Mittwoch, 9. März 2016

"Ja Papa. Ich lebe noch!"

Hi Folks, 

ja meine Freunde, ich gebe es zu, es ist lange her. Verdammt lange her. Und mir fällt nichts besseres ein als zu sagen: Schande auf mein Haupt!

Aber ich komme hier einfach zu nüscht, wie man in der Heimat so herzallerliebst sagt. Mein zweites Semester neigt sich dem Ende zu, ich habe noch vier Wochen Uni und dann ist mein Studentendasein so gut wie Geschichte. Und bis dahin haben sich unsere Dozenten vorgenommen, uns noch einmal so richtig schön zu grillen, mit Hausarbeiten, verqueren Philosophen und ständig neuen Business-Plänen. Nebenbei geht auch das Hochzeitsgeschäft so langsam in die heiße Phase über, mit dem beginnenden März ist nun alle Ruhe vor dem Sturm vorbei und es wird wieder geheiratet wie das Böse. Ich komme mir schon immer ganz schäbig vor, wenn mich meine Mitbewohner fragen, was ich so in den letzten Tagen gemacht habe, und ich immer das gleiche sage: Uni. Arbeiten. Essen. Schlafen. Und wir wollen mal ganz davon absehen, dass ich zu dem ganzen Spaß auch noch unendlich viele Jobportale durchgucke, Cover Letter schreibe und mit meinem Career Adviser in Kontakt stehe - man muss ja auch an die Zukunft denken. 

Jetzt sagt ihr bestimmt, jammer nicht rum, du bist im Ausland und erlebst tolle Dinge. Und das stimmt auch. Seit meinem letzten Eintrag habe ich mich mit meiner Schwester in London getroffen und ein hammergeiles Konzert der weltbesten Band inklusive anschließendem Treffen mit dem Sänger besucht. Ich war auch in Irland, hab in den Pubs Dublins gefetet und mich mit meiner besten Virginia aus Genua in Galway getroffen. Ich hab einen wunderbaren Chor gefunden, mit dem ich am Samstag mein erstes Konzert singen werde, zu dem viele meiner neuen internationalen Freunde und Arbeitskollegen kommen. Ich hab viele tolle Dinge erlebt, aber dieser Spielverderber namens 'Alltag' hat mich daran gehindert sie mit euch zu teilen. 

Und leider nervt dieser 'Alltag' nicht nur und macht schlechte Laune, sondern ist auch furchtbar langweilig. Deswegen habe ich auch keine brandneuen Neuigkeiten für euch, außer dass ich immer noch hier bin, ich immer noch studiere, das Wetter in Schottland immer noch kalt und regnerisch ist. Ich weiß, das klingt nicht so wahnsinnig spannend und abenteurlich, aber irgendwie hat es ja auch was gutes. Für mich ist Edinburgh nicht mehr außergewöhnlich und überraschend (was nicht heißt dass ich mich langweile). Vielmehr ist das Leben hier so zum Alltag und zur Normalität geworden, dass mir viele Dinge gar nicht mehr auffallen. Ich gucke automatisch zuerst nach rechts, bevor ich die Straße üerquere. Ich trinke jeden Morgen im Büro meinen Breakfast Tea mit Milch und Zucker. Ich denke in Englisch und erschrecke manchmal richtig, wenn ich Touristen in der Stadt Deutsch reden höre. Selbst Philip und ich benutzen manchmal englische Wörter, weil uns die deutschen nicht mehr so schnell einfallen. 
Edinburgh ist nicht mehr das große Abenteuer, es ist ein Stück Heimat geworden. Und wer hat schon ständig aufregende Geschichten aus seiner Heimat zu erzählen?!

Cheers!


P.S. Ok, eine Sache amüsiert mich doch immer noch: das Anstellen am Bus. Wer zur Hölle hat damit angefangen, dass man sich in einer kerzengeraden Linie entlang des Wartehäuschens hintereinander für den Bus anstellen muss, den Blick fest auf die Schultern des Vordermannes geheftet? Und das Minuten bevor das Gefährt überhaupt in Sicht ist! Wenn ich so eine Monsterschlange an meiner Haltestelle sehe, laufe ich immer ganz verwirrt tuend daran vorbei, und stelle mich ins Wartehäuschen. Wenn jemand fragt, ich bin Italienerin. Das im-Pulk-in-den-Bus-quetschen-als-würde-das-Leben-davon-abhängen habe ich aus meiner vorherigen Heimat mitgebracht. Man kann sich ja nicht ständig umgewöhnen :P

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