteig-Gebäck, mit einer Füllung von sowas in der Art wie Creme Brulée. Wer es noch nicht probiert hat, bitte nachholen - man kann es mit Worten nicht beschreiben!






Wir bummelten weiter durch die Straßen entlang bis zum Praco do Commercio, und sahen schließlich das Meer (eigentlich immer noch der Fluß Tejo, aber er geht dann ins Meer über, von daher wollen wir mal nicht so sein). Auf dem Rückweg zum Hotel durchstreiften wir das Bairro Alto, das Ausgehviertel Lissabons, und entspannten kurz am Miradouro de Santa Catarina, der leider durch Bauarbeiten keinen wahnsinnig schönen Ausblick anbieten konnte.





Nach einer kurzen Erfrischungspause gingen wir am Abend noch einmal los, um vom Elevador de Santa Justa die Stadt von oben zu sehen. Dieser ist im Endeffekt ein riesiger freistehender Fahrstuhl, der vor über hundert Jahren von einem Schüler von Gustav Eiffel gebaut wurde, um das tieferliegende Baixa mit dem höher gelegenen Chiado zu verbinden. Die Fahrt an sich ist wenig spektakulär, der Ausblick dafür umso schöner. Und wenn gut getimed, wie bei uns, sieht man langsam die Sonne untergehen, die Stadt in ein leuchtendes Orange getaucht.






Auf dem Rückweg haben wir nicht den Fahrstuhl wieder nach unten genommen, sondern die Verbindungsbrücke zum Stadtteil Chiado, was ja auch der eigentliche Sinn des Fahrstuhls war. Hier sind wir durch die vielen kleinen Gassen gelaufen die zu dieser Zeit voll mit partylustigen Leuten war. In einer dieser Gassen haben wir uns schließlich niedergelassen, gegessen, und dem Geschehen zugesehen. Es war total spannend, von den fürchterlich klischeemäßigen Promotern die versuchten Tickets für ihr Partyboot zu verkaufen, bis zu den einheimischen Restaurantbetreibern, die sich über die Straße hinweg unterhielten und sich gegenseitig mit Zwiebeln aushalfen. Klar, Lissabon ist eine Touristenstadt, aber ich muss sagen ich hatte es viel schlimmer erwartet. An den Sehenswürdigkeiten trifft man natürlich viele andere Selfie-knipsende Touristen, aber wenn man auch nur eine Abbiegung nimmt ist man auf einmal ganz alleine.




An unserem zweiten Tag in Lissabon sind wir nach Belem gefahren, einem Stadtteil gut 6 Km vom Zentrum entfernt. Hier steht der berühmte Torre de Belem sowie das Mosteiro dos Jeronimos, und noch viel wichtiger: Pasteis de Belem. Die schon vorher angesprochenen Pastel de Nata, kommen nämlich von hier, und heißen hier eigentlich Pastel de Belem. Die Urform des Zuckerschocks wird also hier verkauft, in einem riesigen Shop, in dem man nur gefragt wird "Wie viele?". Um den ganzen Block zog sich die Schlange, in der wir aber tatsächlich nur 5 Minuten standen, so schnell ging es. Und auch hier muss man sagen, es hat sich gelohnt. SO LECKER!!!






Vorher verdienten wir uns aber die Pasteis, und besuchten das Mosteiro dos Jeronimos, ein altes Kloster, gebaut 1502 und inzwischen UNESCO Weltkulturerbe. In jeder Hinsicht war es einfach nur schön, und ich empfehle jedem unbedingt dahin zu gehen. Mehr gibt es nicht zu sagen!










Nach unserer kleinen Verschnaufpause, die mit Pasteis anfing und zufälligerweise bei einem thailändischen Kulturfestival (mit dem dazugehörigem Essen natürlich) aufhörte, liefen wir die gut 20 Minuten zum Torre de Belem, immer am Wasser entlang. Es war ein wunderschöner Tag mit blauem Himmel und Strahlesonne, und mit der berühmten Ponte de 25 Abril im Hintergrund, ließ sich das Ganze doch ganz gut aushalten. Der Torre de Belem, der ursprünglich auf der anderen Flussseite noch einen Partnerturm hatte, war damals zum Schutz der Stadt vor Piraten gebaut worden. Er stand auch wesentlich weiter im Wasser, beziehungsweise war das Land damals noch weiter weg. Inzwischen wurde die Stadt aber erweitert und ein Stück vom Fluss trocken gelegt, sodass man über einen kleinen Holzsteg rüber laufen kann. Rein gegangen sind wir nicht, aber schon von außen sah das ganze ziemlich eindrucksvoll aus.






Ziemlich müde und kaputt vom Laufen und der Hitze waren wir sehr begeistert, dass uns auf unserem Rückweg zur Bushaltestelle (immerhin gut 30 Minuten Fußweg) einer dieser elektrischen Roller angeboten wurde, kostenlos, als Werbeaktion. Da sagten wir nicht nein und rollten somit am Wasser entlang zurück zu unserem Ausgangspunkt.




Von da an ging es mit dem Bus zurück in die Stadt, und mit der U-Bahn zum Flughafen, wo wir unseren Mietwagen abholten und die Fahrt zu unserem nächsten Ziel antraten. 36 Stunden in Lissabon haben sich absolut gelohnt. Es ist eine wunderschöne Stadt in der es mit Sicherheit noch so viel mehr zu entdecken gibt. Wir kommen bestimmt mal wieder!

Cheers!