Montag, 9. März 2015

Benvenuto a Genova!

Ciao Ragazzi,

und ein ganz herzliches "Willkommen", ihr habt durchgehalten und jetzt auch den genovesischen Part meines Blogs erreicht. Herzlichen Glückwunsch!
Seit einer guten Woche bin ich nun also hier, in dieser großen, pulsierenden Stadt. Mit knapp 800.000 Einwohner ist es eine der größten Städte Italiens, zieht sich ca. 30 Km die Küste entlang, eingequetscht zwischen Meer und Gebirge elegant die Hänge hinauf gebaut. Heimat von Christoph Columbus, dem berühmten Pesto alla genovese und Paganini. Und ich muss sagen, Genua kann sich durchaus blicken lassen!





Nach einem wirklich sauanstrengenden Umzug von Bologna hierher, habe ich das erste Wochenende damit verbracht, mir ein bisschen die Umgebung anzuschauen, meinen erste Stadt- und Hafenrundgang zu machen, und meinen ganzen Kram irgendwie zu sortieren. 
Genua ist so eine typische italienische Stadt, in die man sich erst auf den zweiten Blick verlieben kann. Überall gibt es riesige Häuser, die sogenannten Palazzi, unendliche Altbauhäuser, gerne mit 5 oder mehr Etagen, die mich immer sehr an Paris erinnern. Diese Palazzi gestalten so gut wie das gesamte Stadtbild, fast nirgendwo gibt es ein Haus in einem anderen Stil. Nur leider sind nicht alle so gut erhalten, an manchen wurde seit Jahren nichts mehr gemacht. Deswegen könnte es an manchen Ecken noch wesentlich schöner aussehen als es momentan der Fall ist, wenn man sich ein bisschen mehr um die Bausubstanz kümmern würde. 

Trotzdem ist Genua eine echte Perle. Alleine der historische Hafen macht allen abgeblätterten Putz wieder wett, den ich auf meinem nur 5-minütigen Spaziergang von meinem Haus zum Meer gesehen habe. Der Hafen ist riesig, beherbergt das berühmte Aquarium sowie unendliche Restaurants, Kneipen und Vergnügungsanstalten. Dort gibt es auch den "Bigo", ein kranartiges Ding, bei dem man mit einer Gondel 40m hoch fahren kann. Das durfte ich an meinem ersten Tag in Genua natürlich nicht verpassen!







Letzten Montag habe ich dann mein Praktikum beim Goethe-Institut angefangen. Dort fühle ich mich nach jetzt einer guten Woche auch wirklich wohl. Ich habe bisher noch nicht einmal Kaffee kochen oder kopieren müssen! 
Das Büro ist sehr klein, es arbeiten dort nur die italienische Institutsleiterin sowie zwei weitere Angestellte (eine deutsche, eine Italienerin aus Südtirol, also zweisprachig) sowie normalerweise zwei Praktikanten. Im Moment sind wir aber zu dritt, und so sind außer mir noch Ariana und Virginia, beides italienische Studentinnen aus Genua. Wir drei verstehen uns auch wirklich gut, und so herrscht ein sehr angenehmes Arbeitsklima. Bisher habe ich vor allem Übersetzungen gemacht, Texte geschrieben für Programmhefte und die Website, Recherchen für verschiedene Messen und Festivals gemacht und so weiter. Selbst auf eine Ausstellungseröffnung im großen und sehr bekannten Palazzo Ducale durften wir schon mit, dort werden bis Juli viele Werke deutscher Expressionisten ausgestellt. Prinzipiell gefällt mir an meiner momentanen Arbeit, dass man nicht so als Praktikant behandelt wird, wie ich das andernorts schon erlebt habe. Man merkt, dass man dieselben Aufgaben macht, die die normalen Angestellten dort auch machen würden, zu denen ihnen aber einfach die Zeit fehlt. Arbeitssprache im Büro ist übrigens Deutsch und Italienisch: mit der Direktorin wird Italienisch gesprochen, mit den beiden Mitarbeiterinnen Deutsch, und wir Praktikanten sprechen einen Mix aus Deutsch und Italienisch, je nachdem wie man sich gerade besser ausdrücken kann.

 
Am Wochenene habe ich auch gleich meine erste Begegnung mit der italienischen Jugend gehabt: nachdem ich am Samstag Vormittag mit Virginia zu einer Konferenz einer Zeitung war, habe ich ein paar ihrer Freunde kennen gelernt, und wir haben uns gleich für den Abend zum Aperitivo verabredet. Erst ging es in einer kleine und sehr unscheinbare Bar, in der riesige Zylinder voller Wein rumstanden. Gereicht wurde dieser mit Platten voll Käse und Wurst, sowie kleinen brotartigen Teilchen. 






Anfangs waren wir nur zu viert, doch in typisch italienischer Manier kamen nach und nach immer mehr Leute dazu. Alle waren irgendwie miteinander befreundet, sind zusammen in die Schule gegangen, kennen sich über ihre Eltern oder sind sich sonst irgendwo über den Weg gelaufen. Jedenfalls waren alle eine große Familie, in die auch ich an diesem Abend relativ schnell und freundlich aufgenommen wurde. So gab es Wein, wurde sich unterhalten, Trinksprüche abwechselnd auf Italienisch, Neapolitanisch, Genovesisch und Deutsch gebracht, bis dann alle so lustig waren, das sich sowieso alle lieb hatten. Kurz vor Mitternacht sind wir in die Altstadt gegangen, ein Wirrwarr aus unzähligen, klitzekleinen Gassen, in welches man als Fremder lieber gar nicht erst reingehen sollte, zu groß ist die Gefahr nicht wieder herauszufinden. Aber ich war ja in guter Gesellschaft, also alles kein Problem. Auf einer kleinen Piazza angekommen ging das muntere Gequatsch weiter, eine Band spielte, und auch hier gab es genug zu trinken, dass alle am Ende glücklich und zufrieden nach Hause gegangen sind. Gerade für mich war das ein sehr besonderer Abend, denn genau so hatte ich mir Italien vorgestellt. Zwar hab ich auch meine internationalen Freunde in Bologna gerne, und möchte sie gegen keinen Italiener dieser Welt eintauschen. Aber von so einem richtig italienischen Abend hatte ich doch immer geträumt. Als einzige Ausländerin (und dazu noch Blondine) fällt man natürlich auf, deswegen hatte ich eigentlich die ganze Zeit irgendeinen Gesprächspartner, der mich ausgefragt hat. Den ganzen Abend wurde Italienisch gesprochen, ich habe mehr Schimpfwörter gelernt als die 6 Monate vorher zusammen, und kann jetzt sogar einen Trinkspruch auf Genovesisch! Alles in allem: es war herrlich!






Am Sonntag habe ich dann noch einen kleinen Abstecher ins Theater gemacht. Dort hat nämlich das Finale des Internationalen Paganini Wettbewerbes stattgefunden, einem ziemlich großen und bekannten Violinenwettbewerb. Da die Karte nur 5€ kostete und ich vor allem einmal die Oper anschauen wollte, bin ich ohne große Erwartungen dahin gegangen. Und gleich am Anfang wurde ich ziemlich geschockt, als der Moderator verkündete, das Fabio Luisi der Vorsitzende der Jury ist! Für diejenigen von euch, die es nicht so mit klassicher Musik haben: Fabio Luisi zählt zu den weltbesten Dirigenten, war lange in Leipzig und Dresden tätig, ist aktuelle GMD in Zürich und außerdem der Stellvertreter an der MET in New York. Also wirklich ein richtig großer. Und der saß jetzt nur 10 Meter von mir entfernt! 
Auch der eigentliche Wettbewerb war wirklich toll, hochkarätiger Musikernachwuchs aus Deutschland, Japan, China, den USA, Lettland und Russland. Definitiv ein lohnendes Ereignis!

Bacci!

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