Donnerstag, 29. Oktober 2015

Nessie, Sturmböen und Bond, James Bond!

Hi folks!

Knapp zwei Monate sind wir nun schon in Edinburgh und wir haben uns mächtig eingelebt. Es wurde also Zeit, das Nest zu verlassen und ein bisschen durch die Gegend zu reisen!

Letztes Wochenende haben wir uns zu einem etwas größeren Trip auf den Weg gemacht: in die Highlands und auf die wunderschöne Isle of Skye! So ziemlich alle um uns herum waren schon dort und haben uns erzählt wie schön es da ist, also mussten wir uns selbst davon überzeugen. Nach nur einem Wochenende haben wir uns Hals über Kopf verliebt und müssen euch jetzt alle neidisch machen.

ACHTUNG! Falls ihr unter akutem Fernweh und Mangel an Natur leidet, solltet ihr lieber nicht weiterlesen.

Freitagabend ging es in einem kleinen Bus von Edinburgh aus nach Inverness, in die Hauptstadt der Highlands. Nach einer mittelmäßig ruhigen Nacht im Hostel war am Samstag unsere erste Station Loch Ness. Loch ist übrigens einfach das schottische Wort für See, die meisten Gewässer hier sind also Lochs. Kleine Seen sind die Lochen (süüüß!). Und dieser Loch ist natürlich ganz besonders, weil hier angeblich Nessie wohnt. Unser sehr cooler Guide hat uns die verrücktesten Geschichten und Mythen zu Nessie erzählt: die erste Erwähnung fand Anfang des 20. Jahrhunderts statt, angeblich fuhr ein Paar um den See, als es auf einmal einen lauten Knall gab und vor ihnen auf der Straße ein fischartiges Tier den Berg hinunter und in den See rollte. Die jüngste Sichtung war erst im letzten Jahr, allerdings nicht in Schottland: ein Südengländer hat auf Google Maps ganz nah rangezoomt und so ein Stück von Nessie gesehen. Was genau es ist konnte unser Guide uns auch nicht sagen, allerdings war er sich zu 100% sicher (so wie alle Schotten und wir jetzt auch), dass irgendetwas da unten sein muss. Loch Ness ist viele Meilen lang und mehr als 300m tief - angeblich passt die gesamte Weltbevölkerung dreimal dort rein! - meiner Meinung kann es also gut sein das Nessie nur ein bisschen schüchtern ist!








Im Anschluss an unser "Nessie-Hunting" ging es weiter mitten durch die Highlands. An einer kleinen Straße irgendwo im Nirgendwo hielten wir dann plötzlich und unser Guide sagte: Willkommen in Neverland! Vorbei an ein paar Bäumen und Büschen kamen wir an zwei kleine, verwunschene Brücken, unter denen ein reißender Fluss langführte. Dieser Ort war angeblich die Inspiration für Peter Pan und insbesondere die Figur der Tinkerbell. Und ein bisschen konnte man die Magie wirklich spüren!







Weiter gen Westen kamen wir durch unglaubliche Landschaften. Weit und breit war nichts zu sehen, außer der kleinen Straße auf der wir fuhren und der wunderschönen, einzigartigen Natur. Keine Strommasten, keine Werbeschilder, keine Straßenlaternen. Nichts, außer der endlosen Weite, steilen Bergen und unendlich vielen Gewächsen. Dabei hatten wir dieses Wochenende wohl besonderes Glück: alleine der Unterschied zur Woche davor muss dramatisch gewesen sein, da die Pflanzen alle begonnen hatten ihre Farben zu wechseln. Es war ein Meer aus Rot, Gelb, Braun, Grün - einfach unfassbar schön! 








Unser nächste Stop führte uns an ein altes, wunderschönes Schloss, mitten auf einem Loch. Vor vielen, vielen Jahren hatten sich einmal die Spanier dort niedergelassen und all ihr Schießpulver dort gelagert. Damit waren die englischen Truppen leider nicht so unbedingt einverstanden und haben alles in die Luft gesprengt. Ein Einwohner aus dem nächste Dorf wollte die Burg wieder aufbauen, es gab allerdings nicht eine einzige Aufzeichnung. Also baute er alles aus dem Gedächtnis, bis es so war, wie man es auch jetzt finden kann. Etliche Jahre später wurden in irgendeinem Archiv in London doch noch Aufzeichnungen gefunden. Der alte Mann hatte das Schloss zu 80% originalgetreu aufgebaut - nur aus seinen Erinnerungen. 
Dieser Ort ist übrigens zu weltweitem Ruhm gekommen, denn James Bond hat hier schon sein Unheil getrieben!






Im Anschluss daran haben wir das Festland verlassen und sind auf Skye gefahren, eine der größten britischen Insel im Westen Schottlands. Dort haben wir als erstes eine kleine Mittagspause in Portree eingelegt, der Inselhauptstadt in der wir an diesem Tag auch übernachtet haben. Dieses Städtchen ist zwar sehr klein (und ich meine seeeeeeehr klein - ohne Touristen leben dort gerade mal gut 2000 Menschen!) aber auch sehr anschaulich. Nach einer Tour durch die drei Straßen und den Hafen hatten wir allerdings auch in 15 Minuten alles gesehen. 





Richtig aufregend wurde es dann am Nachmittag. Ungefähr eine halbe Stunde nördlich von Portree befindet sich der Old Man of Storr. Ein riesiger Berg, mit einem kleineren, zapfenartigen Berg davor (googelt am besten mal, von unserer perspektive konnte man das nicht so gut fotografieren). Circa 20 Minuten ging der Wanderweg steil bergauf, bis wir anschließend einen unbeschreiblichen Ausblick genießen durften. Auch wenn nach nur wenigen Minuten das Wetter umschlug und der Wind so stark war, dass ich mich kaum auf den Beinen halten konnte, war es doch alle Mühe wert!









Da wir ja nun einmal dem Meer so nahe waren, musste wir auch noch bis ganz ran. Die wunderschönen Steilküsten von Skye sind legendär - für ihre Pracht und für ihre Gefahren. Denn nirgends wie auf den Insel vor Großbritannien wechselt das Wetter so schnell wie hier, wie wir später noch am eigenen Leib erfahren sollten. Erst einmal haben wir uns aber an dem tollen Blick erfreut und über die waghalsigen Ziegen gestaunt, die direkt am Abgrund frei herumlaufen. Sie scheinen wirklich zu wissen was sie tun!












Leider konnten wir den Ausblick nur wenige Augenblicke genießen, denn von einer Sekunde zur nächsten hat das Wetter so umgeschlagen, wie ich es noch nie erlebt hab. Gerade hat noch die Sonne geschiene, im nächsten Moment fing es an zu regnen und zu stürmen, dass ich es tatsächlich ein bisschen mit der Angst zu tun bekommen habe, so nah am Abgrund ohne Zaun. Wir machten uns sofort auf den einminütigen Weg zurück zum Bus, der einem so viel länger vorkam als er war. In sekundenschnelle war alles schwarz, der Regen war so dicht dass man kaum mehr als einen Meter weit gucken konnte. Ich hatte auch noch nie vorher erlebt, wie schmerzhaft Regen sein kann. Durch den krassen Wind wurden die Tropfen so stark beschleunigt, dass es sich wie Hagel angefühlt hat. Als wir also wieder im Bus waren, haben wir getropft. Und ich meine das wortwörtlich. Bis auf die Knochen durchnässt. Bei maximal acht Grad und Sturm war das wirklich nicht das angenehmste Gefühl. Zum Glück sind wir danach ins Hostel gefahren und konnten uns bei einer heißen Dusche und einem anschließenden Abendessen beim ortsansässigen Inder wieder aufwärmen!

Am nächsten Morgen haben wir Skye verlassen und uns langsam aber sicher wieder auf den Heimweg gemacht. Dabei sind wir schon wieder bei James Bond vorbeigekommen, diesmal an dem Tal aus Skyfall, in das er mit M flüchtet. Na, erkennt ihr es wieder?





Außerdem haben wir im Glencoe Halt gemacht, einem weiteren wunderschönen und atemberaubenden Tal, inmitten von riesigen, grünen Bergen, von denen lauter Wasserfälle und Bäche herunterfließen. Die Atmosphäre war einfach überwältigend!









Der letzte Halt unseres kleinen Ausflugs war in Stirling, einem niedlichen Städtchen eine gute Stunde nördlich von Edinburgh. Hier haben wir das William Wallace Monument besucht, einem der Helden aus der Schlacht um die schottische Unabhängigkeit. Wer Braveheart gesehen hat, weiß wovon ich spreche, wer nicht, sollte ihn sich unbedingt angucken! Allerdings nehmt nicht alles so Ernst, wie unser Guide sagte ist der Film historisch gesehen absolut "rubbish"! Für ein Monument hats trotzdem gereicht:






Und somit war unser kleiner, aber sehr feiner Ausflug leider auch schon wieder zu Ende. Ich muss wirklich sagen, nachdem ich mit meinen wunderbaren italienischen Freundinnen Virgi und Ari Portofino bei Genua angeguckt hatte, dachte ich, ich kann nie wieder von einer Landschaft so verzaubert und berührt werden wie in Italien. Schottland ist zwar ganz anders, gefällt mir aber schon fast genauso gut! 

Da ich jetzt so viel von James Bond erzählt habe, kann ich auch gleich noch loswerden dass der neue Film ganz ganz ganz toll ist. Wir haben ihn uns heute Nachmittag angesehen (hier läuft der nämlich schon seit Montag - Ätsch!) und sind vollends begeistert! Also unbedingt empfehlenswert.

Cheers!