Freitag, 1. Januar 2016

Neues Jahr - altes Glück?!

Hi Folks und Happy New Year!

Der Start in ein neues Jahr bringt gute Vorsätze und Wünsche mit sich, ist aber auch ein guter Zeitpunkt um zurück zu blicken und einmal die letzten Monate zu überdenken. Das alte Jahr ist für mich dort zu Ende gegangen, wo es angefangen hat: in der Heimat. Wie schon in vielen Jahren zuvor habe ich ganz klassisch mit meiner Familie, Raclette, Bleigießen und dem traditionsgemäßen Runterzählen vor dem Fernseher mit einem Glas Sekt in der Hand das neue Jahr begrüßt, gefolgt von dem mir als alten Kokelfritzen geliebten Knallern. Es war alles genauso wie letztes Jahr, ich stand nun wieder am selben Fleck wie  zuvor - man hätte meinen können ich wäre nie woanders gewesen. Und doch ist soo viel passiert!

Zwischen meinem letzten Silvesterbesuch und den gestrigen Feierlichkeiten lagen 365 Tage. In dieser Zeit habe ich in vier verschiedenen Städten gewohnt. Ich bin drei Mal umgezogen, habe sechs Mal ein Flugzeug bestiegen und acht verschiedene Länder bereist. Ich habe mit Menschen sieben verschiedener Nationalitäten zusammengewohnt, drei verschiedene Sprachen gelebt. Ich habe meinen Bachelor abgeschlossen und meinen Master angefangen. Ich bin mit meinem Liebsten zusammengezogen. Ich habe die Hochzeit meiner besten Freundin (mit)organisiert. 

Als ich mich nach den Weihnachts- und Jahreswechsel wieder auf den Weg machte, ging es nach Bologna. Dort beendete ich mein Erasmus-Auslandssemester, absolvierte Prüfungen auf Englisch und Italienisch und verabschiedete meine Freunde aus unzähligen Nationen. Ich besuchte meine französische Freundin in ihrem Haus in den Alpen und ging mit ihr snowboarden. Nach einem kurzen Abstecher nach Hause ging es nach Genua, wo ich wohl ein paar der schönsten Tage meines Lebens verbracht habe, unglaublich gute Freunde aus Italien und Deutschland gefunden habe und erfahren hab, was Leben in Italien tatsächlich bedeutet. 

Zwar war die Rückkehr nach Hause vor allem am Anfang nicht immer einfach, allerdings war ich mit wichtigen Dingen beschäftigt. Ich habe meine Bachelorarbeit geschrieben, meine englische Freundin in Paris besucht sowie die Hochzeit meiner besten Freundin organisiert, die mich immer noch mit Gekreische und Freudenstrahlen begrüßt, auch wenn wir uns aufgrund meiner Reisen nur dreimal im Jahr sehen können. Gekrönt wurde meine Zeit in der Heimat von unserem gemeinsamen Familienurlaub, der zwar wie jedes Jahr Zankereien und genervte Gesichter, aber eben auch sehr viel Freude, Lachanfälle und Familiengefühl mit sich brachte. 

Im September ging es dann erneut auf Reise - diesmal in den hohen Norden. Knapp vier Monate waren wir nun da und es hätte kaum besser laufen können. Ich lebe nun alleine (mal abgesehen von meinen wunderbaren Mitbewohnern) mit meinem Freund in einem anderen Land, spreche jeden Tag eine fremde Sprache als wäre es meine eigene, studiere und arbeite mit Schotten, Deutschen, Spaniern und Iren zusammen. Wenn ich Mitte Januar wieder nach Edinburgh fliege, weiß ich nicht wann ich das nächste Mal meine Familie sehe oder wieder in meinem Zimmer schlafen kann. In manchen Momenten ist das ganze ziemlich beängstigend und ich frage mich jedes Mal, wenn ich nach langer Zeit wieder Zuhause bin, ob ich wirklich wieder weggehen will, ob es das ganze Wert ist. Das ständige von-Klamotten-die-in-einen-Koffer-passen leben, die immer wiederkehrenden Schwierigkeiten die das Leben in einem fremden Land mit sich bringt, das andauernde Verabschieden von Freunden und Familie. 

Und dann fragen mich alte Freunde, wann ich denn wieder nach Deutschland zurückkomme und ob ich schon weiß in welcher deutschen Stadt ich ab September, wenn ich mein Studium in Schottland beendet hab, leben werde. Wann ich denn endlich wieder Zuhause wohne. Und ich sehe so viele Freunde und Bekannte, die ihr Leben lang in einer Stadt wohnen, ohne jemals darüber nachzudenken woanders hinzugehen und damit absolut glücklich sind. Genau in diesen Momenten weiß ich, dass es das ganze absolut wert ist. Ich bekomme Beklemmungen bei dem Gedanken, im Herbst wieder nach Deutschland zu ziehen, hier anzufangen zu arbeiten. Ich habe noch lange nicht genug, ich will nicht wieder in mein altes Leben zurückkehren. Ich möchte die Welt sehen, neue Leute aus unbekannten Kulturen kennenlernen, ja ich freue mich sogar auf die Probleme und Schwierigkeiten die ich mit einer fremden Sprache und neuen Lebensweise haben werde. Ich will Action, Aufregung und Herausforderung. Jetzt wieder nach Deutschland zurückzukehren würde sich für mich anfühlen wie aufgeben. 

Ich habe keine wirklichen Vorsätze für das neue Jahr. Die würde ich warscheinlich eh nicht einhalten. Vielmehr wünsche ich mir, dass ich weiterhin mein Leben leben kann, wie ich es im vergangenen Jahr getan habe. Dass ich auch in 2016 die Chance habe, so viel tolle Flecken auf dieser Erde zu bereisen, unglaubliche tolle Menschen kennen zu lernen, und somit das zu tun was ich liebe. Ich möchte keine Wunder oder Lottogewinne - ich möchte einfach das selbe Glück haben wie im letzten Jahr.

Und wenn ich so in meinem Kalender schaue, weiß ich ganz genau dass ich auf dem richtigen Weg bin: In den nächsten zwei Monaten werde ich mich in Schottland, Island, London und Irland aufhalten. Und ich kanns kaum noch abwarten. 

Cheers!



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