Freitag, 25. September 2015

Besuch von der Queen, englischer Adorno und ganz viele Hochzeiten!

Hi folks!

Seit genau 23 Tagen bin ich nun hier, im wunderschönen, windigen, kalten, manchmal regnerischem aber auch sonnigen Schottland, bzw. in Edinburgh. Nach mehr als drei Wochen würde ich von mir behaupten, dass ich mich ziemlich gut eingelebt habe und mich mit meiner neuen Umgebung mehr als angefreundet habe. 

Edinburgh ist wirklich wunderschön. Wenn man hier ankommt, hat man als erstes das Gefühl in Hogwarts zu sein. Die ganzen alten Häuser, die Stein auf Stein gebaut sind und dadurch ein düsteres Flair verbreiten, die kleinen verschlungenen Gassen, die sich über die Hügel Edinburghs auf und ab schlängeln, und nicht zuletzt die unzähligen Pubs und kleinen Cafés, die am Rande fast jeder Straße zu finden sind. Edinburgh wird von den Einheimischen grob in Old Town und New Town unterschieden: die Old Town südlich des Bahnhofes, mit den ganzen kleinen Straßen und Treppen, sowie dem Castle. Und auf der anderen Seite, nördlich vom Bahnhof liegt die New Town, die großen Paläste die sich entlang der Princess Street und folgenden finden lassen. Unterteilt werden die beiden Teile durch einen unendlich langen Graben, die Princess Street Gardens. Mitten durch die Stadt sind diese eine grüne Oase, in welcher sich die wenigen (aber dafür umso intensiveren) sonnigen Nachmittage gut verbringen lassen. 

Abgesehen von den vielen Sachen die die Stadt an sich zu bieten hat, gibt es auch fast jede Woche irgendein spannendes Ereignis in Edinburgh. Vor ein paar Tagen startete zum Beispiel eine Etappe der "Tour of Britain", der großbritannischen Entsprechung der Tour de France, in Edinburgh. Ungefähr 150 Starter waren unterwegs und kämpfte sich bei nass-kaltem Wetter die Royal Mile hoch, eine ziemlich steile Kopfsteinpflasterstraße. 

Kurz darauf gab es am selben Ort schon das nächste Spektakel, "The riding of the marches". An diesem Tag ritten ungefähr 200 Reiten samt Pferd erst durch die Gegend rund um Edinburgh und kamen am Nachmittag als großer Festumzug in die Innenstadt. Den ganzen Tag über gab es schon etwas zu sehen, mit Dudelsacktruppen und Schießdarbietungen. Später kam dann die ganze Truppe zusammen,  große und kleine Reiter, mit großen und kleinen Pferden, und alle waren super gut gelaunt. 





Selbst die Queen war schon hier in den letzten paar Tagen! An dem Tag, an dem sie die am längsten regierende Monarchin Großbritanniens wurde, eröffnete sie eine Bahnstrecke zwischen Edinburgh und Tweedbank. Am selben Morgen sind wir durch die Innenstadt gelaufen, als plötzlich ein Konvoi mit mehreren Polizeimotorrädern und drei schwarzen Autos an uns vorbeigefahren ist - wer weiß, vielleicht war sie es ja?!

Neben den zahlreichen Attraktionen bin ich aber natürlich hauptsächlich zum Studieren hier. Ich habe jetzt die zweite Woche Vorlesungen hinter mich gebracht und bin bis jetzt eigentlich ziemlich zufrieden. Ich habe zwar nur zwei Tage in der Woche mit ingesamt vier Vorlesungen, trotzdem hat man hier gut zu tun. Warscheinlich bin ich zu verwöhnt von meiner deutschen Dorfuni, an der wir so gut wie nie etwas selbst machen mussten, aber das Pensum an Selbststudium hier ist schon echt ordentlich. Ohne mit der Wimper zu zucken bekommt man hier 100 Seiten lesen aufgebrummt - und das jede Woche, in jedem Kurs! Als ich dann also Adorno auf Englisch lesen musste, hab ich doch kurz die Lust verloren. Aber insgesamt ist es schon echt cool, die Uni ist unglaublich schick und modern, mit mehr als 1000 frei herumstehenden Computern (für gerade mal 5000 Studenten!) und einer Mensa, die einem ziemlich guten Restaurant nahekommt (leider sind die Preise dadurch auch etwas höher). Unsere Profs sind alle super entspannt und locker drauf, hier wird jeder nur mit Vornamen angesprochen und es ist durchaus normal dass man mit seinen Vorlesenden auch mal in den Pub geht. Gleichzeitig haben die aber auch alle so viel drauf, dass man sich wirklich wie an einer Eliteuni fühlt. Wen meine Dozenten schon alles getroffen haben, mit wem sie schon gearbeitet haben, wo auf der Welt sie schon gelebt haben - das ist wirklich sehr beeindruckend. 

Natürlich gibt es auch negative Aspekte an der Uni. Was mich zum Beispiel ziemlich nervt, ist die viele Technik. Anstatt einfach eine PDF hochzuladen oder einen einfachen Login zu benutzen, muss man sich hier erst über drei Verschlüsselungen und zwei neu heruntergeladenen Programmen anmelden, um seinen Stundenplan zu sehen. Ich meine Sicherheit mit persönlichen Daten und so ist ja schön und gut, aber es muss auch noch bedienbar sein für jemanden der nicht Informatik studiert hat. Außerdem gibt es an meiner Uni tatsächlich eine Anwesenheitspflicht. Jedes Mal wenn ich in das Gebäude komme muss ich am Eingang meinen Studentenausweis vorzeigen, sonst werde ich erst gar nicht reingelassen. Und dann muss ich mich vor jeder Vorlesung vor dem Raum an so einer kleinen Box einchippen, also meinen Ausweis gegen das Ding halten und warten bis die grüne Lampe lecuhtet. Wer nicht oder zu spät zur Volesung erscheint wird als abwesen registriert, und muss irgendwann zum Gespräch zu seinem PAT. Womit wir schon beim nächsten sind: der PAT ist der Personal Academic Tutor. In meinem Fall ist es einfach mein Studiengangsleiter, mit dem ich mich mindestens zweimal im Semester treffen muss. Vor dem ersten Treffen wusste ich gar nichts so richtig damit anzufangen, war man in Deutschland doch nicht mehr als eine Nummer. Hier sollte ich mich eine halbe Stunde lang mit ihm unterhalten! Eigentlich ist die Idee dahinter jedoch ganz gut, man möchte dass die Leute zur Vorlesung kommen, deswegen sollen sie sich einchippen. Außerdem sollen sie immer einen Ansprechpartner haben, der ihnen bei jeglichen Problemen hilft. Als ich meinem PAT erzählt habe, dass sowas in Deutschland überhaupt nicht üblich ist, meinte er auch: "In anderen Ländern sind die Studenten für die Profs da. Hier sind wir für die Studenten da." Und das Gefühl habe ich wirklich. Jeder an dieser Uni versucht es den Studenten so einfach und angenehm wie möglich zu machen. Es gibt unendlich viele Angebote: von Studienberatung über Hilfe in finanziellen Angelegenheiten, Büros für eigens gegründete Studentenunternehmen, einen Service dr hilft für Hausarbeiten Informationen zu suchen und sogar ein Emploayability Center - als Absolvent der Queen Margaret University hat man einen Lebenslangen Anspruch auf die Leistungen dieses Dienstes, die die Suche und Verittlung von Jobs beinhalten. 

Neben dem vielen Studieren muss ich aber natürlich auch noch etwas machen, wo ich mich vollkommen ausleben kann. Dank meiner wunderbaren Freundin Betty, die aus Ungarn kommt, aber in Edinburgh studiert und mit mir Erasmus in Bologna gemacht hat, habe ich es in weniger als drei Wochen hier schon zu einem Nebenjob geschafft! Seit letzter Woche arbeite ich bei 'Beautifully Covered', einem Unternehmen, welches die Dekoration bei Hochzeiten übernimmt. Wie die meisten von euch wissen war ich schon immer verrückt nach Hochzeiten, und einmal Wedding Planer zu sein schon immer ein kleinen Wunsch von mir. Jetzt plane ich zwar keine kompletten Hochzeiten, aber wenigstens schonmal die Dekorationen. Bis jetzt macht es mir wirklich unglaublich viel Spaß. Im Büro plant man die Aufträge für das nächste Wochenende, an welchem man dann gerne 10 Stunden pro Tag unterwegs ist um alles vorzubereiten. Dabei haben wir Zutritt zu den teuersten und schicksten Hotels und Locations in Edinburgh und Umgebung, müssen kreativ, organisiert und flexibel unter absolutem Stress (bis zu 15 Hochzeiten an einem Tag, die alle in verschiedenen Locations vorbereitet werden müssen) arbeiten. Ein Traum!

Für einen kleinen Eindruck: https://www.facebook.com/beautifullycovered?fref=ts

Cheers!

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