Dienstag, 1. Dezember 2020

Hellas! Vom Azurblauen Meer, Raki und ganz viel Ruhe - Kreta Part III

Hello my dears, 

huch, wie die Zeit vergeht! Gerade eben waren wir noch in Griechenland, und nun glitzert schon überall die Weihnachtsbeleuchtung. Doch auch wenn unsere Reise schon ein bisschen zurückliegt, möchte ich euch nicht den letzten Teil meines Berichts vorenthalten. Nach den wundervollen und ereignisreichen Tagen an der Nord- und Westküste machten wir uns nun auf den Weg in den Süden. Schon bei der Autovermietung und Heraklion erzählte uns der freundliche Mitarbeiter dass die wahre Schönheit Kretas im Süden der Insel liegt, fernab von Massentourismus und Hotelburgen, und wir wurden nicht enttäuscht! 

Unser erster Stop führte uns in ein so entlegenes Dorf, dass ich mir gar nicht sicher bin wie es eigentlich heißt - Agia Vasilios oder Agia Fotini wäre möglich, oder auch einfach Kerames, so eindeutig ließ sich das nicht zuordnen. Auf wunderschönen Bergstraßen fuhren wir immer weiter gen Süden, und sahen irgendwann das glitzernde, azurblaue Meer, tief unten am Fuß der sehr hohen Berge, welches quasi senkrecht herabzufallen schienen. Weiter oben am Berg gab es ein kleines Dorf mit einem Tante Emma Laden und vielleicht 20 Häusern, unsere Unterkunft sollte aber direkt am Wasser, ganz unten liegen. Die Straßen waren sehr schmal, sehr steil und sehr abenteuerlich, und wir hatten das eine oder andere Mal Bedenken ob unser kleiner Flitzer es überhaupt wieder hoch schaffen wird. Auch hatten wieder einmal nicht alle Straßen die auf Google Maps als Straßen eingezeichnet waren diesen Namen auch wirklich verdient, und so mussten wir nicht nur einmal rückwärts einen engen Weg wieder herunterfahren, mit gefühlt 90 Grad Steigung. Und voller Gesteinsbrocken, selbstverständlich. 




Aber alle Anstrengungen haben sich sofort gelohnt, als wir unser Zimmer bezogen haben  - inklusive Terrasse mit Meerblick und Privatstrand, auf der anderen Seite der Straße. Es gab außer unserer Pension nur noch ein weiteres Gästehaus, was aber komplett leer schien. Wir waren also tatsächlich ganz alleine und hatten die ganze Schönheit der Natur für uns. Eingezwängt zwischen Bergen und Meer, war es absolut herrlich. 








In den nächsten zwei Tagen machten wir die Strände in der Umgebung unsicher. Im Endeffekt kann man da nicht wirklich was falsch machen, es ist überall wunderschön, nur mehr oder weniger touristisch, und mehr oder weniger gemütlich. Den Strand im Kalypso Resort, der als einer der schönsten in der Gegend geführt wird und den man auch als Tagesbesucher in Anspruch nehmen kann, haben wir nach kurzem Überlegen ausgeschlagen - so schön die Natur dort war, es war so menschenleer dass wirklich überhaupt keine Atmosphäre aufgekommen ist. Also fuhren wir weiter am Damoni Beach vorbei, und wollten schon unsere Zelte am Ammoudaki Beach aufschlagen, bis wir durch Zufall das eigentliche Highlight gefunden hatten  - die winzig kleine Klisidi Bucht. Davon hatte ich vorher gelesen und wollte eigentlich unbedingt mal vorbeischauen, allerdings warnten viele dass sie nur sehr schwer zu erreichen ist und man kletterfeste Schuhe mitbringen soll. Nach unserem Erlebnis in der Schlucht am Tag zuvor hatten wir da aber nur wenig Lust drauf, und verwarfen die Idee. Aber als wir nun durch Zufall direkt davor standen, konnten wir uns doch nicht mehr zurückhalten. Wunderschön tiefblaues Meer, in einer winzigen Bucht die vielleicht 10m breit war. Und außer uns kaum ein anderer Mensch vor Ort. Wir schnallten also die Flip Flops an so gut es ging, und nach keinen 5 Minuten waren wir unten - von wegen Kletterschuhe! 




Das war wieder einer der Momente der mich daran erinnert warum ich das Reisen so liebe. Man nimmt sich etwas vor, macht einen Plan, und dann biegt man einmal falsch ab oder läuft ein paar Meter in die falsche Richtung, und steht vor einem absoluten Wunder der Natur. Einfach so, was schon immer da war und wohl auch immer dort bleiben wird. Man muss nur offen für Neues sein, für Umwege, für Komplikationen - und oft wird es mit atemberaubender Schönheit und unvergesslichen Erlebnissen belohnt. 

Noch so ein Erlebnis war übrigens der Weg dorthin - um von unserer Unterkunft am Fuß der Berge irgendwo hinzukommen, mussten wir natürlich immer erst wieder die Berge erklimmen, und uns von oben dann auf den Weg machen wo auch immer wir hinwollten. Bei dieser speziellen Strecke zur Klisidi Bucht stießen wir auf eine Bergstraße, auf die gerade frischer Kies aufgetragen wurde - und zwar wirklich ganz frisch! Über hunderte Meter waren ganze Berge von Kiessteinen aufgehäuft, und die Walze hatte gerade erst angefangen das ganze halbwegs platt zu machen. Mit unserem kleinen Flitzer hatte ich da doch ein ganz kleines bisschen Angst im Kiesmeer stecken zu bleiben - auf einer Einbahnstraße, steil die Berge rauf, ohne irgendwelche Zäune die uns vor dem Abgrund schützen würden...also Augen zu und Fuß aufs Gas, und ohne auch nur einmal anzuhalten (weil zu große Angst stecken zu bleiben), schafften wir es schließlich auf der anderen Seite anzukommen, mit 150 Puls - wir und das Auto. 



Die letzte Nacht unseres Trips verbrachten wir in Matala, der einzigen größeren Stadt auf dieser Seite der Südküste. Obwohl Stadt auch hier wohl übertrieben ist, denn viel los war nicht. Früher war Matala als Hippie Hochburg bekannt, man traf sich in den berühmten Höhlen in den Felsen und feierte Tag und Nacht. Heute lebt die Stadt von diesem Ruf, auch wenn die Hippies längst nicht mehr anzutreffen sind. Für länger muss man meiner Meinung nach die Gegend nicht besuchen, aber für einen kleinen Abstecher war es mehr als nett. 






Und das war es dann auch schon! Nach einer Woche waren wir wunderbar durchgebraten von der Sonne, vollkommen entspannt, und kugelrund gefuttert von köstlichstem Essen. Kreta ist auf jeden Fall eine Reise wert und erstaunlich groß - im Nachhinein war ich sehr erleichtert dass wir nur die halbe Insel umrundet haben, ansonsten hätten wir wohl wirklich die meiste Zeit im Auto gesessen. Reisen während der Corona Zeit hatte unglaubliche Vorteile - leere Strände, überall Parkplätze und ganz viel Ruhe. Manchmal aber ein bisschen zu viel davon: so schön es war sich nicht mit tausenden anderen Menschen wie die Ölsardine fühlen zu müssen, manchmal hat dadurch auch ein bisschen die Atmosphäre gefehlt. Denn wenn man der einzige Gast in der Taverne ist kann das sehr romantisch und exklusiv sein, oder auch ein bisschen einsam. Trotzdem bin ich froh dass wir das beste aus der Situation gemacht haben und ein weiteres Land von unserer Liste streichen konnten - und was für ein wunderschönes Land!

Cheers!

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