Dienstag, 24. März 2015

Grotte di Toirano, Vicoli und La Lanterna: von ganz unten bis nach ganz oben!

Ciao Ragazzi,

nun sind schon beinahe 4 Woche vergangen, die ich in Genua bin. Ende dieser Woche ist schon 1/3 meines Praktikums vorbei. Incredibile!
Daher wird es so langsam Zeit, dass ihr ein bisschen mehr über mein Leben hier erfahrt. Die groben Eckpunkte sind ja bereits bekannt: März-Mai, Praktikum, Goethe-Institut. 

Aber jetzt mal ein bisschen detaillierter: Ich wohne ungefähr 5 Minuten vom historischen Hafen entfernt, mitten im Zentrum der lauten, quirligen und ganz schön großen Hafenstadt. Zusammen mit einer deutschen (mit welcher ich aber nur Italienisch spreche), einem Italiener und 5 Spaniern wohne ich in einer riesigen Wohnung, die wirklich schön ist. Mein Zimmer is zwar nicht gigantisch groß und auch etwas dunkel, aber dafür umso gemütlicher. Die zwei Bäder und die bombastische Küche teilen wir uns, außerdem gibt es ein Wohnzimmer. Solange man nicht die Waschmaschine und den Geschirrspüler gleichzeitig anmacht (dann gibt es einen Kurzschluss) oder nicht gerade alle 8 Bewohner im Internet surfen (dann ist es doch schneller Brieftauben anstatt Mails zu schicken) funktioniert alles super. 
Meine Mitbewohner sind alle nett und erstaunlich reinlich, man kann sich also wirklich wohl fühlen. Leider haben wir nicht all zu viel miteinander zu tun, da ich einen geregelten Tagesablauf habe, und sie eher einen geregelten Nachtablauf. Meistens gehe ich ins Bett, wenn sie aufstehen, und andersrum. Aber nett sind sie trotzdem.

Von unserer Wohnung ist man nicht nur in 5 Minuten am alten Hafen und somit am Meer, sondern auch überall anders. Zur Arbeit laufe ich maximal 15 Minuten, zur Shoppingstraße ebenso, und der Weg zum Theater kostet mich gerade einmal 10 Minuten. Es ist so angenehm alles zu Fuß erledigen zu können, und nicht immer auf irgendwelche Busse warten zu müssen, die am Ende ja doch nicht kommen!

Auch mein Praktikum gefällt mir immer noch. Bisher hat es noch kein böses Erwachen gegeben, und ich bin auch guter Dinge, dass das so bleibt. Von Montags bis Freitags bin ich also den ganzen Tag mit Übersetzungen, Recherchen, Mails schreiben, Botengängen, und so weiter beschäftigt. Dabei bleibt auch viel Raum für kreative Arbeiten, ich kann selbst Ideen einbringen und gewisse Dinge selbst entscheiden. Darauf ist das Goethe-Institut hier auch einfach angewiesen, ohne Praktikanten würde man in Arbeit versinken.
Zusätzlich kann ich immer wieder zu verschiedenen Veranstaltungen gehen. Bisher war eine große Ausstellungseröffnung, ein Theaterstück sowie ein Vortrag zur deutsch-italienischen Beziehung dabei. Auch für Anfang April ist schon wieder eine Ausstellungseröffnung geplant, es wird also nicht langweilig. (Außer wenn wir mal wieder Strom- und/oder Interntausfall haben. Dann ist es etwas unspannend.)

An den Wochenenden suche ich mir immer irgendetwas, was ich mir anschauen kann. Ich habe mir einen richtigen Plan gemacht, wann ich frei habe und was ich in der Zeit hier alles sehen will. Letzte Woche habe ich dann den ersten Punkt schon umgesetzt, ich bin zusammen mit meiner deutschen Mitbewohnerin und einem Freund von ihr nach Toirano gefahren, und wir haben uns die Grotten angeschaut. Nach etwas mühseliger Anreise - mit mehr als einer Stunde auf den Bus warten muss man in der italienischen Provinz schon rechnen - hat sich all die Mühe auch wirklich gelohnt. In ca. 70 Minuten haben wir die Höhle erkundet, sind 500m unter der Erde über Stock und Stein gewandert, haben Stalagmiten und Stalagtiten in jeglicher Form, sowie Knochen eines Steinzeitbärens gefunden. Da Bilder bekanntlich mehr als tausend Worte sagen, schaut es euch einfach an:











Am nächsten Morgen habe ich mich auf den Weg zum Theater gemacht. Dort haben sie eine ganz nette Tradition: jeden Sonntag gibt es einen MusicAperitivo, das heißt für 3€ kann man eine Stunde bei Kammermusik oder einer öffentlichen Probe zuhören, danach gibt es was zu trinken und Focaccia (genovesische Pizza - unglaublich lecker!) bis zum Abwinken. Ich habe mir also die öffentlich Probe zu "Fedora" angeschaut, der neuen Oper die diese Woche Premiere feiert. Obwohl mehrmals unterbrochen und neu angefangen wurde, und wir somit nur den ersten Akt gesehen haben, war ich doch positiv überrascht. Gute Solisten, nettes Bühnenbild, sympatischer Chor, und ein erstaunlich gutes Orchester. Für 3€ - kann man mal machen! 

Nach einer weiteren Woche Arbeit, in der ich mit Ariana zwischendurch mal ins englischsprachige Kino gegangen bin, um mir den neuen Cinderella Film anzugucken, war auch schon wieder Wochenende. Diesmal habe ich es dazu genutzt, um mir zwei weitere Wahrzeichen Genuas genauer anzuschauen: I Vicoli und La Lanterna.

Nach der Arbeit habe ich mich Freitag Abend in die Vicoli gestürzt. So nennt man in Genua das System der Altstadtgassen, welches das größte in ganz Europa ist. Über Kilometer ziehen sich so winzig kleine Gassen durch die ganze Stadt und am Hafen entlang, dass man teilweise kaum mit einer Vespa durchkommt. Kreuz und Quer gebaut, bilden sie in Netz, welches selbst für die Genovesen teilweise schwer zu überblicken ist. Bevor ich nach Genua gekommen bin, haben mich meiner Großeltern gewarnt, dass ich lieber nicht alleine in die Vicoli gehen sollte, ich würde mich nie wieder herausfinden. Ich hab gedacht, ach, so schlimm kann das doch nicht sein. 
Man sollte eben doch auf seine Großeltern hören.


Die Altstadt Genuas von oben.

Ohne einen Plan oder eine Karte habe ich mich einfach ins Getümmel gestürzt, bin den Menschenmassen gefolgt, und habe mich einfach umgeschaut. Und siehe da, es gibt so einiges zu entdecken! Von kleinen niedlichen Restaurants über ziemlich cool aussehende Läden bis zu Galerien und Friseuren findet man eigentlich alles in den Vicoli. Von einem kleinen Markt kam ich über eine einsame Gasse, in der auf einmal alle Schilder nur noch auf Chinesich und Arabisch geschrieben waren, zum Rotlichtbezirk Genuas, in dem mir plötzlich viele leichtbekleidete Damen entgegen kamen. Schlussendlich kam ich an einer Touristenstraße am Hafen heraus, mit einem Cupcake Laden und der obligatorischen Focacceria. Solange man einen halbwegs guten Orientierungssinn (oder ein funktionierendes Navi im Handy) und es noch hell ist, kann man meiner Meinung nach bedenkenlos durch die Vicoli schlendern und alles erforschen. Nach Sonnenuntergang wurde mir dringend dazu geraten, nur noch die großen Straßen zu benutzen. Denn dann spielen sich in der größten Altstadt Europas wohl Dinge ab, denen man lieber nicht alleine begegnen will.

Am Samstag habe ich mich dann aufgemacht, "La Lanterna" zu besichtigen. Das ist der Leuchtturm Genuas, der einsam und alleine am äußersten Ende des Hafens steht, und den Schiffen schon seit unzähligen Jahren als Orientierungspunkt dient. Bis zu 50 Km weit kann man das Licht des ältesten in Europa noch funktionierenden Leuchtturms sehen. Nach einer guten Stunde Fußmarsch bis zum Turm, hatte ich noch 177 Stufen zu bewältigen, und von da an lag mir Genua wortwörtlich zu Füßen. Zwar war das Wetter an diesem Ta nicht all zu besonders, um die gigantischen Ausmaße der Stadt anzuschauen hat es jedoch gereicht: 








Und als ich mich schon auf einen gemütlichen Samstagabend einstellen wollte, hat mich meine Mitbewohnerin noch spontan gefragt, ob ich mit zu einer Geburtstagsparty kommen möchte. Da ich natürlich keine Gelegenheit auslassen will, um Leute kennen zu lernen, bin ich mit, und es wurde ein wirklich sehr lustiger Abend. Ein Inder hatte Geburtstag, und mehr als 60 Erasmusstudenten und auch viele Italiener sind gekommen, um mit ihm zu feiern. Ich habe alle 5 Minuten mit neuen Leute gesprochen, aus allen Herren Länder. Diesmal waren dabei: Italien, Großbritannien, Irland, Frankreich, Belgien, Deutschland, Portugal, Türkei, Finnland, Spanien, Österreich, Kanada und natürlich Indien. Es ist immer so unglaublich interessant in einer Gruppe von so vielen verschiedenen Nationen zu sein, eindeutig eines der besten Erlebnisse an der gesamten Erasmussache!

Bacci!

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