Sonntag, 9. Februar 2020

Yalla Yalla: von Berbern, Kamelen und arabischen Wellen - Marokko PART I

Hello my dears, 

und HAPPY NEW YEAR! Ja ich weiß, es ist schon Februar, aber es ist nie zu spät für Glückwünsche. Auch dieses Jahr sind wir wieder auf meine liebste Art und Weise ins neue Jahr gestartet - on the Road, in fernen Ländern, living the best life. Diesmal ging es nach Marokko!

Die Entscheidung nach Marokko zu fahren war, wie so oft bei unseren Reisezielen, eher Zufall als langjähriger Traum. Wir wussten dass wir irgendwo hinfahren wollten wo man surfen konnte, hatten aber nur eine Woche Zeit. Und ein bisschen warm wäre auch nicht schlecht, und am besten irgendwo wo wir noch nicht waren. Da blieb am Ende nicht mehr viel übrig außer Marokko, und da wir dort noch nicht wirklich waren (ich war als Kind mal, habe aber null Erinnerung daran), dachten wir uns:warum nicht. Also Flüge und Surfcamp gebucht, und los ging's. 

Allerdings wäre es keine von mir geplante Reise wenn wir nicht auch wenigstens ein bisschen was vom Land sehen würden. Klar, ich liebe das Surfen abgöttisch und kann mir nichts Schöneres vorstellen - aber erstens geht eine Woche intensives Surfen unglaublich auf die Knochen (ich habe immer noch Narben von Portugal letzten Juli), und zweitens möchte mein großes Reiseherz auch auf seine Kosten kommen und etwas von Land und Leuten sehen. Daher habe ich nicht lange gefackelt und vor unserem Aufenthalt im Surfcamp noch eine dreitägige Wüstensafari gebucht - wenn man schon einmal bei der Sahara um die Ecke ist, warum nicht?

Nach unserem Direktflug nach Agadir landeten wir am Vormittag bei 20 Grad und Sonnenschein - Balsam für die Seele. Wir fuhren zu unserem Surfhaus, checkten ein, und verbrachten den Rest des Tages auf der Dachterasse und im Strandcafe. Ganz entgegen unseres normalen GOGOGO Urlaubstempos, haben wir den ersten Nachmittag einfach mal gar nichts gemacht, nur in der Sonne gesessen, die Wellen und Surfer beobachtet, und unseren ersten von vielen marokkanischen Minztees geschlürft. 





Doch die Ruhe währte nicht lange, am nächsten Morgen ging es früh um vier los, erstmal drei Stunden Fahrt nach Marrakesch. Dort kamen wir bei absoluter Eiseskälte an, und standen erstmal eine ganze Weile rum, bis wir (inzwischen zum dritten Fahrer weitergereicht) in einem Minibus Platz nehmen durften. Zu Zwölft ging dann irgendwann die lustige Fuhre los, und nach einem weiteren Bustausch an einer random Tankstelle waren wir dann tatsächlich auf dem Weg. Nach einer guten Stunde erreichten wir auch schon das Atlasgebirge und fuhren die Serpentinen höher und höher, neben schneebedeckten Berggipfeln. Unser erster Stop war dann Ait Ben Haddou, eine alte Berberstadt komplett aus Lehm gebaut, die inzwischen UNESCO Weltkulturerbe ist. Klein aber fein, war es super beeindruckend zu sehen wie die Leute da mit einfachsten Mitteln auch heutzutage noch wohnen. Kleine, dunkle Räume ohne Elektrizität, enge Gassen und eine atemberaubende Aussicht. Das Dorf ist so gut erhalten, dass in den letzten 50 Jahren dort auch etliche Filme gedreht wurden - inklusive James Bond, die Mumie, Gladiator und Game of Thrones. 







Nach einem ordentlichen Mittagessen ging es weiter durch das Gebirge, mit zahlreichen Stops zum Aussicht bewundern und Beine vertreten. Nach Einbruch der Dunkelheit erreichten wir dann ein kleines Dorf irgendwo in der Nähe von Ouarzazate, wo wir in einem sehr spartanischen und vor allem eiskalten B&B übernachtet haben. Ich wurde von Kollegen die schonmal dort waren vorgewarnt, dass die Nächte im Gebirge und der Wüste das Schlimmste werden - logischerweise keine Heizung, bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. Wir waren also vorbereitet und ich hatte wirklich alles an was ging - Strumpfhosen, Jogginghose, Top, Shirt, Thermoshirt, dicker Pullover, Fleecejacke und meine dicke Winterjacke obendrüber, inklusive Mütze, Schal und Handschuhe und zwei Kapuzen. Als kugelrunde Michelin Männchen haben wir uns unter die Wolldecken gelegt und so halbwegs überlebt. Warm war es jetzt nicht, aber es war auch nicht so dass ich vor Kälte nicht schlafen konnte. Aber was soll man auch anderes erwarten in einem Spanplatten Bungalow bei eisigen Temperaturen? Draußen war es auf jeden Fall nicht kälter als drinnen. 

Am nächsten Morgen wurden wir von unserem Bus wieder aufgesammelt und fuhren zur Skoura Oase - einem kleinen Dorf in einem wunderschönen Tal.Wir machten einen Spaziergang über die Felder, wobei uns unser Guide erklärt was hier normalerweise alles wächst - Mango, Granatapfel und lauter andere Leckereien - allerdings war ja Winter, von daher gab es nix zu sehen. Im Dorf angekommen besuchten wir eine Familie die Teppiche herstellt. Ja, es war touristisch und natürlich hätten sie es gerne gehabt wenn wir was mitgenommen hätten, aber es war auch sehr spannend und wir haben viel gelernt. Zum Beispiel dass nur die Frauen knüpfen, während der männliche Teil der Familie oftmals hunderte Kilometer entfernt im hohen Atlas die Tiere versorgt. Und das Babykamelwolle weich wie Kaschmir ist. Moderne Nomaden nannten sie sich: durchaus mit dem neusten Smartphone ausgestattet, doch trotzdem mit den Ziegen und Schafen draußen unterwegs, jede Nacht woanders. 








Vorbei an einem wunderschönen Tal, von dem ich den Namen leider vergessen habe, ging es als nächstes zum Todhra Valley, einer 15 Km langen Schlucht, durch die sich ein erstaunlich warmes Bächlein schlängelte. Links und rechts gehen hunderte Meter die sandfarbenen Klippen hoch, hinter jeder Ecke finden sich neue Kletterer die die steilen Felsen hoch kraxeln. Die Sonne tauchte das ganze noch in ganz wunderbar leuchtende Farben - es war einfach herrlich! Wir liefen die Schlucht entlang bis zur Quelle, bei der sich Hirten mit ihren Schafen versammelten und ihren Tieren eine Pause gönnten. 











Doch nun sollte es endlich zum eigentlichen Highlight des Trips gehen, der Sahara! Nach weiteren drei Stunden im Bus sahen wir die ersten Dünen am Horizont auftauchen und waren gleich ganz aufgeregt. Nach einem kurzen Offroad Teil erreichten wir das Base Camp, wo unsere Rucksäcke in Autos und wir auf Dromedare verladen wurden. Ein klein wenig Unwohl war mir bei der Sache schon, die Tiere sahen zwar nicht heruntergehungert aus, aber dass denen das so unglaublich viel Spaß macht den ganzen Tag Touristen durch die Wüste zu schleppen kann ich mir auch nicht vorstellen. Aber es war tatsächlich sehr cool die unglaubliche Landschaft von einer Etage höher betrachten zu können, und der Guide hat auch spannende Sachen erzählt: die Sandwüste hat an dieser Stelle wohl eine Ausdehnung von 50x50Km, wonach dann Steinwüste beginnt. Regnen tut es wohl kaum, und im Sommer kann es bis zu 70 Grad heiß werden (ich nehme allerdings an er meint in der Sonne, nicht Lufttemperatur). Seine Familie sind wohl auch Nomaden und gerade 300Km weiter in der Wüste mit den Tieren unterwegs, wann er sie das nächste Mal sehen würde wusste er nicht so genau. Wenn ich da an meinen eng getakteten Terminkalender und schnöden Bürojob in London denke, ist das schon was anderes. 







Nach einer guten halben Stunde war die Tour dann auch vorbei und mein Dromedar Hannelore durfte wieder ihrer Wege gehen. Wir bezogen in der Zwischenzeit unser Camp. Auf's Schlimmste vorbereitet (wir hatten von Strohmatten unter freiem Himmel gehört), waren wir absolut begeistert von unserer Unterkunft. Die kleinen Zelte hatten zwei Doppelbetten mit richtigen Matratzen, Strom, Licht und sogar Toiletten! Wir wussten gar nicht wohin mit unserer Euphorie. Doch die Unterkunft konnte später weiter erkundet werden, denn den Rest des Nachmittages wollten wir in den Dünen verbringen. Auf eigene Faust zogen wir los, die Dünen hoch und runter, und konnten uns gar nicht an diesem unglaublichen Anblick satt sehen. Sand wohin man auch schaute, golden und warm und frei von jeglicher Umweltverschmutzung. Natürlich waren wir nicht die Einzigen, aber es war nun wahrlich genug Wüste für alle da und somit hatten wir nie das Gefühl im Massentourismus zu stecken, sondern in unserem ganz persönlichen 1001 Nacht Erlebnis. 













Sobald die Sonne untergegangen war wurde es schlagartig wieder kalt, und so wie wir uns am Vormittag immer von unseren vielen Schichten befreit haben, zogen wir sie jetzt wieder an. Nach einem sehr leckeren Abendbrot im Hauptzelt schnappten wir uns ein paar Decken und stapften nochmal los, um uns hinter der nächsten Düne in den Sand zu legen. Zwar war es stockfinster und mit um die Null Grad auch nicht wirklich warm, aber den Sternenhimmel wollten wir uns nicht entgehen lassen. Bei Tageslicht war es was unter unseren Füßen lag was uns an der Wüste begeisterte, in der Nacht war die Show hoch über unseren Köpfen zu finden. Und was für eine Show das war! So viele Sterne und Sternschnuppen habe ich noch nie in meinem Leben gesehen. Man hatte das Gefühl es hört gar nicht mehr auf, und hat ständig etwas neues entdeckt - es war wie Fernsehen! Die Milchstraße war deutlich zu sehen, auch einige Sternbilder haben wir erkannt, und uns beim Philosophieren über das Universum unglaublich glücklich geschätzt auf dieser wunderschönen Erde zu sein. Genau solche Momente sind der Grund, warum ich das Reisen so liebe: weit weg vom Alltag wird mir immer wieder bewusst wie klein und unwichtig meine "Probleme" zurück im normalen Leben sind, wie viel mehr es noch zu entdecken gibt und wie dankbar ich sein sollte das alles erleben zu dürfen. Wir sind so ein winzig kleiner Punkt auf dieser Erde, umgeben von atemberaubender Natur und unendlich vielen Sternen. Es war absolut magisch. 



Nach einer gar nicht so kalten Nacht (dank vieler Schichten Klamotten), ging es im Dunkeln zum Frühstück, und anschließend sahen wir uns den Sonnenaufgang an. Leider geht die Sonne hinter dem Gebirge auf, sodass wir zwar einen goldenen Schimmer, aber nicht wirklich die glutrote Sonne gesehen haben. Schön war es trotzdem, und wir sind beseelt zurück in unseren Bus gestiegen, um die 9-stündige Fahrt nach Marrakesch anzutreten, und danach noch weiter drei Stunden zurück nach Agadir zu fahren. Gegen 22.30 sind wir dann endlich wieder in unserem Surfhouse angekommen, haben den Wüstensand aus den Haaren gespült und mit dem Rest der Truppe auf der Dachterrasse ins neue Jahr gefeiert. Möge 2020 genauso voller Abenteuer und Erlebnisse sein wie das letzte Jahr!

Cheers!

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