Mittwoch, 13. Mai 2015

Trotz-Shopping, Che Guevara mit Carmen in Cuba und niedliche Springdelfine!



Ciao Ragazzi,

da ist es, das schöne Wetter! Es zeigt sich mal wieder, man muss nur mal so richtig meckern, und dann wird das schon. Seit einer guten Woche haben wir herrlichstes Frühsommerwetter, mit Temperaturen um die 25 Grad, Sonnenschein, blauem Himmel. So lässt es sich leben!

Und um das Ganze zu nutzen, habe ich in den letzten Tagen auch wieder einiges erlebt. Angefangen hat das Spaß-Programm mit einem Ausflug zum Shoppen nach Mailand, der sich allerdings auch nur sehr italienisch ergeben hat. Eigentlich war für den Tag ein Surffestival im 30 Minuten entfernten Recco geplant. Dies wurde jedoch aufgrund von schlechtem Wetter (sprich: kein Wind) abgesagt. Dachten wir uns, alles klar, kein Problem, gehen wir woanders hin. Aus meinem Reiseführer hatte ich entnommen, dass an demselben Wochenende in Santa Margherita di Ligure eine große, internationale Segelregatta stattfinden sollte. Also schauten wir nach Zügen, planten unseren Tag, packten die Taschen, nur um dann festzustellen, dass die Regatta auch abgesagt wurde. Warum weiß keiner, sie wird auch nicht auf einen anderen Tag verschoben (wie das Surffestival), fällt einfach aus. Auf der Website stand nur „wir lassen es dieses Jahr ausfallen, um dann nächstes Jahr mit tollem Spektakel zurück zukommen.“ Danke. 


Da wir so ein bisschen die Nase voll hatten von der italienischen Organisation, sind wir also zum Trotz-Shoppen nach Mailand gefahren. Dabei muss ich immer wieder die italienische Bahn loben: viele Züge, gute Verbindungen, guter Komfort, und das zu einem unschlagbaren Preis. Das Zugfahren wird mir definitiv in Deutschland fehlen!




Als ich meinen Eltern vom Mailand-Ausflug erzählte, fragten sie mich gleich, ob ich mir auch die EXPO anschauen will. Und ich muss zugeben, ich hatte kurz darüber nachgedacht, hatte dann aber niemanden gefunden der mitfahren wollte, und um alleine hinzugehen war es mir dann doch zu teuer (35€ für das Tagesticket) und nicht wichtig genug. Außerdem hätte ich damit wohl meine Glaubhaftigkeit als „Teilzeititalienerin“ verloren, denn alle meine Freunde sind sich einig: wenn man für ein demokratisches und gerechtes, lebenswertes Italien ist, geht man nicht auf die EXPO. Gerade um das Eröffnungswochenende konnte man wieder viel in den italienischen Medien hören: die Hälfte der Gelder fließt an die Maffia, die Bauarbeiter arbeiten für einen Appel und ein Ei, sonstige Mitarbeiter werden sowieso nicht bezahlt, sind alles Volunteers, und die Hälfte des EXPO-Geländes ist noch nicht mal fertig. Viel mehr wird viel Show um nichts gemacht, was die Italiener erfahrungsgemäß recht gut können. Was und wie viel davon wahr ist, wird man wohl nie herausfinden, aber: meistens ist doch was Wahres dran. 


Nachdem ich also mit Anni Mailand unsicher gemacht habe, und wir uns ein bisschen im Großstadt-Feeling entspannt haben, ging es letztes Wochenende gleich kunterbunt weiter. Angefangen mit Freitag Abend: Unsere Kollegin fragte uns, ob wir nicht auf ihren kleinen, knapp 4 Jahre alten Sohn aufpassen könnten. Da sie ein Haus mit Blick über die Stadt hat, und uns obendrein Pizza und Eis versprach, haben wir nicht lange gezögert. Es war auch ein wirklich lustiger Abend, der mit viel rumtoben und spielen begann, und mit einem vollgekotzten Kind endete. Trotzdem war es einfach der niedlichste und schönste Italiener, dem ich jemals begegnet bin! 


Samstag haben wir uns dann etwas Kultur gegönnt. In der städtischen Oper lief Carmen, und da ich sowohl zu meinen Opernkinderchorzeiten selbst in Carmen mitgespielt habe, als auch in Bologna einen Dramaturgie Kurs nur zum Thema Carmen belegt hatte, konnte ich mir das natürlich nicht entgehen lassen. Ich überredete Anni, die das erste Mal in einer Oper und dementsprechend gespannt war, und wir besuchten die Samstag-15.30-Oma-Vorstellung. Der (zugegebenermaßen riesige) Saal war zwar nur zu 2/3 gefüllt, trotzdem war ganz schön was los. Als das Stück anfing, war ich erst etwas verwirrt, da es im Kuba von heute zu spielen schien, mit Che Guevera Fahnen und Ananas-Hüten. (Für alle Nicht-Carmenkenner: Carmen spielt in Spanien, es handelt von Zigeunern und enthält einiges an Flamencomusik). Aber wenn man sich dann so ein bisschen reingeguckt hat, dann war es doch ganz stimmig. Selbst mich, die ich eigentlich moderne Inszenierungen hasse, hat es am Ende doch überzeugt. Stellt sich zwar immer noch die Frage, ob man das machen muss, und Carmen nicht einfach lassen kann wo sie hingehört, aber wenigstens hat es am Ende Sinn gemacht. Chor und Solisten waren recht gut, nur das Orchester konnte nicht so recht überzeugen. Mag aber daran liegen, dass man als Leipziger mit dem Gewandhausorchester einfach Anderes gewohnt ist. Insgesamt aber ein durchaus runder Nachmittag!


Am Sonntag gab es dann das absolute Kontrastprogramm: bei sonnigen 25 Grad sind wir Mittags an Bord gegangen, und zu einer vier-stündigen Whalewatchingtour aufgebrochen. Mit (natürlich) einer riesigen deutschen Rentnergruppe zusammen, haben Arianna und Ich den felsenfesten Plan gehabt, Wale zu sehen. Doch selbst nach 4 Stunden wurden unsere Träume nicht erfüllt, und wir mussten in Genua wieder anlegen. Gelohnt hat sich das ganz trotzdem: abgesehen von einer herrlichen Bootsfahrt bei sommerlichen Temperaturen  und absoluter Windstille, haben wir auch eine Gruppe von 60 Delfinen gesehen! Eine knappe Stunde sind wir immer wieder im Kreis gefahren, und die niedlichen Schwimmer sind in unseren Wellen gesprungen. Leider war es etwas schwierig, Fotos zu machen, denn die Kleinen sind verdammt schnell! 




Inzwischen sind auch schon meine letzten Tage hier angebrochen. In 12 Tagen kommen meine Eltern, 5 Tage später fahren wir dann zusammen nach Hause. Mein Praktikum ist dann vorbei, aber noch viel schlimmer ist, dass meine Zeit in Italien dann (vorerst) vorbei ist. Natürlich freue ich mich auf zu Hause, auf Rouladen und geordnete Strukturen, aber Italien wird mir doch verdammt fehlen. Momentan bin ich noch nicht davon überzeugt, dass es jetzt an der Zeit ist, dieses Land zu verlassen, auch wenn Freunde und Familie da anderer Meinung sind. (Meine Eltern sagten das aber schon, als ich kaum eine Woche da war, von daher zählt das irgendwie nicht so richtig.)Und irgendwie habe ich auch das Gefühl, je näher der Tag meiner Abreise kommt, desto mehr halte ich mich hier fest, und will auf keinen Fall gehen. Deswegen versuche ich einfach, so viel wie möglich aus meinen verbliebenen Tagen hier zu machen, und die Heimfahrt gaaaaaanz weit von mir wegzuschieben. Denn Dinge zu verdrängen, und einfach so zu tun als wären sie nicht da, das habe ich in Italien richtig gut gelernt.



Bacci!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen