Sonntag, 23. Februar 2020

Yalla Yalla: von Berbern, Kamelen und arabischen Wellen - Marokko PART II

Hello my Dears, 

wenn jeder einzelne Tag des Jahres so wäre wie es der Erste war, ich hätte nichts mehr hinzuzufügen und würde glücklich alt werden können. Nach unserem Wüstentrip und low key Silvester auf der Dachterrasse, ging es am Neujahrstag für uns schön früh los, als es draußen noch ziemlich dunkel und ziemlich kalt war. Dick eingemummelt zurück auf die Dachterrasse zu einem ordentlichen Frühstück, und kurz darauf ging es an den Strand. Endlich ein paar Wellen reiten! 



Diesmal hatten wir uns im Bluewave Surfhouse in Anza eingemietet, einem minikleinen Dorf gut 20 Minuten von Agadir entfernt. Allerdings gab es zwei Surfhäuser, und wir wohnten in dem in Tamraght, was wiederum 5 Minuten von Anza entfernt ist. Als ich die Buchung gemacht habe fand ich das erst ein bisschen doof und wollte gerne an dem Hauptstandort wohnen (da war aber schon alles ausgebucht) - aber im Endeffekt war es total egal. Das Team hat jeden Morgen und Abend mehrere Transfers organisiert, sodass man immer einfach von einem Punkt zum anderen kam. Frühstück und Abendessen gab es also bei uns, Mittag in Anza, wo man den Wellen zusehen konnte während man seine Linsen verspeist hat. Und Yoga gab es obendrauf auch noch!



Am ersten Morgen in Anza angekommen war erstmal alles ein bisschen chaotisch. Alle stürmten in verschiedene Richtungen davon und keiner wusste so richtig wo wir hingehörten. Nach einigem hin und her haben wir dann herausgefunden dass unsere Surfstunde erst am Nachmittag stattfinden sollte, und wir den Vormittag frei hatten. Da keiner wirklich eine Ahnung von der Planung hatte, haben wir uns einfach selbstständig die nächstbesten Wetsuits und Boards geschnappt, und ab ging die wilde Fahrt! Beim Aufwärmen haben wir gegrinst und uns wie richtige große Surfer gefühlt, die schon ganz alleine ins Wasser gehen können, ohne Aufpasser. Die Euphorie, durch das monatelange Warten, und dann geht es plötzlich los - wir waren wie kleine Kinder die endlich in die Sommerferien fahren durften. 

Und die Wellen waren PERFEKT! Schöne runde 1-1,5m Wellen, wie gemacht für uns gerade mal so Fortgeschrittenen. Wir vergeudeten gar keine Zeit mit Weißwasser, sondern gingen gleich ins Line Up zu den grünen, ungebrochenen Wellen. Diese erste Surfsession ist immer irgendwie magisch, man hat sich so lange darauf gefreut und im trockenen Gym darauf vorbereitet, ist voller Adrenalin und hat vor allem noch alle Kraft der Welt. Und nach zwei Stunden watet man mit wabbeligen Schultern und Armen, aber dafür mit dem breitesten Grinsen wieder aus dem Wasser. Eigentlich ist es doch schon ein seltsamer Sport, man schmeißt sich auf ein Stück Kunststoff und versucht quasi auf dem Wasser zu stehen und die sehr eigensinnigen Wellen zu kontrollieren. Und dafür nimmt man im Kauf minutenlang gegen brechende Wellen zu paddeln, im Schleudergang aus dem Meer gespuckt zu werden, auf Steine zu knallen, Sand wirklich ÜBERALL hinzubekommen, nur für ein paar Sekunden auf der Welle. Und dann das Ganze wieder von vorne - lustig, eigentlich sollte das abschreckend klingen, aber schon beim Schreiben dieser Zeilen kann ich es kaum abwarten genau das wieder zu erleben. 



Am Nachmittag traten wir dann unsere Surfstunde an, die nach einem weiteren Warm Up noch zwei weitere Stunden im Wasser brachte. Zwar können wir natürlich alleine Surfen gehen, aber bisher fanden wir es immer ganz praktisch noch einen Surfcoach dabei zu haben. Erstens sind wir natürlich trotzdem noch am Anfang unserer Surfkarriere, und können jeden Tipp gebrauchen, und zweitens lernt man von jedem Coach auch noch was anderes und neues. Gerade da wir immer in verschiedenen Ländern bei sehr unterschiedliche Konditionen surfen, haben die Coaches auch ein bisschen verschiedene Arten und Weisen die Dinge anzugehen oder sie zu erklären. Von daher hören wir uns immer ganz gerne an was sie uns so empfehlen, und versuchen dann dass was für uns funktioniert umzusetzen. 



An diesem ersten Abend lagen wir vor dem Abendessen im Bett, und ich konnte ungelogen jeden einzelnen Muskel meines Körpers spüren. Ich war an dem Punkt angelangt, wo es kein Muskelkater in dem Sinne ist, also wo es nur bei Bewegung wehtut, sondern ich lag einfach nur da und habe mich nicht bewegt, und alles brannte. Jeder einzelne Muskel summte vor sich hin und versuchte krampfhaft mit dieser ungewohnten Belastung umzugehen - und das war erst Tag 1! Das ist ein kleines bisschen das Problem an Surfurlauben: trotz meines strikten Gym Regimes und insgesamt aktiven Lifestyles, kein Training an Land kommt auch nur annähernd daran wie es ist mehrere Stunden im Wasser zu verbringen. Wir müssen einfach mehr Surfen!



Und mehr oder weniger nach diesem Schema verliefen dann auch die restlichen Tage, frühes Aufstehen und Frühstücken, Transfer nach Anza, Vormittag oder Nachmittag Surfstunde und eine freie Surfsession. Insgesamt wurde die Sache auch nicht viel organisierter - so richtig hatte nie jemand irgendeine Ahnung von Abläufen und man musste sich sehr viel selbst kümmern. Es war kein Problem, aber manchmal doch ein kleines bisschen frustrierend. Aber erstmal ist man in Marokko, wo die Uhren eh anderes ticken, und zweitens wurde das Camp von Spanieren geführt, wo, sagen wir mal so, es nicht unbedingt unüblich ist dass Organisation nicht zu ihren Stärken gehört. Das Gute an der Sache war dass wir wirklich unglaublich frei waren, und da der Strand direkt vor unserer Nase lag konnten wir zu jeder Zeit unsere Wetsuits und Boards schnappen und uns in die Wellen stürzen, ohne dass wir jemanden fragen oder Bescheid sagen mussten. Wir waren in einem herrlichen Rhythmus:  eat, suf, eat, surf, eat, sleep - repeat. Manchmal sind wir durch die Gassen von Anza geschlendert, einmal waren wir auf dem lokalen Markt. Allerdings war das Dorf wirklich seeeeehr klein, von daher gab es nicht wahnsinnig viel zu sehen. Die meiste Zeit außerhalb des Wassers verbrachten wir tatsächlich auf den Dachterrassen der Surfhäuser, wo alle Mahlzeiten gereicht wurden und wir uns generell zum Sonne und Kraft tanken aufhielten. Es gibt nichts Entspannteres als sich nach der ersten Session des Tages (bei der es meist noch recht kühl war) aus dem Wetsuit zu schälen, in trockene Klamotten zu schlüpfen, was zu essen und dann mit der stärker werdenden Sonne aufgewärmt zu werden, bevor man in einen leichten Mittagsschlaf fällt...ich sage ja, wäre nur jeder Tag so wie der erste dieses Jahres. 




Am letzten Tag, in unserer letzten Surfsession, war es dann doch nochmal kurz spannend. Philip und ich waren alleine draußen, und haben schon eine Ewigkeit im Wasser verbracht, als ich auf irgendwas Spitzes getreten bin. Es hat sich so angefühlt wie ein spitzer Stein, oder eine Scherbe oder so. Das tat schon ganz gut weh, aber man hat nichts gesehen, von daher habe ich mir nicht wirklich Gedanken gemacht. 10 Minuten später ist es dann aber so schlimm geworden, dass ich rausgehen musste, und sobald ich das kühlende Wasser verlassen habe war es kaum auszuhalten, so sehr tat mir der Fuß weh. Die Schmerzen strahlten bis in den Knöchel, auftreten konnte man total vergessen aber auch wenn ich den Fuß in die Luft hielt und nichts tat es höllisch weh. Wir hatten gehört dass es in den Tagen als wir in der Wüste waren wohl sehr viele Feuerquallen gegeben haben muss. Wir hatten keine einzige gesehen, aber dachten dann dass sich vielleicht doch noch eine versteckt hatte, und ich gerade die erwischt habe. Da bei Quallen Wärme hilft, hab ich mein Fuß dann schnell unter die warme Dusche gehalten, womit es tatsächlich etwas erträglicher wurde. Inzwischen war meine Ferse mega angeschwollen und hatte einen bläulich rote Streifen - ein weiteres Zeichen für uns dass es eine Qualle war. Den Rest des Tages hielt ich den Fuß in die wärmende Sonne, und wenn ich nicht drangekommen bin oder laufen musste ging es auch, das Schlimmste war nach einer guten Stunde vorbei würde ich sagen. 
Auf dem Heimflug am Abend schrieb ich meiner Familie davon, und meine Schwägerin hatte die entscheidende Idee, die sich als richtig herausstellen sollte - es war keine Qualle, sondern ein Petermännchen! Ein kleiner, mieriger Fisch mit einem Haufen Stacheln auf dem Rücken, der sich gerne im Ostatlantik im flachen Wasser im Strand einbuddelt. Alle Symptome passten wie die Faust aufs Auge, inzwischen konnte man auch den Einstich sehen, der auch jetzt, fast zwei Monate später noch deutlich erkennbar ist. Das ganze hat bestimmt 3 Wochen gedauert um abzuschwellen und nicht mehr weh zu tun, immerhin zählt das Petermännchen zu den giftigsten Tieren die wir in Europa haben und hat sogar schon den einen oder anderen Touristen der schlimmer darauf reagiert hat ins Jenseits befördert. Also Leute, immer schön aufpassen wo ihr hintretet!




Insgesamt war es mal wieder ein wunderbarer Trip, und ich hätte gut und gerne noch ein paar Tage länger am Strand verbringen können. Alleine die Tatsache dass wir im tiefsten Winter eine ganze Woche nur Sonnenschein und strahlend blauen Himmel hatten, und am Nachmittag auch durchaus bis zu 25 Grad, war so unendlich schön. Marokko an sich wird glaube ich nicht zu meinem Lieblingsland, weil ehrlich gesagt wenn man keinen Wüstentrip oder Surfen geplant hat, wüsste ich nicht so genau wie ich mir dort die Zeit vertreiben sollte. Für das was wir gemacht haben war es allerdings perfekt, wir haben was vom Land gesehen und über die Leute gelernt, und konnten unsere Skills im Wasser ein bisschen verbessern. Die Videos und Fotos sind übrigens nur im Weißwasser, da es bei den grünen Wellen einfach zu tief und stürmisch ist um da gut filmen zu können - aber seid euch sicher, wir können auch größere Wellen! Das nächste Mal werden wir uns im Mai ins kühle Nass stürzen, und zwar quasi auf Heimatboden - denn nachdem wir in etlichen Ländern gesurft sind, werden wir nun endlich mal die britische Küste auskundschaften. Stay tuned!

Cheers!


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